piwik no script img

SPD-ParteitagBlassrot bis tiefschwarz

Stefan Reinecke
Essay von Stefan Reinecke

Die SPD hat es schwer, neben der hypernervösen Merz-Union sichtbar zu bleiben. Auf der Suche nach einer eigenen Erzählung wirkt sie ideenlos.

Illustration: Katja Gendikova

V or dreieinhalb Jahren hat Lars Klingbeil auf einem SPD-Parteitag verkündet, dass „der Sieg bei der Bundestagswahl mir nicht reicht“ und er ein „sozialdemokratisches Jahrzehnt“ anvisiere. Lassen wir die naheliegende Häme beiseite, auch wenn diese Mixtur aus Hybris und Werbesprech sie verdient hätte. Die SPD-Spitze glaubte vor drei Jahren, dass die Sozialdemokratie ein historisches Projekt managen werde, den klimaneutralen Umbau der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Die SPD würde wie in der sozialliberalen Ära nach 1969 im Bündnis mit dem aufgeklärten Bürgertum unter dem Banner des Fortschritts die Gesellschaft verändern. All das ist zu Asche geworden. Der neue Generalsekretär Tim Klüssendorf verspricht eine Aufarbeitung der Wahlniederlage, bei der „kein Stein auf dem anderen bleiben“ soll. Diese forsche Ansage steht recht einsam neben der Tatsache, dass alles bleibt, wie es war. Olaf Scholz heißt jetzt Lars Klingbeil.

Die Ansage „Alles wird neu“ überdeckt, dass die SPD tut, was sie immer macht: Sie arbeitet leise und ruckelfrei im Maschinenraum der nächsten schwarz-roten Regierung. Umstürzlerische Ansagen mit routiniertem Weitermachen zu verbinden war immer schon eine sozialdemokratische Kernkompetenz. Selbstkritik ist nach 30 Jahren fast ununterbrochenen Regierens ein Ritual, das den Anschein von selbstkritischem Vermögen simulieren soll. Und doch hat sich etwas verändert.

Die Merkel-Union setzte auf pragmatisches Politikmanagement und ließ der SPD Raum. Jetzt haben es die Sozialdemokraten mit einer hypernervösen Union zu tun, die die AfD mit einer Doppelstrategie aus machtpolitischer Quarantäne und Imitieren bekämpfen will. Wie schwer es der SPD fällt, mit dieser Unionsmixtur aus markiger Entschlossenheit und Getriebenheit klarzukommen, zeigt exem­plarisch die Reaktion auf den neuen Migrationskurs.

Hubig eher zögerlich

Innenminister Dobrindt will die AfD kleinkriegen, indem er sie kopiert, und fast alle Asylbewerber an der Grenze zurückweisen. Kürzlich urteilte ein Gericht, dass dies im Fall dreier Somalier rechtswidrig war – weil es mit EU-Recht kollidiert. Dobrindt erklärte unbeirrt, dieses Urteil ändere nichts an seinem Kurs. Justiz- und Innenministerium sind klassische Konterparts.

Als Unionspolitiker 2011 Urteile zur Sicherheitsverwahrung und zur Vorratsdatenspeicherung attackierten, gab die damalige FDP-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sofort Kontra, forderte Respekt für die Urteile und die Unabhängigkeit der Justiz. Die SPD-Justizministerin Stefanie Hubig mahnte, dass die Einzelfall-Entscheidung des Verwaltungsgerichts befolgt werden müsse und betonte, dass sie mit dem Innenministerium sachlich und fachlich gut zusammenarbeite. Einerseits, anderseits. Nach zehn Tagen forderte sie Dobrindt auf, seine Rechtsposition darzulegen. Ein ganz scharfes Schwert … Dies zeigt, wie eng der Spielraum der SPD in der Merz-Regierung ist.

Die SPD – leidenschaftliche Verteidigerin des EU-Rechts – hätte Alarm schlagen müssen. Das aber hätte beim Kernprojekt der Union Stress bedeutet. Ampel Nummer zwei will niemand. Außerdem ist die SPD-Klientel beim Thema Migration gespalten. Manche ticken wie die Grünen, andere wollen einen schroffen Antimigrationskurs. Als taktische Unfallvermeidung wirkt Hubigs Zögerlichkeit sogar rational. Kein Koalitionskrach, aber kurz die Fahne gehisst.

Aber ist die SPD noch immer gegen Zurückweisungen, die gegen EU-Recht verstoßen? Ein bisschen? Die SPD zahlt für das Regieren einen Preis. Sie wird unsichtbar.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Die SPD hat auf die Wahlniederlage mit Machtkonzentration reagiert. Lars Klingbeil, Vizekanzler, Finanzminister, Parteichef, verfügt über so viel Einfluss wie seit Jahrzehnten kein anderer in der SPD. Klingbeil hat die potenzielle Konkurrenz aus dem Weg geräumt und Jüngere zu MinisterInnen gemacht. Klingbeil und Bärbel Bas als SPD-Spitze sind die einflussreichsten SPD-MinisterInnen.

Im Klammergriff von Sachzwängen

2019 hatte die Partei begriffen, dass es SPD-ChefInnen, die in die Kabinettsdisziplin eingebunden sind, an Beinfreiheit fehlt und man das Regieren und die Partei besser trennt – um nicht an Pragmatismus und Ideenarmut zu ersticken. Diese Lektion ist schnell in Vergessenheit geraten. Farblose MinisterInnen, eine Partei im Klammergriff der Sachzwangslogik – das kann toxisch werden. Wie fatal die Rolle als freundlicher Handlanger von ideologisch aufgerüsteten Konservativen enden kann, zeigte sich in den Niederlanden.

Dort stürzte eine konturlose Sozialdemokratie 2017 als Juniorpartner von Mark Rutte von 25 auf 5 Prozent ab. Es gibt einen Grund für den selbstvergessenen Pragmatismus der Klingbeil-SPD. Schwarz-Rot war die einzig mögliche Regierung ohne AfD. AfD ante portas ist zwar ein kraftvolles Motiv. Aber etwas nur zu verhindern ist sandiger Grund. Dass alles andere schlimmer wäre, ist kein Ersatz für eine eigene Erzählung. Hat die SPD so etwas? Sucht sie wenigstens danach?

Die Bundesrepublik ist eine alternde, veränderungsmüde Gesellschaft, die sich von dem Veränderungsdruck – Klimaumbau, Digitalisierung, Ende des Westens – überfordert fühlt. Diese Gesellschaft will keine Fortschrittsprosa, sondern Sicherheit. Die SPD hat mit Boris Pistorius und Bärbel Bas zwei starke Figuren. Können sie Soziales und Äußeres zu einem authentisch sozialdemokratischen Sicherheitsversprechen verknüpfen? Pistorius’ markiges Auftreten ist populär. Aber das Wesentliche fehlt.

Es gibt kein sozialdemokratisches Konzept einer Sicherheits- und Friedenspolitik nach dem Ende des Westens. Die SPD diskutiert immerhin, anders als die Union. Die Debatte hat aber auf beiden Seiten etwas Sepiafarbenes. Die Transatlantiker beschwören noch immer die Nato und hoffen, dass Donald Trump nur ein böser Traum ist. Die Manifest-Friedensfraktion projiziert die Rezepte der Entspannungspolitik des Kalten Kriegs auf die zerklüftete Gegenwart und unterschätzt den russischen Revanchismus.

Mindestlohn bei 14.60 Euro

Dass der Westen verschwindet und Europa alleine für seine Sicherheit sorgen muss, ist weder hier noch dort angekommen. Es ginge also darum, in einer vom Recht des Stärkeren beherrschten Welt robuste Verteidigung mit Diplomatie zu verbinden. Die Scholz-Regierung hatte mit dem tastenden Versuch, Brasilien, Indien, Südafrika und Indonesien als Partner in der Unterstützung der Ukraine zu gewinnen, einen ersten Schritt gemacht. Doch das war die Ausnahme.

Meist gelten die alten Muster des Kalten Kriegs. Die Tragweite der Frage, was nach dem Westen kommt, ist in der SPD noch nicht angekommen. Spoiler: Die Unterstützung völkerrechtswidriger Angriffskriege oder nur Aufrüstung sind keine sozialdemokratischen Antworten. Ähnlich zwiespältig wirkt der Auftritt beim Thema Arbeit. Der Kompromiss zum Mindestlohn zeigt die Machtlosigkeit der SPD. Sie hatte fast ultimativ auf 15 Euro im nächsten Jahr beharrt. Nun muss sie leicht zerknirscht 14,60 in zwei Jahren als Erfolg verkaufen.

Programmtisch rückt Klingbeil die „hart arbeitende Mitte“, ein Evergreen sozialdemokratischer Rhetorik, ins Zentrum. Die arbeitende Mitte gegen faule Bürgergeldempfänger in Stellung zu bringen, riecht nach rechter Ausgrenzungslogik. Im schlechtesten Fall gibt die SPD den Dobrindt und versucht die AfD durch Imitation zu bekämpfen.

Bärbel Bas’ Biografie hebt sich zwar erfreulich von den kieselsteinglatten Karrieren ab, bei denen auf Jurastudium und Jusokarriere der Job im Abgeordnetenbüro und der Aufstieg zum Staatssekretär folgen. Aber Bas’ street credibility übertüncht die programmatische Leere der SPD. Es mag sogar sein, dass es für eine Partei der Arbeit angesichts des Arbeitskräftemangels und der Verrentung der Boomer eine gewisse Plausibilität hat, den Druck auf Bürgergeldempfänger zu erhöhen.

Größter Erfolg schon Vergangenheit?

Aber nur das Bürgergeld rückabzuwickeln und die Attacken von Carsten Linnemann und Co auf den Sozialstaat abzuwehren, reicht nicht als Verteidigung der Mitte in ungemütlichen Zeiten. Eine sozialdemokratische Erzählung, die Gerechtigkeit für sich reklamieren will, braucht Druck nach unten und nach oben. Bas’ Vorschlag, Beamte in die Rentenkasse zu integrieren, zielte darauf. Aber das wird, anders als die Verschärfungen bei der Grundsicherung, ein Wunsch bleiben.

Die Merz-Regierung wird weder Beamtenprivilegien streichen noch die Steuern für Superreiche erhöhen. Zum Thema Arbeit ist nur das Tariftreuegesetz als Textteil einer authentisch so­zial­demokratischen Erzählung erkennbar. Es kann sein, dass der größte Erfolg der SPD in dieser Regierung schon hinter ihr liegt. Die Union hat unter dem Druck von Krise und Ukrainekrieg ihren Schuldenbremsenfetischismus überwunden – mit freundlicher Unterstützung von SPD und Grünen.

Damit ist die politisch katastrophale Situation halbwegs umschifft, dass Schwarz-Rot Drohnen baut und dafür Kitaplätze streicht und Renten kürzt. Dieses Waffenbeschaffungsprogramm wäre ein Wählerbeschaffungsprogramm für die AfD gewesen. Aber eine sozialdemokratische Agenda für die Ära, in der Überforderungsgefühle und Veränderungsdruck gleichzeitig wachsen, gibt es nicht – nicht als Idee, nicht als Realpolitik. Diese Groko wird tiefschwarz und blassrot.

[Anm. d. Red.: In einer früheren Fassung dieses Textes stand, dass SPD-Justizministerin Stefanie Hubig sich zehn Tage lang nicht zu dem Zurückweisungs-Urteil geäußert hat. Das ist falsch. Wir haben die Stelle korrigiert. ]

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
Mehr zum Thema

14 Kommentare

 / 
  • Konsequente Missachtung der Urklientel.



    Fokus auf woke Themen und Randgruppen statt Bildung und Kultur.



    Und die Altachtunsechziger und -siebziger werden alt und konservativ weil sie um ihre Pfründe fürchten.

    • @Dromedar:In:

      In welcher Welt leben Sie? Woke Themen? Also erst mal wild, diesen inhaltsleeren neurechten Kampfbegriff unironisch in der Kommentarspalte der TAZ zu sehen. Aber unabhängig davon, wo war denn die SPD bitte "woke"? (Begriffsdefinition zu woke bitte gleich dazu, weil das ja jeder so verwendet, wie es gerade in den Kram passt)

      Die haben sich ja noch nicht mal getraut, gegen die schwachsinnige Hysterie von Glöckner (bzgl. Pride) aufzumucken

  • Schlechte Geschäfte unter einem ehemals guten Namen

    Zitat: „Umstürzlerische Ansagen mit routiniertem Weitermachen zu verbinden war immer schon eine sozialdemokratische Kernkompetenz.“

    Das war Kurt Tucholsky schon vor über 90 Jahren aufgefallen: „Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem 1. August 1914 Reformistische Partei oder Partei des kleineren Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas - : vielen Arbeitern hätte der neue Name die Augen geöffnet, und sie wären dahin gegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So aber macht der Laden seine schlechten Geschäfte unter einem ehemals guten Namen.“ (Kurt Tucholsky, 1932)

    • @Reinhardt Gutsche:

      von Kurt Tucholsky



      an einen Bonzen



      " ..... hörst Du nicht manchmal in dunkler Nacht



      ein leise Stimme , die manchmal



      spricht :



      GENOSSE SCHÄMST DUN DICHT NICHT ? "



      Damals haben die SPD - Politiker Ihr Gewissen



      der Macht geopfert und waren einer der Totengräber der bürgerlichen sogenannten



      Weimarer " Demokratie ".



      Es hat sich bei den Genossen nichts , aber



      auch gar nichts geändert!

  • "Die SPD zahlt für das Regieren einen Preis. Sie wird unsichtbar."



    Die SPD tut doch alles, damit unsichtbar bleibt. Nur nichts fordern, was für Aufregung sorgt. Nur keinen verprellen. Nur nicht nach links ausscheren.



    Dann doch lieber unsichtbar und geradeaus zur Einstelligkeit! Die schaffen das!

  • ""Die SPD hat es schwer (...) sichtbar zu bleiben. Auf der Suche (...) wirkt sie ideenlos.""



    ===



    1.. Schade - bitte Kritik an Stellen wo sie den Punkt trifft.



    2.. Die beliebtesten Politiker in der Bunderepublik mit großem



    Abstand zu Merz & CDU sind:



    Nr. 1 = Pistorius mit Abstand (seit Wochen)



    Nr. 2 = Klingbeil



    3.. In einer Umfrage eines vertrauenswürdigen Umfrageinstituts wird das Duo Bas + Klingbeil mit einer Zustimmungsrate von über 70% als erfolgreich beschrieben.



    4..ideenlos = a. siehe Parteitagsrede von Bas???



    b. was wäre denn passiert wenn Klingbeil die



    theoretisch nachvollziehbare Entscheidung



    getroffen hätte in die Opposition zu gehen?



    Eric Bonse wäre mit dieser möglichen



    Entscheidung und mit den furchtbaren Folgen



    zufrieden gewesen?

    Was die Bundesrepublik tatsächlich benötigt ist eine Linke die linken Populismus in den Papierkorb wirft, an der öffentlichen Debatte teilnimmt - & zwar ohne Behauptungen, die bereits 500 Mal wiederlegt wurden.

  • "Innenminister Dobrindt will die AfD kleinkriegen, indem er sie kopiert, und fast alle Asylbewerber an der Grenze zurückweisen."

    Das ist meiner Meinung nach eine fatale Fehleinschätzung der cdU. Dobrinth und auch seine anderen Kumpane wollen die AfD nicht auf diese Art kleinkriegen. Davon abgesehen, dass Sozialwissenschaftler zu Hauf mit Studien aufwarten, dass das Unsinn ist. Merz, Spahn und Dobrinth sind Rassisten, die die Geflüchteten hier nicht haben wollen. Genau wie die AfD.

    Da Merz seine Impulskontrolle ja nicht immer im Griff hat, rutscht ihm gelegentlich seine eigene Meinung auch öffentlich raus, dem kleinen sauerländischen Pascha. Die entstehenden Stilblüten (Zahnarzttermine, kleine Paschas, Sozialtouristen) zeigen einfach, was er wirklich denkt.

    Kleine Argumentationsstütze: der erste sehr gelungene Versuch, dass Menschenrecht auf Asyl abzuschaffen stammt von der cdU aus den 90er Jahren und kopiert sicher nicht die damals nicht existente AfD. Und die Republikaner mussten damals nicht groß bekämpft werden, die waren zum Glück nicht so stark wie die AfD heute.

  • Ja, die Ampel ist gescheitert.



    Das ist keine gute Nachricht für linke BürgerInnen.



    Nur, dass diese eben zum großen Teil an dem Scheitern mitgewirkt haben.



    Wo ist die Aufarbeitung der taz zum Scheitern?



    Betrachtet man/frau die ersten Wochen der Ampel und Merz erste Gehversuche, so war die Kritik damals größer.



    Merz wird schon dafür gelobt, dass er nicht öffentlich abgekanzelt wird.



    Die KommentatorInnen verlegen sich lieber auf Kritik an der SPD.



    Da wird der linke Flügel für Friedensbemühungen kritisiert. Die Partei die Linke wird für gleichlautende Positionen allerdings nicht kritisiert - warum eigentlich nicht? Wegen der sympathischen neuen Frontfrau?



    Ersetzt das inhaltliche Auseinandersetzung?



    Ja, statt dessen diskutiert die SPD.



    Im Gegensatz zur obigen Behauptung wird daran gearbeitet, nämlich am neuen Grundsatzprogramm. Es würde mich nicht wundern, wenn am Ende ein neuer Parteivorsitzender steht, Trennung von Amt und Mandat.



    Die Grünen haben keine Friedenspolitik mehr.



    Die Ideenlosigkeit ist im gesamten linken Spektrum zu spüren.



    Die taz löst die Zerrissenheit in Frieden und Völkerrechtsfragen mit SPD Bashing.



    Ist das Alles?

  • Aber die SPD ist doch garnicht Ideenlos. Die Unterdrückung der Arbeiter und Abschaffung der Demokratie geht zur Hälfte von ihr aus! Was wäre die Union ohne die bereitwillige Hilfe der SPD?

    • @Dunkelrot:

      // Die Unterdrückung der Arbeiter und Abschaffung der Demokratie geht zur Hälfte von ihr aus!

      Der Klassenkampf ist aber schon sehr lange vorbei. Mich schauderts immer wenn ich sowas lese,

      • @Der Cleo Patra:

        Die Simplifizierung des Klassenkampf auf Arbeiter- gegen Kapitalistenklasse und umgekehrt war immer schon Mittel der politischen Auseinandersetzung. Der Klassenbegriff wurde aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt und durch Begriffe wie Schicht, Milieu oder Gruppenidentitäten ersetzt und reflektiert so eine Binnendifferenzierung. Das kann aber nicht verschleiern, dass es grundsätzlich unterschiedliche soziale Lagen und antagonistische Interessenlagen gibt. Begriffe wie Sozialpartnerschaft, Solidarität und nationaler Zusammenhalt haben ja auch den Zweck, die Konfliktlinien zu verbergen.

  • Des Übels Wurzel ist die unsinnige Umdeklarierung republikanischer Herrschaft zur Demokratie. Während in der Demokratie alle BürgerInnen egalitäre Mitbestimmungsberechtigte haben sollen, was im alten Athen durch die Auswahl per Los garantiert wurde, führen die Wahlen zur Herrschaft einer elitären Parteienoligarchie, deren Mitglieder sich (a) im Dauerwahlkampf untereinander befinden und (b), je nach Gelegenheit und Notwendigkeit in Koalitionen zusammenraufen. Die „repräsentative Demokratie“ hat so auch immer schon eine Tendenz zu repressiver Herrschaft gegen die Opposition in Politik und Gesellschaft. Informierte und abgewogene sachpolitische Entscheidungen zum Wohle der Menschen und Gesamtgesellschaft sind aber nicht zu erwarten.

    Endlich mal mehr Demokratie wagen, dass wäre ein Fortschritt.

  • "Olaf Scholz heißt jetzt Lars Klingbeil". Wie wahr! Deutlich wurde auf dem Parteitag die inhaltliche Leere vieler Delegiertenreden. Stegner sprach Klartext, versuchte zumindest, einen kritischen Diskurs zum Thema Aufrüstung und Diplomatie anzuregen, genau wie die Delegierte Scheer.



    Eine Delegierte aus Bayern warnte vor dem Treten nach unten beim Bürgergeld, welches einige Politiker der SPD in der Öffentlichkeit gezeigt hatten. Ehrlich wirkte diese Stellungnahme.

    Ansonsten plätscherte es in etlichen Reden der Delegierten so dahin, meist im Politiksprech. Voller Lob oftmals für die Idee eines neuen Grundsatzprogramms. Was rein gehört, keine Idee.

    Um so erstaunlicher dann das enorm schlechte Ergebis für Klingbeil. Die SPD ist weit davon entfernt. sich kritisch mit ihrem Niedergang auseinandergesetzt zu haben.

  • Die SPD kann natürlich auf dem Parteitag Lars Klingbeil und Bärbel Bas nicht wählen und wieder linker werden. Aber darf sich dann nicht wundern wenn die 10%-Hürde nach unten geknackt wird.