Sexuelle Gewalt gegen Frauen: Vergewaltigungen organisieren auf Telegram
In Chat-Gruppen tauschen sich User über Betäubungsmittel aus und posten Fotos von sedierten Frauen. Das zeigen Recherchen des Funk-Formats strg+f.
In diesem Text werden Missbrauch und sexuelle Übergriffe beschrieben.
„Es ist keine Vergewaltigung, wenn sie nicht weiß, dass es passiert ist“, schreibt ein User. Das ist natürlich falsch, wie die Juristin Anja Schmidt in der Reportage „Das Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram“ erklärt. Seit 2016 gilt in Deutschland der Grundsatz „Nein heißt Nein“. Aber wenn man nicht mehr widersprechen kann? „Wenn die Fähigkeit, Zustimmung zu geben, nicht mehr gegeben ist, dann darf man keine sexuellen Handlungen vornehmen.“ Das steht in Paragraph 177, Absatz 2 des Strafgesetzbuchs.
In den Telegram-Gruppen kommentieren User Live-Videos: „Spiel mit ihr wie eine Puppe“, schlagen vor, welche Haushaltsgegenstände zum Einsatz kommen sollen. Teils schicken die User daraufhin Beweisbilder. Wie viel nur Gerede ist, ob manche Frauen wissen, wie ihnen geschieht, das ist nicht eindeutig überprüfbar. Einige – in der Reportage unkenntlich gemachte – Videos zeigen den Reporter*innen zufolge allerdings torkelnde Frauen, die wie bewusstlos aufs Bett fallen und dann penetriert werden. Einziges Tabu scheint Gewalt an Kindern zu sein.
Die User kommen aus Ländern der ganzen Welt, auch Deutsche sind darunter. Sie fragen nach Tipps, welche Schlafmittel sie nutzen können, wie sie sie dosieren müssen. Online-Shops posten Links zu K.-o.-Tropfen und Mitteln, in denen Stoffe verwendet werden, die bei ausreichender Menge sedieren können. Darunter ist ein Haarserum für gesunde Haarspitzen. Die Reporter*innen bestellen es. Der Verkäufer erklärt per Chat, welche Dosierung notwendig ist, um es als Schlafmittel zu verwenden: die ganze Flasche, am besten zusammen mit Alkohol.
Die Reporter*innen geben es an ein Labor. Dort heißt es: In Kombination mit Alkohol ist es geradezu gefährlich. „Ein ganzes Fläschchen kann zu einer potenziell lebensbedrohlichen Vergiftung führen.“
Die Journalist*innen entscheiden sich schließlich, die Gruppen den Ermittlungsbehörden zu melden. In einem Fall stoßen sie die Polizei direkt auf einen User. Die Reaktionen sind teils enttäuschend. Teils deuten die Journalist*innen an: Jetzt wird tatsächlich ermittelt. Und dabei bleibt es hoffentlich nicht.
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