Steigende Preise, sinkende Einkommen: Im Griff der Dreifachkrise
Ostafrika hat sich noch nicht von der Coronapandemie erholt, da wirkt sich schon der Ukraine-Krieg negativ aus. Und jetzt herrscht auch noch Dürre.
Uganda ist sonst ein fruchtbares Land mit einer Überproduktion an Nahrungsmitteln, die an UN-Organisationen zur Versorgung der Millionen Flüchtlinge in der Region verkauft werden.
Doch derzeit sind wie auf diesem Markt überall in Ostafrika die Lebensmittel extrem teuer und knapp. Die Gründe: Die für Februar vorhergesagte Regenzeit setzte in Uganda mehr als acht Wochen zu spät ein. In Kenia, Somalia, Südsudan und Äthiopien regnet es noch immer nicht. Es herrscht extreme Dürre.
Ohne Regen werden bald 28 Millionen Menschen in Ostafrika Hunger leiden, warnt die Hilfsorganisation Oxfam. 13 Millionen seien bereits auf der Flucht. Sie suchen nach Grasland und Wasserquellen für ihr Vieh.
Hohe Preise für Lebensmittel und Benzin
Zudem hat der Ukraine-Krieg die Lebensmittelpreise weltweit in die Höhe schnellen lassen: vor allem für Weizen und Sonnenblumenöl. Davon kamen bisher 30 Prozent der Weltproduktion aus Russland und der Ukraine. Ein halber Liter Sonnenblumenöl kostete in Uganda bisher umgerechnet 1 Euro. Inzwischen ist es doppelt so teuer.
Hinzu kommen die hohen Kraftstoffpreise. In Uganda ist das Benzin mit umgerechnet fast 2 Euro pro Liter teuer wie noch nie. In Kenia und der Demokratischen Republik Kongo haben manche Tankstellen keinen einzigen Tropfen mehr.
Das wirkt sich auf die Preise von Produkten aus, die per Lkw von den Häfen am Indischen Ozean ins Innere des Kontinents transportiert werden müssen. So kostete ein Sack Zement bisher knapp 30.000 Schilling, jetzt liegt der Preis bei 50.000 Schilling (rund 12 Euro).
Schon im Zuge der Coronapandemie waren die Preise gestiegen, die Einkommen wegen der Lockdowns aber geschrumpft. Die Wirtschaft erholte sich langsam, doch dann begann der Krieg in der Ukraine.
Afrika importiert fast 30 Prozent seiner Lebensmittel
UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte am Dienstag bei seinem Besuch in Moskau, die Preissteigerungen, die nun nach dem „Schock der anhaltenden Covid-19-Pandemie“ einsetzen, „bestrafen vor allem die Entwicklungsländer weltweit sehr hart.“
Ostafrikas Regierungen versuchen die Preisschocks aufzufangen. In Uganda will das Landwirtschaftsministerium die lokale Produktion von Palmöl ausbauen. Im Parlament wird über niedrigere Steuern auf Benzin diskutiert.
In Kenia hat die Regierung schon Sonderetats ausgezahlt, um die hohen Benzinpreise aufzufangen. Doch weniger Steuereinnahmen und hohe Sonderposten lassen die ohnehin massiven Schulden weiter ansteigen, die Inflation auch. Die liegt im Südsudan schon bei 25 Prozent.
In Ruandas Hauptstadt Kigali diskutierten in den letzten Tagen Agrarexperten und Landwirtschaftsminister, wie die Preissteigerungen aufgefangen werden können. „Der Kontinent ist sehr anfällig, weil wir fast 30 Prozent der Lebensmittel importieren“, sagt Martin Bwalya, Direktor für Wissensmanagement und Programmbewertung bei der Entwicklungsagentur der Afrikanischen Union (Auda-Nepad).
Die Lösung dafür liege in Afrika selbst, meint Bwalya. Der Ausbau der Afrikanischen Freihandelszone AfCFTA könnte den Handel und die Lebensmittelproduktion innerhalb des Kontinents ankurbeln. Technologische Innovationen wie dürreresistentes Saatgut sowie Bewässerungssysteme könnten den Bauern helfen, ausbleibende Regenzeiten zu überbrücken. Es sein dringend nötig, die Millionen Kleinbauern des Kontinents aus der Armutsfalle zu retten und die Produktion zu steigern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen