Saisonkräfte könnten wegen Corona fehlen: Kellner zur Ernte auf den Acker?
Saisonarbeiter aus Polen oder Rumänien etwa könnten wegen Corona zu Hause bleiben, warnt der Bauernverband. Können Restaurantkellner sie ersetzen?
Ob deshalb bestimmte Lebensmittel knapp werden, ist unklar. „Grundsätzlich ist in den kommenden Tagen und Wochen die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln gesichert“, so Krüsken. Mehrere Supermarktketten wie Aldi, Rewe und Kaufland versicherten erneut, dass ihre Märkte gut versorgt seien und das auch bleiben würden. Wenn es hart auf hart kommt, kann wohl Ware für die nun geschlossenen Großküchen etwa von Schulen an den Einzelhandel gehen.
Von dem Arbeitskräftemangel seien akut die Gemüse- und Spargelbauern betroffen, aber auch andere Landwirtschaftsrichtungen hätten Beschäftigte aus dem europäischen Ausland, ergänzte Krüsken. „Im Gemüsebau kommen wir jetzt in die ersten Arbeitsspitzen: Pflanzung von Salaten, Kohl etc., bald auch Ernte von Salat und Spargel. Im Obstbau stehen ab Mai die Ernten von Erdbeeren und ab Juni von anderen Beeren an“, schrieb die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft.
Zwar waren laut Statistischem Bundesamt 2016 nur 286.000 der insgesamt 940.000 Arbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft saisonweise – also bis zu 6 Monate – beschäftigt. Doch gerade „Sonderkulturen“ wie Spargel werden größtenteils von ausländischen Saisonkräften geerntet, die bereit sind, für die vergleichsweise geringen Löhne diese körperlich anstrengenden Tätigkeiten zu erledigen.
Helfer vor allem aus Rumänien
Der Gesamtverband der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände schätzt, dass ein Drittel aus Polen und der Rest vor allem aus Rumänien kommt. Mehrere ost- und südeuropäische Länder haben Reisebeschränkungen erlassen. Polen beispielsweise, die aus Deutschland nach Hause fahren, müssen 14 Tage in Quarantäne gehen.
Bundesagrarministerin Julia Klöckner stellte deshalb die Möglichkeit zur Diskussion, Mitarbeiter aus Restaurants in der Landwirtschaft einzusetzen. „Ob diejenigen Mitarbeiter, die in der Gastronomie leider immer weniger zu tun haben, in der Landwirtschaft einspringen können und möchten – auch so etwas müssen wir überlegen“, sagt die CDU-Politikerin.
Ist das realistisch? „Es sind alle willkommen, die die Bauern unterstützen wollen und können – egal aus welcher Branche sie kommen“, antwortete Funktionär Krüsken. Ob solche Mitarbeiter die angestammten Saisonkräfte ersetzen können, „werden wir sehen“.
Derweil habe der Bauernverband die Politik aufgefordert, „die Rahmenbedingungen so anzupassen, dass auch durch den Coronavirus beeinträchtigten Landwirten unbürokratisch geholfen werden kann“. Klöckner sagte schon mal zu: „Wir müssen prüfen, welche bürokratischen Anforderungen wir gegebenenfalls während der Krise herunterfahren können.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Absagen vor Kunstsymposium
Logiken der Vermeidung