Seenotrettung in Großbritannien: Farage beschert Spendenregen
Der Brexit-Hardliner hat die königliche Rettungswacht als „Taxidienst“ für Flüchtende bezeichnet. Daraufhin erhält die Organisation Rekordspenden.
LONDON taz | Die königliche Rettungswacht Großbritanniens (RNLI) sei ein Taxidienst, der Menschenhändlerbanden helfe, so maulte der rechtspopulistische Brandstifter und Brexit-Hardliner Nigel Farage neulich. Ihm missfällt, dass die Rettungswacht Bootsflüchtlinge birgt, die sich in übervollen Gummibooten über den englischen Kanal bemühen. Farage hat seit Neuestem eine Rolle als Fernsehmoderator bei einem neuen, den US-Sender Fox-News nachahmenden britischen Nachrichtensender namens GB-News inne.
Einige loyale Farage-Anhänger kündigten daraufhin an, die finanzielle Unterstützung der Rettungsorganisation abzubrechen. Und letzte Woche wurden in London Freiwillige der Wasserwacht vor ihrem Dienstantritt von Umstehenden so sehr bedroht und beschimpft, dass die Polizei eingreifen musste.
Aber die Gegenreaktion verschlug selbst RNLI-Geschäftsführer Mark Dowie die Sprache. Innerhalb von nur 24 Sunden gingen nämlich bei RNLI umgerechnet 230.000 Euro an Spenden ein – 8.000 Euro sind es sonst im Durchschnitt. Viermal so viele Menschen wie sonst suchten die Internetseite zum Freiwilligendienst der Organisation auf. Die für Spenden der Organisation Zuständige bestätigte, RNLI sei fassungslos über das Ausmaß der Unterstützung der letzte Tage.
Und als reiche das nicht, erhielt Farage auch eine Absage von Außenminister Dominic Raab, wie Farage einst ein besonders eifriger Brexit-Unterstützer. Die Rettungen stünden nicht im Widerspruch „zum robusten Versuch der britischen Regierung, Bootsüberquerun-gen zu verhindern“, sondern im Einklang mit dem Recht des Lan-des. „Wir sind ein großherziges Land,“ fügte er unmissverständlich hinzu.
Am Donnerstagabend zog Farage dann die Imagenotbremse: „Ich bin stolz, Geld für RNLI gesammelt zu haben.“ Er sei ja nicht gegen die Rettungswacht, betonte er.
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Christian Lange
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