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Soziale Bewegungen in BerlinOrganisiert gegen Verdrängung

Die Mühlen der Gentrifizierung mahlen weiter und es ist nur eine Frage der Zeit bis zur nächsten Räumung. Dagegen hilft Solidarität und Vernetzung.

Ak­tivs­t:in­nen vom „Hände weg vom Wedding“ bei einer Demonstration 2019 Foto: picture alliance/dpa | Carsten Koall

U m den Tagebau Garzweiler II auszudehnen, ließ der Energieversorgungskonzern RWE Lützerath vor wenigen Wochen vollständig räumen und abreißen. Etliche Ak­ti­vis­t:in­nen verteidigten den Ort vehement gegen die Räumung durch die Polizei. Die Bilder sind nicht neu – auch in Berlin wurden in den letzten Jahren viele Orte mit polizeilichen Großeinsätzen trotz erheblichen Widerstands gewaltsam geräumt. Es war leider immer klar, dass der Protest der Ak­ti­vis­t:in­nen in letzter Instanz ein symbolischer Akt bleiben würde.

Da die Hauptstadt auch 2023 vor hohen Preisen, Spekulation und Gentrifizierung nicht gefeit ist, heißt es weiterhin kollektiv wachsam zu sein und rechtzeitig gegen diese Entwicklungen zu kämpfen, sich zu vernetzen und widerständig zu bleiben.

Die sozialistische Stadtteilinitiative “Hände weg vom Wedding“ lädt einmal im Monat zum Solitresen ins Café Cralle ein. Unterschiedliche Veranstaltungen mit diversen politischen Themen geben die Möglichkeit sich zu vernetzen (Donnerstag, 2. Februar, Hochstädterstraße 10A, 20.00 Uhr).

Um den Aufbau von Strukturen zu finanzieren und für die anstehenden Repressionskosten der Ak­ti­vis­t:in­nen in Lüzerath wird Geld benötigt. Im Friedrichshainer Hausprojekt Zielona Góra wird es für diesen Zweck eine Soliparty geben. Mit Live Acts: Ponyo+Eva – NeoC., KarhindibaPrenses!, BenTony, Finnpipette, NeinOhNein. Der Eintritt beträgt 3 bis 5 Euro (Freitag, 3. Februar, Grünbergerstr. 73, 20.00 Uhr).

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Organisieren gegen die Gesamtscheiße

Zusammen gegen die „Gesamtscheiße“, also unter anderem gegen Kapitalismus und Krise sowie Inflation, Spekulation, Gentrifizierung, Raubbau und Umweltzerstörung, Ausbeutung und soziale Kontrolle zieht die Demo “Der Preis ist heiß! Nicht fordern, kämpfen!“ vom Hermannplatz in Neukölln aus nach Kreuzberg. Im New Yorck Bethanien gibt es nach der Demonstration die Möglichkeit zum Austausch bei einem gemeinsamen Küfa-Essen und am Solitresen (Samstag, 4. Februar, Hermannplatz, 17.00 Uhr).

Bei der zweiten Lichtenberger Kiezversammlung in der Alten Schmiede geht es erneut darum, dass sich Menschen aus dem Kaskelkiez über Probleme austauschen und gemeinsam solidarische Lösungen finden können. Für viele Leute ist der Lebensunterhalt in Folge von Krieg, Corona und Wohnraumangel unbezahlbar geworden. Es wird diesmal konkret unter anderem um Rechtliches zu Nebenkostenabrechnungen gehen. Zur Verköstigung gibt es Kaffee und Kuchen und für Kinderbetreuung ist gesorgt. Der Raum ist barrierefrei (Sonntag, 5. Februar, Spittastraße 40, 15.00 Uhr).

Mit einer veganen Soli-Küfa von und für die neuen Be­woh­ne­r:in­nen in der Habersaathstraße 46, die im Dezember 2021 besetzt worden ist, soll der Erhalt des Gebäudes und der Verbleib der Be­woh­ne­r:in­nen unterstützt werden. Nachdem das Haus Im November letzten Jahres in die Selbstverwaltung überführt worden ist, ist für die FLIN­TA*­Grup­pe ein angemessener Schutzraum geschaffen worden, dessen Weiterbestand es zu unterstützten gilt. Für Belegungsautonomie, Instandsetzen und Selbstverwaltung (Sonntag, 5. Februar, Grünbergerstraße 73, 17.00 Uhr).

Der Prenzlauer Berg im Nordosten Berlins ist schon seit Langem stark von Gentrifizierung betroffen und das nimmt auch weiterhin kein Ende. Es gibt für Betroffene eine offene Mie­te­r:in­nen­be­ra­tung mit einem Rechtsanwalt mit Unterstützung der Bezirksgruppe Prenzlauer Berg der Berliner Mietergemeinschaft. Um pünktliches Erscheinen bis 19.30 Uhr wird gebeten (Montag, 6. Februar, Schönhauser Allee 26 A, 18.30 Uhr).

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Desiree Fischbach
Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.
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2 Kommentare

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  • Ich kann ihre Wut verstehen, ich kann ihren Frust verstehen. Aber ist wirklich derjenige schuld, der eine Immobilie kauft weil er genug Geld dafür hat, oder nicht doch eher die Regierung, welche dies zulässt ohne etwas dagegen zu tun?



    Ist es nicht sogar so, dass je mehr "Betuchte" die Stadt mit ihrer Politik bekommt, bzw. je mehr sozial Schwache sie vertreibt, ihre Überschuldung sich verbessert, weil sie geringere Sozialkosten tragen muss.



    Ich würde die Schuldigen an ihrer Stelle zuerst im Rathaus suchen, dann erst bei den Vermietern.

    • @Rudi Hamm:

      Wie viel Schuld bei Käufern liegt, unterscheidet sich sicher von Einzelfall zu Einzelfall. Dass die Politik generell auch Schuld und in manchen Fällen die Hauptschuld an der Misere hat, damit haben Sie recht.