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Sängerin Katy PerryPop-Sternchen am Himmel

Bisher zeigte Katy Perry ihre Begeisterung für Aliens eher durch ihre Kostümwahl. Nun flog die Pop-Sängerin ins All – für ein paar Minuten.

Abgehoben: Katy Perry flog ins All Foto: Jordan Strauss/ap/dpa

Berlin taz | Was für eine neue Art von Sause: Zusammen mit einer Journalistin, einer Filmemacherin, einer Ingenieurin, einer Unternehmerin und einer Kinderbuchautorin flog die Sängerin Katy Perry am Montagnachmittag für ein paar Minuten ins All. „Blue Origin“, das private Raumfahrtunternehmen des Amazon-Milliardärs Jeff Bezos, schleudert seit 2021 Privatpersonen in den suborbitalen Raum, etwa 100 Kilometer über der Erde. Dort erleben sie kurzzeitig Schwerelosigkeit, bevor die „New Shepard“-Kapsel ferngesteuert nach Texas zurückkehrt – ein:e Pi­lo­t:in ist nicht nötig.

Perry, die ihre Begeisterung für Aliens bisher eher durch Kostüme als durch Berufswahl zeigte, schrieb auf Instagram, dass sie seit 15 Jahren davon träume, in den Weltraum zu fliegen. „We are the taking up space-crew“, erzählt sie in einem Video, in dem sie auf die Doppeldeutigkeit dieser Worte („sich den Raum nehmen“) hinweist, die Trainingskapsel und ihren Astronautensitz zeigt und konstatiert: „Ich werde im Weltraum singen!“

Die 40-jährige Sängerin und Songschreiberin aus Kalifornien, Mutter einer Tochter mit Ehemann Orlando Bloom, verkörpert moderne Popmusik. Ihre fantasievollen, glänzenden Outfits und aufwendigen Videoclips sind oft denkwürdiger als ihre Songs selbst. Ihr größter Hit „I kissed a girl“ aus dem Jahr 2008 thematisierte eine neue Akzeptanz und Genderfreiheit im Mainstream-Pop. Als Musikerin und Unternehmerin verdient sie Millionen und überholte vor über zehn Jahren Justin Bieber als meistgefolgte Person auf Twitter. Heute hat sie über 382 Millionen Follower auf Social Media.

Was Perry ihnen bietet, ist ein lebensbejahender Mix aus bunten Popträumereien und LGBTQ+-freundlichen, deutlich demokratisch ausgerichteten politischen Ansichten, bei weitgehend skandalfreiem Auftreten. Ihre Experimentierfreudigkeit in der Mode kennt dabei keine Grenzen. Bei den MTV Awards 2008 trug sie ein schulterfreies Bleistiftkleid von Jean Charles de Castelbajac mit riesigen Comicaugen auf der Brustpartie, zur Met Gala 2019 erschien sie als funktionierender Kronleuchter auf dem roten Teppich – das Moschino-Design bestand aus einem Stahlkorsett mit Swarowski-Kristallen, an dem auf drei Ebenen 30 Glaskerzen steckten.

Spaß für die reichsten Prozent der Gesellschaft

Kein Wunder, dass auch das Outfit für den New-Shepard-Flug als modisches Statement zu lesen ist: Die sechs Frauen werden in eng anliegenden, glänzend blauen Raum-Catsuits im Sub-Orbit herumschweben, entworfen von der Mitreisenden Lauren Sánchez, Unternehmerin und Nachrichtensprecherin, die mit Jeff Bezos verlobt ist.

Natürlich erwähnte niemand in der Crew, dass privates suborbitales Reisen eigentlich nur ein repräsentatives Hobby für die reichsten Prozent der Gesellschaft ist und damit nichts bringt außer kolossaler Energieverschwendung, Medienecho erzeugt und behauptet, mögliche Erkenntnisse kämen auch der orbitalen Raumfahrt zugute. Die stolz als „erste weibliche Raumfahrtmission“ titulierte Aktion stellt somit eher eine weitere Eskapade extremst gut situierter Gesellschaftsdamen dar.

Doch Perry präsentiert sich als Kunstfigur mit Pin-up-Referenz, und pocht auf ihre feministische Haltung. Im letzten Jahr veröffentlichte sie ihr sechstes Album, dessen Single „Woman’s world“ diese Attitude gutgelaunt untermauert: „She’s a winner, champion / Superhuman, number one / It’s a woman’s world / And you’re lucky to be living in it!“ Das soll natürlich auch für das Sub-Orbit gelten.

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6 Kommentare

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  • "Die stolz als „erste weibliche Raumfahrtmission“ titulierte Aktion stellt somit eher eine weitere Eskapade extremst gut situierter Gesellschaftsdamen dar."

    Eben. Und warum beschäftigt sich dann die taz damit und überlässt es nicht der Regenbogenpresse? Oder geht etwas ausführlicher auf die ungeheurere Ressourcenverschwendung ein?

    Letztlich ist die Aktion nur ein Beispiel dafür, dass Frauen genau so viel Unfug machen wie Männer, wenn man sie lässt.

  • Zum ethischen Tourismus:



    "Jon Andrea Florin arbeitet bei der Non-Profit-Organisation fairunterwegs, die sich für ethisch nachhaltiges Reisen engagiert. Er findet: "Kein Tourismus ist auch keine Lösung." Zum einen bezeichnet er Trips in andere Länder als eine Schule des Lebens."



    deutschlandfunknova.de



    Weltall jetzt als Schule des Lebens?



    Das wird alles finanziert aus den Gewinnen und Erlösen der Superreichen. Die stammen bekanntlich von zahlreichen weniger betuchten KundInnen.

  • Ok, die Kritik an der Aktion war anscheinend schon anderswo in aller gesellschaftlichen Tiefe behandelt, so dass hier der größte Teil des Artikels sich an den Outfits abarbeiten kann.



    TAZ, BILD oder Bunte, das ist hier die Frage.

    • @fly:

      Auch medizinisch suspekt:



      "Ein paar Minuten über der Kármán-Linie sind etwas grundlegend anderes als ein Besuch der Internationalen Raumstation oder gar ein Abstecher zum Mond. Danach sind die Ausflüge ins All eine Geldfrage: Bislang sind es hauptsächlich Superreiche, die sich einen Weltraumflug leisten können. Und zuletzt ist Weltraumtourismus auch eine gesundheitliche Frage, denn ein Urlaub im All ist etwas grundlegend Anderes als ein Urlaub am Strand. Schwerelosigkeit stellt einen Ausnahmezustand für den Körper dar, der die Reise weitaus unangenehmer macht, als von den meisten Menschen angenommen – und vieles ist aus medizinischer Sicht noch ungewiss."



      Bergita Ganse



      ist Raumfahrtmedizinerin und Universitätsprofessorin



      Quelle



      derpragmaticus.com

  • Das ist wohl diese spätrömische Dekadenz.