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Steuervergünstigungen für E-FuelsZu kostbar für die Straße

Finanzminister Lindner setzt sich für einen geringen Mindeststeuersatz für klimaneutrale E-Fuels ein. Ökoverbände sehen Klientelpolitik.

Will Christian Lindner die „Lex Porsche“? Foto: Fabian Sommer/dpa

Berlin taz | Pläne von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), E-Fuels steuerlich besser zu stellen, stoßen bei Umweltverbänden auf Kritik. „E-Fuels sind alles andere als effizient, ihre Herstellung braucht ein Vielfaches an Energie im Vergleich zur direkten Nutzung von Strom mittels Batterie“, erklärte am Montag die Verkehrsexpertin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Dorothee Saar.

„Zum Klimaschutz im Straßenverkehr werden E-Fuels nicht beitragen“, so Saar. Die Pläne der FDP seien zudem auch aus wirtschaftspolitischer Sicht kontraproduktiv: Das Festhalten an einem Stoff, den es nicht gibt, werde den Abstand deutscher Autobauer zum Weltmarkt weiter vergrößern.

Zuvor berichtete die FAZ, dass Lindners Pläne, synthetische, mithilfe von Elektrizität hergestellte Kraftstoffe steuerlich zu begünstigen, bereits in einem fortgeschrittenen Stadium seien. Eine Sprecherin des Finanzministeriums bestätigte am Montag, dass man in Kürze einen entsprechenden Entwurf vorlegen wolle. Lindners Plan berufe sich auf einen Beschluss des Koalitionsausschusses vom 28. März, Kraftstoffe künftig stärker nach ihrer Umwelt- und Klimawirkung zu besteuern.

Umweltverbände sehen dahinter jedoch Klientelpolitik. „Das ist eine Lex Porsche“, kritisiert Michael Müller-Görnert vom ökologischen Verkehrsclub (VCD) Lindners Vorhaben. Der Autohersteller wolle sein Modell 911 so lange wie möglich als Verbrenner verkaufen. Porsche ist zudem an einer Pilotanlage in Chile beteiligt, in der mithilfe von Windenergie E-Fuels produziert werden.

Bis 2035 nur minimale E-Fuel-Mengen verfügbar

Der Einsatz von E-Fuels im Straßenverkehr sei jedoch falsch, kritisiert Müller-Görnert. „Sie sind ein knappes und teures Gut“, so der VCD-Verkehrsexperte. Bis 2035 würden nur minimale Mengen zur Verfügung stehen, die dort eingesetzt werden müssten, wo es keine Alternativen gibt, etwa in der Industrie oder im Schiffs- und Flugverkehr.

Trotzdem macht die FDP sich schon länger für E-Fuels stark. Anfang des Jahres blockierte Verkehrsminister Volker Wissing in Brüssel so lange Pläne der EU, die Neuzulassung von Verbrennern ab 2035 zu verbieten, bis er Ausnahmen für E-Fuels durchsetzen konnte.

Und auch jetzt möchten die Liberalen in ihrem Kampf für die synthetischen Kraftstoffe nach Brüssel gehen. So will sich Lindner auf europäischer Ebene für einen geringen Mindeststeuersatz für klimaneutrale E-Fuels einsetzen. Auch verspricht er, E-Fuels von der Mehrwertsteuer frei zu halten, sobald dies europarechtlich möglich ist.

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11 Kommentare

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  • Widerlich



    diese verdummmende Argumentation.

    Es gibt keinen klimaneutralen Fuel.



    Keine OilFuel und auch keinen EFuel.

    Energie wird verbraucht - Energie von der wir nach aktuellem Stand (und auch in den nächsten Jahrzehnten) zu wenig haben.

    Und in einem ungeheuer komplizierten Prozess syntetisches Benzin herzustellen ist an sich schon Energieverschwendung.



    Und das dann auch noch für einen völlig sinnlosen Zweck.

    Und das weiß Lindner sehr genau.

    Aber er meint offenbar wir wären doof und merken das nicht.



    Bleibt zu hoffen, dass er irrt.

  • Da wir derzeit nur 20% unseres Gesamtenergieverbrauchs aus regenerativen Quellen beziehen und entsprechend 80% aus fossilen, müssen wir im Angesicht der Klimakatastrophe möglichst schnelle und effiziente Massnahmen finden um das zu ändern.

    Was zum einen bedeutet, die Erneuerbaren so schnell wie möglich auf 100% auszubauen UND vor allem in der Zwischenzeit die effizienteste Methode anzuwenden um heraus zu holen was möglich ist (CO2 Einsparung durch Effizienzgewinn).

    Die vorhandene Erneuerbare Energie konnen wir nun sehr unterschiedlich nutzen. z.B. indem wir sie:

    - als E-Fuels verbrennen bei einem Wirkungsgrad von 15%



    - in vielen Anwendungen mit Wirkungsgraden bis zu 100%



    - oder in Wärmepumpen bei einem Wirkungsgrad von 500%.

    Was bedeutet: wenn sich jemand mit einer bestimmten Menge an E-Fuel den Tank füllt, so vermeidet er mit dieser "WohlTat" eine bestimmte Menge an CO2, gegenüber normalem Benzin.

    Allerdings könnte man mit der gleichen Menge an Energie, die zur Produktion des E-Fuels eingesetzt wurde, an anderer Stelle auch CO2 vermeiden.

    -> und zwar ziemlich genau :

    - 25 MAL soviel -

    E-Fuels sind eine der ineffizientesten Nutzungsformen für regenerative Energie überhaupt.

    Das heißt der gute E-Fuel Auto Besitzer würde für jedes Quäntchen Klimaschutz das er finanziert, die genau 24 fache Menge an möglichem weiterem Klimaschutz (an anderer Stelle) blockieren...

    Man muss hier aber wohl eher von einer Form der --Aneignung-- sprechen...gut fürs Gewissen des E-Fuel Fahrers..aber sehr.!! schlecht für den Klimaschutz und die Allgemeinheit.

    Und das möchte Hr Lindner jetzt auch noch staatlich subventionieren..

    ..ich glaubs einfach nicht.

  • Ich finde das toll. Weil es keine klimaneutralen E-Fuels gibt und sich das auch nicht ändern wird, werden diese Steuergesche...erleichterungen sowieso nie kommen.



    Scharlatan Chrissie Lindner sollte allerdings endlich mal ein Ingenieur in sein Ministerium holen, damit ihm dort wenigstens einer mal vorrechnen kann, wie lange einmal erzeugtes CO2 in der Atmosphäre bleibt - teilweise nämlich für Jahrhunderte. Selbst wenn im Idealfall unten auf der Erde die gleiche Menge an CO2 in Pflanzen oder sonstwo gebunden wird, ändert das überhaupt nichts an der Klima-Wirksamkeit weiter oben.



    Höchste Zeit, die Ideen der FDP endlich ins Erdreich zu verpressen.

  • Irgendwie ein Deja-Vu: eine kleine Partei setzt als Koalitionspartner Steuervergünstigungen durch für eigene Klientel.

  • "E-Fuels sind alles andere als effizient..."



    Wenn es immer nur auf den Wirkungsgrad ankäme, müsste man Fahrräder sofort verbieten.



    Wirkungsgradkette: Grüne Pflanze macht aus Sonnenlicht durch Photosynthese Biomasse mit einem Wirkungsgrad von ca. 1 %. Von dieser Biomasse dürften max. 50 % von Menschen verstoffwechselbar sein (Veganer vorausgesetzt). Mensch macht daraus mit einem Wirkungsgrad von ca. 20 % mechanische Energie. Ergebnis:



    0,01 * 0,5 * 0,2 * 100 = 0,1 %



    E-Fuels haben den Vorteil, dass sie mit vorhandener Infrastruktur, ohne zusätzlichen Aufwand, lagerfähig sind. Im Gegensatz zu elektrischer Energie.

    • @sollndas:

      Hää??? - Da kann ich nur fragen: Was sollndas???? Ist das jetzt Satire?

      • @mwanamke:

        Eine sehr menschenfreundliche Interpretation.

      • @mwanamke:

        Nö. Was ich da vorgerechnet habe ist harte Realität.



        Ist als bescheidener Hinweis darauf gedacht, dass es außer "Effizienz" auch noch andere Kriterien geben könnte. Vorsicht, könnte zum Nachdenken anregen.



        Natürlich wäre es Blödsinn, Fahrräder zu verbieten.

  • Lindner ficht einen ideologischen Kampf, genau das was er den Grünen vorwirft.



    Aber egal welche Erleichterungen Lindner da auch verspricht, die Nachfrage, der Markt gibt es nicht her, da sind ein paar Steuererleichterungen in D kein Grund in E-Fuels zu investieren. Der Drops ist gelutscht, am E-Auto führt kein Weg mehr dran vorbei, die Industrie hat ihre Investitionen geplant, der Dampfer fährt in diese Richtung, ob man es mag oder nicht.

    • @nutzer:

      Stimme dir gerne zu. 90 % der Fachleute scheinen sich da einig zu sein. Und unser praktisches Ergebnis nach 4 Jahren e- Auto ist deckungsgleich.

      Aber unser einer Nachbar konnte sich trotz unserer guten Erfahrungen im letzten Jahr nur zu einem BMW plug in durchringen. Als Rentner, weil er auch mal lange Strecken durchbrettern will.....

      Ein anderer Nachbar (zudem wir aber kaum Kontakt haben) hat sich gerade eine Mercedes Benziner zugelegt.....

      Daher denke ich es ist das Volk...... und Lindner (u.a.) bestärkt die Stammtische (das Wahlvieh), die von e-fuels und Wasserstoff für den privaten Pkw träumen, egal wo der Strom herkommt.

      • @Heiner Petersen:

        ja, denke auch es geht um Stimmenfang, mehr nicht.



        Dass die Industrie aber wegen popliger dt Steuererleichterungen in diese teure Technologie investiert, wenn der Rest der Welt in die Elektrorichtung läuft, das glaub ich nicht, dafür ist der dt Markt zu klein und die Investition zu groß.



        Aber ein paar Stimmen für die FDP kann es schon einbringen.