Schlechteste Erdbeer-Ernte seit 1995: Strawberry Fields Forever?
Viel Niederschlag und kleinere Anbauflächen sorgen für die dürftigste Erdbeerernte im Freiland seit fast 30 Jahren. Eine Rolle spielt die Inflation.
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Damit fällt die Erntemenge um knapp 25 Prozent geringer aus als im bereits schwachen Vorjahr (92.625 Tonnen Freilandernte) und unterschreitet die Durchschnittsernte in den Jahren 2018 bis 2023 sogar um 34 Prozent. Da waren noch durchschnittlich 110.400 Tonnen Erdbeeren geerntet worden. Grund für die geringe Menge sind neben dem Rückgang der Anbaufläche um rund ein Sechstel auch starke Regenfälle in diesem Jahr.
2024 ist laut Deutschem Wetterdienst das nasseste Jahr seit Beginn der Messungen. Grund dafür sei vor allem der Klimawandel. Die Weltmeere sind so warm wie nie, Forscher*innen verzeichnen seit April 2023 immer wieder Rekordtemperaturen an der Wasseroberfläche. Dadurch wird mehr Wasser in der Atmosphäre verdunstet, was sich auch hierzulande in starken Regenfällen äußert.
Wetter und Inflation erhöhen Produktionskosten
Mit der geringeren Anbaufläche reagierten die Produzenten auch darauf, dass Verbraucher*innen sich durch hohe Inflation und gesunkenen Reallohn weniger leisten können, sagte Benjamin Luig, Fachreferent Landwirtschaft bei der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Spargel und Erdbeeren sind vergleichsweise teure Ernteprodukte. In einem Edeka-Supermarkt in Berlin zahlt man heute zum Beispiel 8,73 Euro für ein Kilo Erdbeeren aus Niedersachsen, das Kilo deutsche Bio-Erdbeeren gibt’s für 13,30 Euro.
Außerdem setzen gesteigerte Produktionskosten die Landwirte unter Druck: Arbeitgeber*innen beklagen den steigenden Mindestlohn, die Erdbeerernte ist eine sehr arbeitsintensive Erntearbeit.
Die deutsche Spargelernte wird laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2024 auf 105 200 Tonnen geschätzt, das sind 6 Prozent weniger als im Erntejahr 2023 und wäre die niedrigste Erntemenge seit 2013. Im Vergleich zum sechsjährigen Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2023 von 120 400 Tonnen wird die Ernte voraussichtlich um 13 Prozent geringer ausfallen.
Die ertragsfähige Anbaufläche von Spargel im Freiland sank nach der ersten Schätzung gegenüber 2023 um 4 Prozent auf 19 600 Hektar. Auch hier schmälerten vielfach hohe Niederschläge und Spätfröste die Ernte. „Zudem führten steigende Betriebskosten, die Inflation und damit verbunden eine sinkende Nachfrage dazu, dass viele Betriebe – wie auch bei den Erdbeeren – ihre Produktionsflächen verringert haben“, so die Statistikbehörde.
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