Spanischer Schauspieler verhaftet: Beleidigte Jungfrau Maria
Weil er sich auf Facebook abschätzig über Religion geäußert hat, ist Willy Toledo festgenommen worden. Ihm soll der Prozess gemacht werden.
Die Polizei verhaftete am Mittwoch den aus Fernsehen und Kino bekannten Darsteller in seiner Wohnung in Madrid, am Donnerstagfrüh wurde er einem Gericht in der Hauptstadt zwangsvorgeführt. Der 48-Jährige habe auf Facebook Gott und die Jungfrau Maria beleidigt und damit die religiösen Gefühle vieler Spanier verletzt haben, hieß es. Toledo hatte sich zuvor mehrmals geweigert, vor Gericht zu erscheinen.
Gegen Toledo klagt die ultra-katholische „Vereinigung Christlicher Anwälte“. Der Schauspieler weigerte sich beim Verhör zu antworten. Nach Ende der Befragung wurde Toledo auf freien Fuß gesetzt. Ihm drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 5.000 Euro Geldstrafe.
„Das Leben wäre ohne den katholischen Fundamentalismus um einiges besser“, erklärte Toledo als er am Donnerstag den Gerichtssaal in Madrid verließ. „Es mutet drittweltmäßig an, dass es in diesem Land noch immer Gesetze gibt, die Gefühle verfolgen“, fügte er hinzu. Toledo hatte sich immer wieder beschwert, dass das Gesetz gegen ihn und seine Überzeugungen angewandt werden kann, während „die Kirche alle Freiheit hat, ihre rückständige Ideologie zu verbreiten und auszukotzen“.
Willy Toledo, Schauspieler
Er käme seiner „Verpflichtung als freier Mann nach“, in dem er dem Gericht den Respekt verweigere. Sein Ziel sei es eine „öffentliche Debatte über die Freiheit“ zu provozieren und die Politik so lange unter Druck zu setzen, bis die fünf Artikel gestrichen werden, die sich im spanischen Strafgesetzbuch auf Vergehen gegen die Religion beziehen.
„Die Verhaftung und die 20 Stunden in der Polizeizelle waren völlig unnötig“, erklärte Toledos Anwalt Endika Zulueta. „Es hätte gereicht, ihn kurz vor der Verhandlung festzunehmen.“ Das wäre tatsächlich möglich gewesen. Denn Toledo hatte auf Facebook angekündigt, dass er zusammen mit anderen Künstler die gesamte Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in einem kleinen alternativen Theater eine Mahnwache für die Meinungsfreiheit abhalten werde. Diese fand tatsächlich statt. Nur Toledo saß da schon längst in Polizeigewahrsam.
Auch das Verfahren gegen die drei Frauen aus Sevilla geht weiter. Die Hauptverhandlung beginnt im März 2019. Der Staatsanwalt beschuldigt sie unter anderem mit der „Prozession der aufmüpfigen Möse“ die „Dogmen der katholischen Religion lächerlich machen zu wollen.“ Die Anzeige stammt wie im Falle Toledos auch, von der „Vereinigung Christlicher Anwälte“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid