Sinkende CO2-Emissionen: Good News von der Klimafront

Deutsche Kraftwerke stoßen weniger Treibhausgase aus. Mit der Politik der Bundesregierung hat das aber wenig zu tun.

Windzersaustes Gras vor Kraftwerk

Vel Wind, zu teure Kohle – das hilft den Klimazielen: Kohlekraftwerk Mehrum Foto: dpa

BERLIN taz | Positive Meldungen zum Klima sind derzeit eine Seltenheit. Um so größer dürfte zuletzt bei der Bundesregierung die Freude gewesen sein, als der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) seine Prognose über die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft präsentierte: Wenn sich der bisherigen Trend in den nächsten zwei Monaten fortsetzt, sinkt der Ausstoß im Vergleich zum Vorjahr demnach um beachtliche 15 Prozent.

Das Ziel, die Emissionen bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu verringern, erreiche die Branche damit voraussichtlich schon in diesem Jahr, erklärte der scheidende BDEW-Geschäftsführer Stefan Kapferer – und jubelt: „Ein solcher Rückgang der CO2-Emissionen ist beispiellos.“

Entscheidender Grund für den Rückgang ist die geringere Auslastung der Kohlekraftwerke: Sie haben in den ersten drei Quartalen nach Angaben der AG Energiebilanzen etwa 20 Prozent weniger Energie produziert als im Vorjahreszeitraum, während erneuerbare Energien und Erdgas um jeweils 4 Prozent zulegten. Zudem ging der Verbrauch von Strom leicht und der Export von Strom deutlich zurück.

Die Politik ist für diesen Erfolg aber nur zum Teil verantwortlich. Immerhin hat sie den europäischen Emissionshandel so reformiert, dass die Preise für den Ausstoß von CO2 dort zuletzt deutlich gestiegen sind, was Kohlekraftwerke weniger wirtschaftlich macht. Verstärkt wurde dieser Effekt aber durch einen ungewöhnlich niedrigen Gaspreis. Zudem wehte der Wind deutlich stärker, sodass die Windkraft trotz des zuletzt stark gesunkenen Ausbaus mehr Strom lieferte.

Endergebnis offen

Die Zahlen bedeuten, dass Deutschland sein Ziel, die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, voraussichtlich nicht so deutlich verfehlen wird wie bisher befürchtet. Während der jüngste Prognosebericht des Umweltministeriums nur von 33 Prozent Reduzierung ausgeht, dürfte diese aufgrund des Rückgangs der Kohlenutzung schon in diesem Jahr bei 35 Prozent liegen. Ob sich der Trend aber fortsetzt oder bei veränderten Markt- und Wetterbedingungen sogar umdreht, ist offen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt in einer aktuellen Studie im Auftrag von Greenpeace etwa, dass das 40-Prozent-Ziel frühestens im Jahr 2025 erreicht wird. Im Stromsektor ist das nach DIW-Berechnungen sogar erst 2026 der Fall. Die Annahmen dieser Prognose scheinen von der Wirklichkeit aber überholt worden zu sein: Der Wert, den das DIW-Modell für 2020 voraussagt, liegt nicht nur weit über dem, der für dieses Jahr prognostiziert wird, sondern auch über jenem, der im letzten Jahr erreicht wurde.

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