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Sofortprogramm der CDUWirtschaftspolitisches gepaart mit vielen Unklarheiten

Die CDU will, dass Bür­ge­r:in­nen schon bald zuversichtlich auf die Wirtschaft blicken. Dafür soll ein gerade beschlossenes Sofortprogramm sorgen.

Friedrich Merz (rechts) und Markus Söder auf dem 37. Bundesparteitag der CDU in Berlin, 3. Februar 2025 Foto: Ebrahim Noroozi/ap

Berlin taz | Billigerer Strom, Bürokratieabbau, Abschaffung des 8-Stunden-Arbeitstags, steuerfreie Überstundenzuschläge und Arbeitsanreize für Rent­ne­r:in­nen – mit solchen Maßnahmen will die CDU nach einem Regierungsantritt rasch die Wirtschaft ankurbeln. Sie sind Teil des „Sofortprogramms für Wohlstand und Sicherheit“, das der CDU-Parteitag in Berlin am Montag einstimmig verabschiedet hat. Die CDU werde dafür sorgen, dass „die Menschen schon in die Sommerpause gehen mit neuer Zuversicht“, sagte der CDU-Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat Friedrich Merz zum Auftakt des Parteitags. Die CDU habe „einen Plan“.

Dieser Begriff ist allerdings für das verabschiedete Sofortprogramm nicht treffend, denn es besteht aus zumeist unkonkreten, nicht zusammenhängenden Punkten. Der erste Teil des Programms umfasst neun wirtschaftspolitische Maßnahmen, der zweite sechs innenpolitische – darunter die Vorstöße zum Abschotten Deutschlands vor Migrant:innen, die am Freitag im Bundestag gescheitert sind.

Im wirtschaftspolitischen Teil verspricht die CDU niedrigere Strompreise. Sie will die Stromsteuer und die Gebühren für die Netznutzung so weit senken, dass der Preis für eine Kilowattstunde um mindestens 5 Cent fällt. Der durchschnittliche Strompreis lag Anfang 2025 bei rund 36 Cent pro Kilowattstunde. Strompreise unterscheiden sich regional und nach Anbieter.

Unter „Bürokratieabbau“ versteht die CDU, die Zahl der Betriebs- und Regierungsbeauftragen zu senken – wer gehen soll, bleibt offen. Die im Jahr 2020 – also von der Merkel-Regierung eingeführte – Bonpflicht soll abgeschafft werden. Sie sieht vor, dass Unternehmen mit elektronischen Kassensystemen nach der Zahlung einen Beleg aushändigen müssen. Auch das deutsche Lieferkettengesetz soll unter dem Stichwort „Bürokratieabbau“ geschliffen werden. Die „Belastungen“ des Energieeffizienzgesetzes für Unternehmen sollen ebenfalls „weg“. Agrardiesel soll dagegen wieder voll subventioniert werden.

Maßnahmen müssten nicht durch den Bundestag

Das Sofortprogramm sieht darüber hinaus das Ersetzen der täglichen Höchstarbeitszeit durch eine wöchentliche vor sowie die Steuerfreiheit von Überstundenzuschlägen. Arbeiten Rent­ne­r:in­nen weiter, soll ihr Gehalt bis zu einer Summe von 2.000 Euro steuerfrei sein. Das dürfte allerdings nur für Angehörige in privilegierten Berufen interessant sein, denn viele ältere Erwerbstätige finden wegen ihres Alters keinen Job.

Für Speisen in Restaurants und Gaststätten soll wieder ein ermäßigter Umsatzsteuersatz von 7 Prozent statt 19 Prozent gelten. Während der Coronapandemie war der Steuersatz auf 7 Prozent gesenkt worden. Die Ampel hatte ihn wieder angehoben. Außerdem will die CDU zügig das Heizungsgesetz der Ampel abschaffen. Das Gesetz sieht vor, dass in den kommenden Jahren nach und nach keine Gas- und Ölheizungen mehr neu eingebaut werden dürfen und Kommunen eine Wärmeplanung für das Heizen in den Gebäuden verabschieden müssen. Der Einbau klimafreundlicher Heizungen wird bislang mit bis zu 70 Prozent der Anschaffungskosten staatlich gefördert. Was genau die CDU daran ändern will, ist unklar.

Für die Umsetzung der wirtschaftspolitischen Punkte seien weder die Zustimmung des Bundesrats und noch komplizierte Gesetzgebungsverfahren nötig, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei.

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6 Kommentare

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  • Das Thema Heizung/GEG verdient längerfristige Beobachtung. Werden alle die, die sich ob der "Heizhammer" - Propaganda noch schnell eine Gas- oder Ölheizung besorgt haben, jetzt ins offene Messer laufen?



    "Das Messer" ist schon lange da. Und ab 2027 könnte es richtig scharf werden...

  • "viele ältere Erwerbstätige finden wegen ihres Alters keinen Job"

    In vielen Branchen, quer durch die Bank, wäre das inzwischen eine große Ausnahme - so gesucht sind qualifizierte Arbeitskräfte.

    (Wenn die Rezession weitergeht, dürfte sich das wieder ändern.)

  • Steht da wie der Türsteher den keiner leiden kann, weil er denkt ihm gehört der Laden. Und Merz macht die Tür nochmal ganz weit auf. Da kann sich selbst ein Söder das breite Grinsen nicht verkneifen.

  • Ich bin kein Fan von Merz, aber vieles was er vorhat halte ich für richtig. Wählen werde ich ihn trotzdem nicht.

  • Ich habe aber keinen Bock noch mehr zu malochen. Ich will mehr Lohn und was vom Leben haben. Ich liebe auch meine multikulturelle Nachbarschaft und mich kotzt es an wie sie unter dem zunehmend Rassistischen Klima leiden. Die CDU ist eine scheiß Partei.

  • Abschaffung des 8 Stunden Arbeitstag, bei gleicher Bezahlung ? Ok - 4 - 5 Stunden täglich sollten genug sein 😉