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SPD kritisiert Ministerin ReicheÄrger über Auftrag für Energie-Monitoring

Die Aufgabenbeschreibung für das Energie-Monitoring verstößt gegen den Koalitionsvertrag. Das wirft SPD-Energieexpertin Scheer Ministerin Reiche vor.

Mutig voran, der Zukunft zugewandt, der SPD die kalte Schulter gebend, so ist sie die Reiche Foto: Annegret Hilse/Reuters

Berlin taz | Die energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Nina Scheer übt massive Kritik an Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU). Die Auftragsbeschreibung für das Energie-Monitoring zum Stand der Energiewende entspreche nicht den Vorgaben aus dem Koalitionsvertrag, schreibt Scheer in einem Brief an die Ministerin.

Der Hintergrund: Union und SPD haben im Koalitionsvertrag ein „Energie-Monitoring“ vereinbart – ein Gutachten zum Stand der Energiewende und zum künftigen Strombedarf. Es soll Grundlage der künftigen Energiepolitik sein. Reiche hat den Auftrag dafür an das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln vergeben. Das Institut ist wegen seiner Nähe zur fossilen Wirtschaft umstritten.

Kri­ti­ke­r:in­nen fürchten, dass Reiche mit dem Gutachten im Rücken den Ausbau der erneuerbaren Energien abwürgt. Ein Hebel dafür ist der angenommene Stromverbrauch. Bis 2030 soll 80 Prozent des Strombedarfs durch Erneuerbare gedeckt werden. Wird die Verbrauchsprognose gesenkt, stehen die Ausbauziele für Windräder und Solaranlagen auf der Kippe.

In der Leistungsbeschreibung für das Gutachten werfe Reiche weitergehende Fragen auf als im Koalitionsvertrag vorgesehen, kritisiert Scheer in ihrem Brief, den das Internetportal Table veröffentlicht hat. Dazu gehört die Frage „ob es einer Neuausrichtung der Energiepolitik bedarf“. „Diese Ergänzung stellt alle geltenden energiepolitischen Regelungen pauschal infrage und schafft damit Planungs- und Investitionsunsicherheit“, schreibt Scheer. Ein derartiger Ansatz sei auf Drängen der Union an einem einzigen Punkt aufgenommen worden: das Heizungsgesetz abschaffen zu wollen. Ansonsten seien dem Koalitionsvertrag Vorgaben einer „Neuausrichtung der Energiepolitik“ nicht zu entnehmen.

Ergebnisse so nicht brauchbar

Das hat Konsequenzen für die Verwertbarkeit des Gutachtens, findet Scheer. „Kombiniert man diese Fragestellung mit der von der Leistungsbeschreibung aufgeführten Vorauswahl an zu berücksichtigenden Studien, die in der hier erkennbaren Schwerpunktsetzung auf reduzierte Strombedarfsprognosen ebenfalls keine koalitionäre Grundlage haben, ist man im Bereich der Nichtverwertbarkeit der Ergebnisse“, teilt Scheer der taz mit. Das heißt: Ergebnisse des Gutachtens, die nicht im Koalitionsvertrag stehen oder ihm widersprechen, könnte Reiche nicht verwerten – jedenfalls nicht, ohne eine Koalitionskrise zu riskieren.

Das Bundeswirtschaftsministerium will sich auf taz-Anfrage nicht zu der Kritik äußern. Es kommentiere Stellungnahmen aus dem parlamentarischen Raum grundsätzlich nicht, heißt es.

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6 Kommentare

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  • Wählt keine als konservativ vekleidete Leute, die den Staat ausrauben wollen.



    Die Union ist ja wirklich unverdächtig, Lobbyisten gegenüber verschlossen zu sein, Angestellte von Konzernen NICHT in Ministerien zu platzieren und/ oder das Wohl von Umwelt, Tier und Menschen vor wirtschaftlichen Privilegien für sich und ihre Unterstützer einzuordnen.



    Also, was diese Frau macht, ist folgerichtig, war erwartbar und die Bundesbürger haben es so gewählt.



    Was tun?



    Nun, die am Bürgerwillen wie an den Interessen der Bürger vorbei gehenden Entscheidungen dieser Unions-geführten Regierung häufen sich dermassen obszön, dass wir das schöne Wetter für Spaziergänge vor den Landtagen, dem Bundestag, vor Parteizentralen und Abgeordnetenbüros nutzen könnten.



    Genozid leugnen, wo alle führenden Genozidforscher, Holocaust-Historiker, Rechtsxperten, etc - auch aus Israel selbst - einen Genozid zweifelsfrei feststellen. Nicht genug, die Union verhindert aktiv, in Person v. Fr. Bentele als Vorsitzende der EU-Israeldelegation , jedwede Reaktion der EU auf o.g. Genozid.



    Steuer- und Subventionsgeschenke an Konzerne nehmen täglich zu, andere zahlen zu.



    Usw...also, laut, bunt, friedlich aber heftig demonstrieren

  • "Ergebnisse des Gutachtens, die nicht im Koalitionsvertrag stehen oder ihm widersprechen, könnte Reiche nicht verwerten."

    Wofuer brauchts dann ueberhaupt ein Gutachten?

    • @elektrozwerg:

      Das Gutachten soll nur den aktuellen Stand zu Versorgungssicherheit, Netzausbau und weiten Themen darstellen. Eine weitere Einordnung durch Fachexperten ist nicht gewünscht. Schließlich hat Frau Scheer als Berufsmusikerin ausreichend fachliche Qualifikation um die Ergebnisse selbst einzuordnen.

  • Meiner Meinung nach geht es der Regierung Merz in Sachen Energie nur um Eines.



    Die absurden Gewinne der fossilen Industrie (weltweit 3 Mrd$/Tag) sollen ohne Rücksicht auf die aufziehende Klimakatastrophe so lange wie möglich erhalten bleiben, obwohl die fossile Energieerzeugung - und Verwertung auch wirtschaftlich schon lange nicht mehr mit Photovoltaik & Co mithalten können.



    Meine Empfehlung: Das Buch "Männer, die die Welt verbrennen" von Christian Stöcker

    • @Heinz Kuntze:

      100%

  • Typisch Union,



    die glauben immer noch Lobbyismus sei Politik.



    Gut ist, dass an dem Fall klar wird, dass die SPD einen anderen Standpunkt hat.



    Das ist in vielen Fällen so.



    Nur weil die CDU sich nach vielen Eingeständnissen im Koalitionsvertrag bemüht, jedes Mikro anzusprechen, regieren sie nicht Alleine.



    In der Ampel wurde immer sehr differenziert über die unterschiedlichen Positionen der Koalitionäre berichtet. Es wäre schön wenn das weiterhin möglich wäre.



    Dieser Artikel ist ein positives Beispiel!