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Streamingdienst Google StadiaGoogle hat zu viel versprochen

Der US-Konzern fordert mit seiner Cloud-Gaming-Plattform Stadia Microsoft und Sony heraus. Aktuell bietet Stadia für Gamer*innen nur wenig Anreize.

Auf der Computer­spielmesse Gamescom wurde Stadia im August hoch gepriesen Foto: imago-images/Manngold

Berlin taz | Das Western-Epos Red Dead Redemption 2 auf einem klapprigen Notebook oder dem Smartphone zocken: Mit Google Stadia ist das kein Problem. Denn beim cloudbasierten Spieledienst übernehmen Googles Server die Berechnungen des grafikintensiven Spiels. Nicht weniger als die größte Revolution des Gamings sollte Stadia werden. Nach den ersten Tests macht sich aber vor allem Enttäuschung breit.

Zwar funktioniert die Streaming-Technologie durch Googles Server technisch schon jetzt besser als bei allen anderen Cloud-Gaming-Plattformen. Und trotzdem bietet Stadia im aktuellen Zustand kaum Gründe, weshalb Gamer*innen sich für die Plattform entscheiden sollten. Das liegt auch daran, dass Google viele Versprechen bislang nicht eingelöst hat, die im März noch großspurig angekündet wurden, etwa das nahtlose Wechseln zwischen Let's-Play-Video und eigener Spiel-Session.

Wie alle anderen cloudbasierten Spieleanbieter hatte auch Google Stadia bei seinem Start Anfang November mit Kinderkrankheiten zu kämpfen: Verzögerungen beim Spielen, unscharfe Bilder, Freischaltcodes für Vorbesteller, die erst mit Verspätung ankamen.

Die Liste mit Mängeln und Einschränkungen ließe sich ewig fortsetzen: Ein winziger Spielekatalog von 22 Games, nur unterstützte Pixel-Smartphones von Google. Mobiles Spielen, immerhin das Kernfeature des Dienstes, ist in öffentlichen WLAN-Netzwerken wegen Stadias Datenhunger (mindestens 4,5 Gigabyte pro Stunde) meist unmöglich; mobiles Datenvolumen wird offiziell nicht unterstützt. Von Stadias Slogan „Play Anywhere“ bleibt nicht mehr viel übrig.

Wird Stadia bald beerdigt?

Ein Insider verriet inmitten der ganzen Aufregung, dass die Vorbestellerzahlen von Stadia bislang unter den Erwartungen blieben. Laut einer Schätzung wurde die Stadia-App für Android und iOS rund 175.000 Mal heruntergeladen – meilenweit entfernt von Googles angepeilter Milliarde begeisterter User. Kritiker*innen sprechen bereits von einem gigantischen Flop, den Google auf seinem wachsenden Friedhof misslungener Applikationen bald wieder beerdigen wird.

Der Eindruck entsteht, weil Google nicht offen kommuniziert und zu viel versprochen hat. Der Streamingdienst ist aktuell kein fertiges Produkt für die Allgemeinheit, sondern ein überteuerter Beta-Test. Versprochene Features werden in den kommenden Monaten ziemlich sicher nachgereicht. Die monatliche Gebühr von zehn Euro wird ab 2020 nur noch für die hochauflösende 4K-Grafik notwendig sein.

Und auch der Spielekatalog wird kräftig wachsen mit Exklusiv-Titeln durch Googles eigenes Entwicklerstudio. Doch auf lange Sicht muss Stadia sein Geschäftsmodell dringend ändern. Denn sonst könnte der Dienst in ein paar Jahren wirklich wieder eingestellt werden.

Stadia ist kein Netflix für Games

Games müssen auf Stadia einzeln gekauft werden. Schon zum Release wirkt das völlig aus der Zeit gefallen. Denn wie zuvor bereits die Musik- und Filmbranche durch Abo-Modelle umgekrempelt wurden, setzen sich Abos seit ein paar Jahren auch im Games-Bereich durch. Seit 2017 bietet Sony in Deutschland etwa mit Playstation Now die Möglichkeit, alte Playstation-Spiele im Paket zu streamen. Microsoft schnürt mit seinem Xbox-Gamepass dutzende Spiele im Paket zusammen. Die Spielestudios Electronic Arts und Ubisoft liefern ebenfalls Abomodelle.

Warum sollten User*innen nun Spiele einzeln zum Vollpreis oder gar nochmal kaufen, die auf Stadia teilweise sogar teurer als auf anderen Plattformen wie Steam sind? Wer sich etwa eine gebrauchte Playstation 4 und Red Dead Redemption 2 kauft, zahlt aktuell weniger als für das Starter-Paket von Stadia mit dem Western-Spiel. Und kann dann auch noch spielen, wenn einmal das Netz ausfallen oder Stadia abgeschaltet werden sollte. Die Frage ist, ob Google sein Geschäftsmodell auch in Richtung Spiele-Flatrate ändern wird.

Abgesehen davon muss Google für den Games-Markt mehr bieten als eine schnelle digitale Cloud-Infrastruktur. Nämlich Expertise für Games, die Konkurrenten wie Sony und Microsoft schon seit Jahrzehnten sammeln. Schon der Tech-Riese Amazon hat mit einem eigenen Spielestudio versucht, Games zu entwickeln, ist damit aber nur wenig erfolgreich. Googles eigenes Games-Studio muss exklusive Titel anbieten und so ein ähnliches geschlossenes Ökosystem bilden wie Sony und Microsoft, um mithalten zu können.

Währenddessen arbeitet Microsoft mit Hochdruck an seiner eigenen Streaming-Technologie und kooperiert mit Sony, die den Preis ihres Playstation-Now-Angebots zum Stadia-Release um die Hälfte gesenkt haben. Der Kampf um das erste wirkliche Netflix für Games hat erst begonnen.

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8 Kommentare

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  • Ich spiele auf Stadia seit 19. November 2020.

    Negativ:



    -fehlende versprochene Features



    -viele Spieletitel haben Releasedaten nach hinten korigiert(allerdings auf allen Plattformen)



    -RaspberryPi wird nicht unterstützt

    Positiv:



    +Der vermeintlich teure Betatest ist keiner. Die Hardware die man erhält ist voll Funktionsfähig und kann auch für andere Zwecke wie Videostreaming oder im Falle des Controllers bei Steam oder anderen PC-Spielen genutzt werden. Zu dem erhielt ich seit dem 8 kostenlose Spiele! Diese laufen Latenz und Störungsfrei seit Tag 1.



    + Bugs, Server-Verbindungsabbrüche oder Ladezeiten die Aufgrund von Serverfehlern nicht enden wollen, wie ich es als PS4pro Spieler z.B. bei RDR2 täglich erfahren musste gibt es nicht mehr!



    +Mal abgesehen von meinem Arbeitsplatz, wo meine Internetverbindung hinter 4 WLAN-Repeatern und einem Switch mit unter 10 Mbit/s herauskleckert, kann ich es überall nutzen. Am Ende jedes Monats blase ich via Wifi-Hotspot so die letzten freien Gigabytes meines Handyvertrages raus



    +Ich brauche nun nie wieder in Gaminghardware investieren. Ein guter PC ohne Monitor und Peripherie, geschweige denn Windows kostet 800€ . Dafür kann ich 1 1/2 Jahre Stadia pro abbonieren.



    +Das muss ich nicht mal tun, weil es stadia in HD auch kostenlos gibt. Und Hand auf's Herz, wieviele Spieler am PC haben einen 4K Monitor(stand heute)?



    + Ich kann vorhandene alte Hardware nutzen! Gebrauchte Gamecontroller von PS3, ebenso wie generische Controller vom Flohmarkt, wenn mir Tastatur und Maus nicht passt. Auch alte Laptops, mit MacOS, Linux ect. So lange der aktuelle Chromebrowser drauf läuft.

  • Also ich kann die Meinung zur schlechten Performance absolut nicht verstehen. Ich spiele mit einem Chromecast Ultra an einem LG OLED 65C8LLA, und habe eine Telekom 250mbit Leitung. Obwohl Tomb Raider nicht nativ auf 4k läuft sondern hochskaliert wird, sieht das Bild einfach nur köstlich aus! Ich kann auch keine Lags oder ähnliches feststellen. Gut, einmal hat mein Kontroller etwas gelagt, aber ansonsten läuft das Ding super.

    Gut, das mit den AAA Titeln ist halt Schwachsinnig. Hat Google aber schon verstanden und in den kommenden Monaten wird sich das Bezahlmodell verändern.

    Und so richtig eingestampft wird Stadia natürlich nicht. Gamestreaming ist die Zukunft und ist unausweichlich. Gebt der Sache noch ein Jahr, und Stadia wird das sein wie es jetzt schon sein soll!

    Gruß

  • Was die Leute die Abos so beweihräuchern immer wieder vergessen. (Wer soll den alte Spiele nochmal kaufen)

    Das die Spieleindustrie doch nicht stehen bleibt.... Man muss doch nicht jedes alte Spiel auf Stadia kaufen. Im Gegenteil. Warum etwas neu kaufen, was doch offenbar bereits funktioniert sonst hätte man diese alten Spiele wohl kaum. Und zukünftig aber zukünftige Titel kann man halt teilweise auch in der cloud spielen....

    Ich nutze Stadia genau wegen des Verzichts auf ein abomodell. Die Auswahl bei spielen ist viel begrenzter als bei Musik. Dadurch fällt es stärker ins Gewicht wenn einem Mal ein Titel fehlt da es von der selben Person (dem selben Studio) nicht einfach Mal 10 weitere Titel gibt als Ersatz....

    Zudem gibt es nichts ärgerliches für mich als wenn ein gerade gespielten Spiel aus dem Katalog fliegt. Und mangels Zeit Spiele ich Spiele über nen langen Zeitraum..... Bevor ich dann ein Triple A Titel über 6 Monate abonniere und dabei doppelt bis dreifach draufzahle Kauf ich es mir dann doch lieber....

  • Kein Wort zu Shadow von Blade SAS? Das funktioniert seit letztem Jahr September in Deutschland und das von einem kleinem, französischen Startup. Dort hat man ein vollwertiges Windows System, wo man sämtliche Laucher wie Steam, GoG, Epic etc. installieren kann.

    Auch 4K geht und sogar selbst gewählten Auflösungen (nicht nur 16:9 in 1080p und mit Glück in 4K). Google hat da eine Totgeburt par excellence auf den Markt gebracht und wenn sie ihre Nutzer weiterhin so einschränken, wird sie auch nicht mehr lebendig.

    Traurig nur, dass Stadia den Ruf von Cloud Gaming so noch mehr zum Einsturz bringt. Denn Dienste wie Shadow oder sogar GeForce Now funktionieren - Bandbreite von 20-30k Minimum vorausgesetzt - nahezu einwandfrei.

  • Ich zocke seit 28 Jahre und Games sagt wirklich niemand.

  • Also zwei Dinge sind wirklich Quatsch:



    das Bandbreitenproblem und die Sache mit den Abos.



    Bandbreite ist nur in good old Germany ein Problem, im Rest der Welt nicht wirklich und hoffentlich ändert sich das hier auch bald.



    Zweitens wollen die meisten Gamer kein Abo, siehe Steam.



    Ich denke, dass Stadia gute Chancen hat, sich durchzusetzen, da die Technik prinzipiell gut funktioniert.



    Das meint auch die CT: www.heise.de/ct/ar...h-gut-4589454.html



    Besser Mal den Artikel lesen...

    • Denis Giessler , des Artikels,
      @Surfbosi:

      Danke für die Anmerkungen, den Heise-Artikel habe ich selbstverständlich gelesen. Zum ersten Punkt: Es geht nicht primär um die Bandbreite der Leitung, sondern um den Datenverbrauch. Wenn Stadia im datensparsamsten Modus 4,5 Gigabyte pro Stunde verbraucht, möchte ich gern mal das öffentliche und kostenlose WLAN-Netz sehen, das so viele Gigabyte kostenlos zur Verfügung stellt. Dazu gibt es im Netz auch Texte aus den USA, die sagen: Spielen ist so nicht möglich.

      Zum zweiten Punkt: Stadia zielt nicht primär auf die Gamer ab, die auf Steam, im Epic Store, auf GOG etc. aktiv sind. Stattdessen will Google bisherige Nicht-Spieler durch die geringe Einstiegshürde zum Spielen bringen. Und für Menschen, die sich nicht sicher sind mit dem Spielen und nur kurz einen Blick drauf werfen wollen, ist ein befristetes Abo-Modell viel praktischer als für ein Spiel beispielsweise 60 Euro zu zahlen.

  • Das Problem bezüglich Auswahl/Abo-Modell dürfte nicht zuletzt darin begründet sein, dass Stadia auf Linux/Vulkan-Basis läuft. Google kann also nicht einfach Titel lizensieren und hochladen, sondern ist darauf angewiesen dass die Game-Studios eine entsprechende Portierung machen. Ob sich der damit verbundene Aufwand rechnet hängt im Wesentlichen von der größe der Userbase ab und da beißt sich das Ganze in den Schwanz.



    Das Gros der Spieler ist nach wie vor auf Steam unterwegs. Um diese Vormachtstellung anzugreifen versucht Epic Games seit einiger Zeit Kunden mit regelmäßigen Gratis-Titeln abzuwerben. Möglicherweise ein Ansatz der auch für Stadia funktionieren könnte. Aber auch wenn eine wieder stärker werdende Konkurrenz zu Valves aktuellem Quasi-Monopol als Platform für PC-Titel grundsätzlich nicht verkehrt ist bleibt auch die Frage ob derartige Zuschussmodelle der Platformbetreiber nicht spätestens dann problematisch werden wenn es darum gehen wird mit dem jeweiligen Dienst Profit zu erwirtschaften oder ihn doch wieder einzustampfen.