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Sparprogramm beim ÖRRBei der Jugend punkten

Der Fall Schlesinger hat den Öffentlich-Rechtlichen geschadet. Kritik kommt auch von jungen Menschen. Dabei möchte man genau sie erreichen.

Passender könnte ein Spruch aktuell nicht sein. Zu finden in der RBB-Dachlounge Foto: Thomas Ernst/rbb

Der Fall der zurückgetretenen RBB-Intendantin und ehemaligen ARD-Vorsitzenden Patricia Schlesinger hat eine Reihe von Vorwürfen ans Licht gebracht: Vorteilsnahme, Prämien und Luxusböden. Zuletzt schien es so, als hätte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zu viel Geld. Zumindest in den hohen Etagen. Die Reaktionen auf den Fall trafen nicht nur den RBB, sondern den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR). Nun gilt es, Vertrauen aufzubauen. Auch beim jungen Publikum. Denn gerade dieses versuchen die Öffentlich-Rechtlichen seit einigen Jahren stärker zu erreichen. Deshalb sollen etwa junge Formate vor Einsparungen geschützt werden. Wird der ÖRR diesem Vorsatz gerecht? Die taz hat bei den Landesanstalten nachgefragt.

Beim RBB sind es rund 164 Millionen Euro, die zwischen 2021 und 2024 gespart werden sollen. Weitere Einsparmaßnahmen seien auch für die laufende Beitragsperiode nicht ausgeschlossen, erklärt ein Sprecher gegenüber der taz. Die Gründe: Corona und die Inflation. Wie sich die Kürzungen allerdings auf das Sendeprogramm auswirken, beantwortete der RBB auf taz-Anfrage nicht.

Funk, das Jugendformat von ARD und ZDF, sei nicht von Budgetkürzungen betroffen, heißt es auf Anfrage. Die beteiligten Anstalten sparen im Linearen, um digitale Inhalte für wichtige Zielgruppen ermöglichen zu können, heißt es außerdem. Die Strategie stehe fest: Es gehe darum, „die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen vermehrt anzusprechen, sowohl durch eigene Angebote wie auch durch Funk im Speziellen“, so Funk.

Auch der SWR möchte attraktiver für junge Menschen werden. Schließlich habe auch die Jugend „Anspruch auf Programm­angebote, die für sie relevant und interessant sind, auch sie finanzieren den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, erklärt eine Sprecherin. Noch sei das Sendeangebot eher auf Ältere ausgelegt. „Ziel ist es, künftig mehr Ressourcen für Angebote zu nutzen, die verstärkt von Jüngeren nachgefragt werden.“ Dennoch musste auch beim SWR gespart werden. Im Rahmen eines Einspar- und Umbauprozesses von 2010 bis 2020 waren das knapp 169 Millionen Euro. Der Sender befinde sich in einem „umfassenden Transformationsprozess in eine zunehmend digitale Welt“, erklärt eine Sprecherin. Damit dieser gelinge, müsse der Fokus auf digitale Angebote gelegt werden. Zusätzliche Mittel dafür gebe es nicht – an anderer Stellen müssten Abstriche gemacht werden. Die Einsparungen innerhalb der zehn Jahre führten auch dazu, dass 584,5 Beschäftigungsverhältnisse abgebaut werden mussten.

Keine Neubesetzung durch junge Mit­ar­bei­te­r*in­nen

Beim ZDF kommt es zu Einsparungen im Hauptprogramm. Auch hier lautet der Grund dafür: digitale Angebote. Denn in die Digitalkanäle wie ZDFneo und ZDFinfo sowie in das Onlineangebot der ZDF-Mediathek wurde vermehrt investiert. Bis 2020 soll es eine Reduzierung von 562 festangestellten Mitarbeitenden gegeben haben, heißt es auf Anfrage.

Auch beim WDR müssen Kosten gesenkt werden. Pro Jahr rund 100 Millionen, erklärt eine Sprecherin. Zudem seien bis zum vergangenen Jahr 500 Stellen abgebaut worden. Es handle sich hierbei um Stellen, die nach einer Verrentung nicht wieder neu nachbesetzt wurden. Neubesetzungen durch junge Mit­ar­bei­te­r*in­nen gibt es nicht. Einsparungen im Programm sollen „bewusst nicht“ junge Formate treffen. Und neue Angebote auch eine neue Zielgruppe erreichen. Allgemein gilt der Kurs: „Mehr Menschen mit Digitalangeboten zu erreichen“, so die Sprecherin.

Budgetkürzungen von 300 Millionen Euro stehen von 2004 bis 2024 beim NDR an. Es sollen Ausgaben über alle Bereiche hinweg gekürzt werden, heißt es vom Sender. Betroffen seien Verwaltung, Produktion, Personal und das Programm, so der NDR. Die Herausforderung sei, das Programmangebot mit weniger finanziellen Mitteln auf das Mediennutzungsverhalten anzupassen. Neben dem crossmedialen Schwerpunkt steht auch die junge Zielgruppe im Fokus.

Der ÖRR scheint zwar eine klare Linie zu verfolgen: Kürzungen sollen auf keinen Fall das junge Programm beeinflussen. Im Gegenteil: Die Jugend bekommt einen besonderen Stellenwert. Offen bleibt die Frage, ob die Sender verstanden haben, dass ein gutes Jugendprogramm von jungen Mit­ar­bei­te­r*in­nen lebt – und die muss man einstellen.

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4 Kommentare

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  • "...dass ein gutes Jugendprogramm von jungen Mit­ar­bei­te­r*in­nen lebt – und die muss man einstellen."

    Nö. Denen gibt man Zeit- oder Werkverträge und wenn man ganz super großzügig ist, dann dürfen sie "feste Freie" werden...



    Man müßte auch noch erwähnen, daß die "Einsparungen" unter anderem viel Verzicht auf geplante Mehrausgaben enthalten (die eingenommenen Beiträge werden ja nicht weniger) und überhaupt erst notwendig werden, weil die fetten Gehälter und noch fetteren Pensionen wie auf Schienen immer weiter anschwellen. Onkel Tom Buhrow allein kostet uns eine knappe Million im Jahr...

  • Veruntreuen kann nur wer eh zu viel Geld hat.



    Also schließe ich daraus, dass das ÖrF zu viel Geld hat.



    Fazit: Beiträge um mindestens 30% kürzen!

    • @Rudi Hamm:

      Hauptproblem des ÖR sind doch die Pensionen. Dafür werden inzwischen doch schon über 50% der Einnahmen aufgewendet. Eigentlich haben wir es mit einem Versorgungswerk für Senioren mit angeschlossenem Rundfunkbetrieb zu tun. Deshalb sind ja auch die Beitragssteigerungen für den ÖR so essentiell weil auch die Pensionslasten immer weiter steigen. Irgendwann wird wie bei der Deutschen Bahn Anfang der 90er wahrscheinlich die Reißleine gezogen und eine Scheinprivatisierung durchgeführt um die Pensionen an den Bundeshaushalt abzugeben. Das ist doch inzwischen das Haupthindernis für eine echte Reform.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Rudi Hamm:

      Ich schließe mich an!