Spanischer Schauspieler verhaftet: Beleidigte Jungfrau Maria
Weil er sich auf Facebook abschätzig über Religion geäußert hat, ist Willy Toledo festgenommen worden. Ihm soll der Prozess gemacht werden.
![Der Schauspieler Willy Toledo Der Schauspieler Willy Toledo](https://taz.de/picture/2955491/14/willy_toledo.jpeg)
Die Polizei verhaftete am Mittwoch den aus Fernsehen und Kino bekannten Darsteller in seiner Wohnung in Madrid, am Donnerstagfrüh wurde er einem Gericht in der Hauptstadt zwangsvorgeführt. Der 48-Jährige habe auf Facebook Gott und die Jungfrau Maria beleidigt und damit die religiösen Gefühle vieler Spanier verletzt haben, hieß es. Toledo hatte sich zuvor mehrmals geweigert, vor Gericht zu erscheinen.
Gegen Toledo klagt die ultra-katholische „Vereinigung Christlicher Anwälte“. Der Schauspieler weigerte sich beim Verhör zu antworten. Nach Ende der Befragung wurde Toledo auf freien Fuß gesetzt. Ihm drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 5.000 Euro Geldstrafe.
„Das Leben wäre ohne den katholischen Fundamentalismus um einiges besser“, erklärte Toledo als er am Donnerstag den Gerichtssaal in Madrid verließ. „Es mutet drittweltmäßig an, dass es in diesem Land noch immer Gesetze gibt, die Gefühle verfolgen“, fügte er hinzu. Toledo hatte sich immer wieder beschwert, dass das Gesetz gegen ihn und seine Überzeugungen angewandt werden kann, während „die Kirche alle Freiheit hat, ihre rückständige Ideologie zu verbreiten und auszukotzen“.
Willy Toledo, Schauspieler
Er käme seiner „Verpflichtung als freier Mann nach“, in dem er dem Gericht den Respekt verweigere. Sein Ziel sei es eine „öffentliche Debatte über die Freiheit“ zu provozieren und die Politik so lange unter Druck zu setzen, bis die fünf Artikel gestrichen werden, die sich im spanischen Strafgesetzbuch auf Vergehen gegen die Religion beziehen.
„Die Verhaftung und die 20 Stunden in der Polizeizelle waren völlig unnötig“, erklärte Toledos Anwalt Endika Zulueta. „Es hätte gereicht, ihn kurz vor der Verhandlung festzunehmen.“ Das wäre tatsächlich möglich gewesen. Denn Toledo hatte auf Facebook angekündigt, dass er zusammen mit anderen Künstler die gesamte Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in einem kleinen alternativen Theater eine Mahnwache für die Meinungsfreiheit abhalten werde. Diese fand tatsächlich statt. Nur Toledo saß da schon längst in Polizeigewahrsam.
Auch das Verfahren gegen die drei Frauen aus Sevilla geht weiter. Die Hauptverhandlung beginnt im März 2019. Der Staatsanwalt beschuldigt sie unter anderem mit der „Prozession der aufmüpfigen Möse“ die „Dogmen der katholischen Religion lächerlich machen zu wollen.“ Die Anzeige stammt wie im Falle Toledos auch, von der „Vereinigung Christlicher Anwälte“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links