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Solidarität mit Protesten in IranZehntausende demonstrieren in Berlin

An der Siegessäule kamen am Samstag Menschen aus weiten Teilen Europas zusammen, um ihre Unterstützung für die Geg­ne­r*in­nen des Regimes zu bekunden.

Foto: Christian Mang/reuters

Berlin dpa | In Berlin haben sich Zehntausende Menschen bei einer Demonstration mit den Protesten im Iran solidarisiert. An der Berliner Siegessäule kamen am Samstag Menschen aus weiten Teilen Europas zusammen. Nach Einschätzungen der Polizei waren am Nachmittag rund 37.000 Menschen vor Ort. Auch nach Beginn strömten Menschenmassen aus allen Richtungen zur Demonstration.

In der Nacht und am frühen Morgen waren bereits zahlreiche Ira­ne­r*in­nen aus Dutzenden Städten angereist, um die systemkritischen Proteste im Iran zu unterstützen. Seit fünf Wochen reißen die Proteste gegen die Islamische Republik und ihren autoritären Regierungskurs nicht ab.

Angemeldet hatte die Demonstration das „Woman* Life Freedom Kollektiv“, das sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung im Iran stark machen will. Zahlreiche Organisationen unterstützten den Aufruf. Vom Großen Stern in Berlin wollten die Teil­neh­me­r*in­nen durch das Berliner Regierungsviertel ziehen. Prominent wurde auch der Slogan der Proteste „Frau, Leben, Freiheit“ gerufen.

Auslöser der Massenproteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren Tausende gegen den repressiven Kurs sowie das islamischen Herrschaftssystem.

Auch der bekannte iranische Aktivist Hamed Esmaeilion hatte zu der Demonstration aufgerufen. Nach dem Tod seiner Frau und Tochter tritt er als Aktivist bei Demonstrationen im Ausland gegen die Islamische Republik auf. Seine Familie starb bei dem Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine nahe Teheran im Januar 2020. Er sollte als Hauptredner bei der Demonstration am Samstag auftreten.

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13 Kommentare

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  • Der Deutschlandfunk spricht von 80.000 Teilnehmern und meint, es seien deutlich mehr als erwartet. Die Bundesfamilienministerin Paus schrieb laut Dlf auf Twitter: ' Wir sind auf eurer Seite. '

  • Ich war da, die Demo läuft immer noch und die Zahlen der Polizei sind mMn unglaubwürdig. Ich hätte sie auf deutlich über 100 000 geschätzt, jedenfalls deutlich mehr als auf der letzten Unteilbar-Demo. Diesbezüglich ist die Berichterstattung der TAZ wirklich recht dürftig. Extrem interessante Mischung der Teilnehmer, friedlich und beeindruckend einig in ihrer Vielfalt. Neben den iranischen Fahnen am häufigsten zu sehen: Ukrainische und israelische (!) Fahnen.

    • @Dorian Müller:

      "... und israelische (!) Fahnen" - hoffentlich ist nicht das das Problem, der Grund für die maue Berichterstattung und die geradezu ostentative Abwesenheit bzw. das Schweigen vor allem grüner Spitzenpolitiker*innen!

      Denn auch das hier macht nachdenklich: 》Boliviens Gruß an die Mullahs

      In Lateinamerika erklären sich einige Staaten mit dem Regime in Teheran solidarisch. Die protestierenden Frauen seien Spielball zionistischer Kräfte《

      taz.de/Lateinameri...stkultur/!5885826/

      • @ke1ner:

        Die Berichterstattung beschränkt sich auf diese dpa-Meldung.

        Für taz-Verhältnisse kommt dies einem Totschweigen gleich.

        Waschbären und der Tod eines reaktionären Milliardärs scheinen wichtiger zu sein.

        • @Jim Hawkins:

          Haaretz¹ hingegen hat diesen Bericht von Reuters auf der Startseite

          》Iran

          Tens of Thousands Demonstrate in Berlin Showing Support for Iran Protests

          Anti-government activists said the Berlin march was the largest ever demonstration against the Islamic Republic by Iranians abroad with police estimating 80,000 people having joined the march《

          www.haaretz.com/mi...-abc7-1ffdb59c0000

          Und sitzt nicht vor Ort in Berlin, hat trotzdem die 80000 richtig...

          ¹ zur Einordnung, aus der Wikipedia: 》Haaretz gilt als kritische Instanz der israelischen Gesellschaft.[5]Sie bezeichnet sich als „umfassendliberal“, was sich in einemsäkularenStaatsverständnis, dem Eintreten für die Gründung einesPalästinenserstaatesund einem weitgehendenWirtschaftsliberalismusniederschlägt.[6]Die Zeitung verfügt zudem über landesweites Renommee aufgrund ihrer anspruchsvollen Kommentierung des israelischen Kulturlebens und wird auch international alsLeitmediumeingestuft《

        • @Jim Hawkins:

          Ja, sehe ich auch so. Gerade (23.10., 15:50) bei SZ und FR nachgesehen - gar nichts zu Iran oder der Demo auf der Startseite.

    • @Dorian Müller:

      Und nicht eine palästinensische. Ich habe zumindest keine gesehen.

      • @Jim Hawkins:

        Seit wann weht die Intervernionistische Linke mit Palästinensefahnen?

  • Nach Polizeiangaben (Meldung anderer Medien) waren es 80.000 Teilnehmer bei der Demo.

  • Merkwürdiger Bericht.



    Wofür haben sie genau demonstriert, welche Erwartungen habe sie an die deutsche Regierung. Was sind die Ziele dieser Demonstration, denn den Iran lässt dies sicher völlig kalt.

  • 80.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und bei der taz begnügt man sich mit einer dpa-Meldung.

    Früher gab es bei wichtigen Anlässen Ticker.

    www.tagesspiegel.d...reist-8786239.html

  • Ich finde, es gibt zu wenig Unterstützung von den Grünen (stellen immerhin die Außenministerin)

    Gerade mal auf Instagram nachgesehen: Roth ist in Frankfurt, auf der Buchmesse, Baerbock macht die Balkankonferenz - viele 'storys', nichts zu der Demo in Berlin...

    Auch nichts Aktuelles von Nouripour, das letzte post vor zwei Tagen (bei Maischberger, es brauche Druck auf das Regime)