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SPD-Kultusminister über Heimat„Sie huldigen dem Kapitalismus“

Mathias Brodkorb ist Anti-Nazi-Aktivist und SPD-Kultusminister in Mecklenburg-Vorpommern. Ist sein Heimatprogramm eine Anbiederung an die AfD?

Der Heimatminister: Mecklenburg-Vorpommerns Mathias Brodkorb (SPD) Foto: Imago / Hendrik Rauch
Interview von Martin Reeh

taz: Ich bin im Westerwald aufgewachsen und meinen Eltern bis heute dankbar, dass sie mir nicht den hässlichen dortigen Dialekt beigebracht haben. Nun wollen Sie Niederdeutsch als Zweitsprache in den Schulen fördern. Muss das sein, Herr Brodkorb?

Mathias Brodkorb: Sehen Sie, da fängt es schon an. Niederdeutsch ist kein Dialekt, sondern eine Regionalsprache.

Was ist der Unterschied?

Ein Dialekt ist eine örtliche Abweichung von der Hochsprache, eine Mundart, eine Regionalsprache hat dagegen grammatikalische und etymologische Besonderheiten, die sich auf eine ganze Region erstrecken – etwa ganz Norddeutschland. Aber eine Gegenfrage: Warum fanden Sie den Dialekt so furchtbar?

Ästhetisch ist der fast schlimmer als Sächsisch. Ich finde, die geistige Enge der Gegend spiegelt sich in dem Dialekt wider.

Ich verstehe Ihre Frage trotzdem nicht. Es hätte historisch auch ganz anders ausgehen können. Das Niederdeutsche war mal in Nordeuropa eine sehr weit verbreitete Sprache. Am Ende war es eher ein Zufall, dass sich Hochdeutsch durchgesetzt hat. Das ist ja keine Frage von Qualität gewesen.

Im Interview: Mathias Brodkorb

39, ist seit 2011 Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern. Der gebürtige Rostocker gilt als eine der großen Nachwuchshoffnungen der SPD. Von 1994 bis 1997 war er zunächst Mitglied der PDS, später Mitbegründer der Anti-Nazi-Webseite „End­station Rechts“. Tote Sprachen kennt er schon aus dem Studium: Er hat Philosophie und Altgriechisch an der Universität Rostock studiert.

Aber die Entscheidung ist längst gefallen.

Warum dem historischen Zufall huldigen?

Warum machen Sie denn die Niederdeutsch-Förderung?

Da gibt es verschiedene Gründe. Zunächst biografische: Bei uns in der Familie haben meine Großeltern ganz selbstverständlich Niederdeutsch gesprochen. Ich habe mich davor im Unterschied zu Ihnen auch nicht geekelt. Mit neun bin ich nach Österreich zu meinem Vater gezogen und bin in eine Welt hin­eingeworfen worden, wo eine Volkskultur samt einer nicht hochdeutschen Sprache Alltag ist. Da glaubt niemand, höherwertiger zu sein, nur weil er des Hochdeutschen mächtig ist.

Und die politischen Gründe?

Die Niederdeutsch-Pflege ist bei uns Verfassungsauftrag und Folge der EU-Charta der Regionalsprachen. 25 Jahre nach der Wende gibt es außerdem eine Identitätssuche der Menschen. Ein starkes Interesse daran, sich der eigenen Wurzeln zu besinnen. Das wird natürlich durch die Flüchtlingsthematik verstärkt. Man kann es sich so lange leisten, sich nicht zu fragen, wer man ist, wie man eine Selbstverständigung darüber nicht nötig hat.

Dazu braucht man das Niederdeutsche?

Brauchen tut man es nicht.

Aber es hilft?

Das Heimatprogramm

7,5 Millionen Euro will Mecklenburg-Vorpommern bis 2020 in sein Heimatprogramm stecken. Unter dem Titel „Meine Heimat – mein modernes Mecklenburg-Vorpommern“ stellte es Minister Brodkorb im April 2016 der Öffentlichkeit vor. Dazu gehört auch eine sogenannte Heimatkiste für Kindertagesstätten, in der Bücher, Spiele und Anleitungen für regionale und internationale Tänze enthalten sind. Niederdeutsch wird frei­williges reguläres Schulfach.

Es kann eine Möglichkeit sein, sich seiner selbst zu vergewissern. Sprache und Literatur repräsentieren auch eine Form von Mentalität. Die ist hier erkennbar anders als in München oder Köln.

Vergrößern Sie mit Ihrem Heimatprogramm nicht die Integrationsanforderungen an Flüchtlinge? Die wollten ja nicht nach Mecklenburg-Vorpommern, sondern nach Deutschland. Und jetzt sollen sie nicht nur Deutsch lernen, sondern sich auch in einen regionalen Kulturkontext integrieren, weil die Bevölkerung das erwartet.

Das halte ich für intellektuelle Pseudoprobleme. Wenn bei uns ein Flüchtling zur Schule geht, muss er derzeit neben dem Deutschunterricht zwei Fremdsprachen wählen. Die eine wird Englisch sein. Bei der zweiten kann er sich etwa zwischen Russisch und Französisch entscheiden. In Zukunft kann er sich auch aussuchen, ob er stattdessen Niederdeutsch macht. Ich behaupte: Wenn er sich für Niederdeutsch entscheidet, werden seine Integrationschancen besser sein, als wenn er Russisch lernt.

Niederdeutsch nutzt ihm gar nichts, wenn er irgendwann nach Berlin umzieht.

Das ist eine interessante Perspektive. Würden Sie sich als links empfinden?

Ja.

Ich finde diese funktionalistische Verengung des Humanen bedenklich. Also nur zu fragen, über welche unspezifischen Kulturtechniken jemand verfügen muss, um im kapitalistischen Globalzusammenhang vernünftig zu funktionieren, egal an welche Stelle der Welt der liebe Gott diese „funktionierende Maschine“ hinsetzt. Vielleicht wollen die Flüchtlinge ja gar nicht mehr weg, wenn sie erst Niederdeutsch können.

Ihre Niederdeutsch-Förderung ist also eine antikapitalistische Politik?

Das zum gelebten Antikapitalismus zu erklären wäre überzogen. Ich habe nur gesagt, dass Ihre funktionalistische Position dem Kapitalismus huldigt.

Vielleicht habe ich ja einen Berliner Blickwinkel. So denkt man: Was der Brodkorb mit seinem Heimatprogramm macht, ist eine Kapitulation vor AfD und NPD und ihrem Heimatgedusel.

Es liegt natürlich nahe zu vermuten, dass wir damit panisch auf den AfD-Aufstieg reagieren. Ist aber Blödsinn. Wir haben an diesem Projekt seit zwei oder drei Jahren gearbeitet, da war von der AfD in dieser Dimension und Programmatik überhaupt nicht die Rede. Der Landestourismusverband unterstützt uns, weil Tourismus auch von Unterschieden zwischen den Regionen lebt. Der Landesjugendring hat in seine Wahlprüfsteine in diesem Jahr erstmals den Punkt „Heimat“ aufgenommen. Ihrer Logik zufolge müsste das auch der Landesjugendring wegen der AfD gemacht haben.

Im Landtagswahlkampf heimattümelt es hier in Schwerin auch bei fast allen außer SPD und Grünen. Die Linkspartei wirbt auf Plakaten mit „Aus Liebe zu Mecklenburg-Vorpommern“, die CDU mit „Einer von hier, einer für uns“.

Selbst die Grünen werben mit „MV im Herzen“. Daran sehen Sie: Unser „Heimatprogramm“ ist keine Wahlkampfsache. Deswegen ist es auch nicht auf den SPD-Plakaten. Im Übrigen halten Sie die von Werbeagenturen erdachten Claims offenbar für substanzieller als wir Politiker.

Angenommen, morgen geht die taz pleite und ich muss aus beruflichen Gründen nach Schwerin. Dann fühle ich mich von CDU, Linken und auch Grünen nicht umworben.

Warum?

Weil man bei der CDU besser von „hier“ ist, um zu kandidieren. Bei Linken und Grünen: weil ich gern über die Politik des Landes, in dem ich arbeite, entscheiden, aber M-V nicht lieben würde. Solche Wähler wollen die Parteien offenkundig nicht.

Ich drehe es mal um: Angenommen, ich ginge nach Berlin. Wenn ich von Berliner Parteien erwarten würde, dass sie mir das Lebensgefühl von Mecklenburg-Vorpommern präsentierten, wäre das eine unrealistische Erwartung. Umgekehrt ist es genauso. Sie sind offenbar ein Linker mit planetarischem Anspruch – alles muss nach einem Modell funktionieren. Aber dann unterschiede sich Berlin ja gerade nicht von Schwerin. Wie langweilig das wäre! Wenn in Australien im Busch ein unberührtes Naturvolk gefunden wird, steht die gesamte Linke auf, um es vor dem Imperialismus zu beschützen. Die dürfen nicht Coca-Cola trinken und müssen weiter im Lendenschurz laufen. Auch wenn der Vergleich jetzt etwas hinkt: Wenn in Deutschland Trachtenvereine ihre kulturellen Traditionen pflegen wollen, gelten sie aus linker Sicht plötzlich als rückständig. Das ist doch bigott – und überheblich. Im Übrigen haben Sie vielleicht auch einen falschen Eindruck.

Der wäre?

Worum es mir nicht geht, ist – und das unterscheidet unser Programm deutlich von NPD oder AfD – Mecklenburg-Vorpommern zu einem großen Kulturarchiv zu machen, wo die Menschen quasi die Archivare sind.

Sondern?

Das Aufeinandertreffen von Modernität und Tradition. Kulturelle Entwicklung bedeutet eine Adaption bestehender Kulturbestände unter neuen Aspekten. Es gibt immer Umwandlungsprozesse.

Das ist auch wunderbar intellektuell. Verstehen Ihre Mecklenburger, dass zur Tradition Neues dazukommen muss?

Natürlich. Etwa wenn ich sage: „Schauen Sie sich Ihre Tracht an. Es ist nicht wahrscheinlich, dass sich junge Frauen so was im Hochsommer anziehen. Aber wie wäre es denn, wenn wir mal einen Modewettbewerb machten und Trachten modern durchdeklinieren würden, sodass sie zu moderner Alltagskleidung passen und sogar schick aussehen?“ Allen ist klar, dass heutige Mädchen nicht so rumlaufen möchten, aber man daraus vielleicht was machen kann. Was ja in München ganz normal ist.

Was ist mit Bayerisch und Fränkisch? Soll das dort auch an Schulen und Unis gelehrt werden?

Da ich keine Außenpolitik betreibe, äußere ich mich nur zu Dingen, die Mecklenburg-Vorpommern betreffen. Die Bayern sind klug genug, selbst zu entscheiden. Für Sie wird sich Folgendes vielleicht ganz schlimm anhören: Wir haben an der Uni Rostock einen Lehrstuhlinhaber für Niederdeutsch und in Greifswald zukünftig ein Kompetenzzentrum für Niederdeutsch. Die Wissenschaftler freuen sich dar­über. Sie sagen: Endlich ist Schluss mit dem Kulturimperialismus. Gut: So drücken sie sich nicht aus, aber so fühlen sie sich.

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26 Kommentare

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  • Sprache ist weit mehr als nur ein Kommunikationsmittel.

     

    Und immer dann, wenn wir uns in einer Fremdsprache verständigen, fällt uns auf, dass "etwas" fehlt. Analog ist es im Verhältnis Standardsprache - Dialekt.

     

    Wir sollten froh sein, viele Ausdrucksformen zu kennen!

  • Ein grausames, blasiertes, überhebliches Interview, lieber Herr Reeh.

     

    "Die wollen ja nicht nach Mecklenburg, die wollen nach Deutschland"

     

    Was ist denn nun Deutschland?! Ist das ein zentralisierter Einheitsstaat - den es übrigens bereits gab. Oder eher die Summe seiner Einzelteile?

     

    Was manche nicht wissen oder unterschätzen: auch die vielzitierte dt. Standardsprache - nicht mehr als ein privilegierter Dialekt - ist ein Baustein und wichtiger Parameter des Deutsch-Nationalismus, welcher sich gegen Vielfalt, Heterogenität und Pluralismus wendet.

  • In Hamburg werden plattdeutsche Lesewettbewerbe an Grundschulen veranstaltet - die Kinder lesen dann Texte, die sie inhaltlich kaum verstehen, die sie danach nicht wieder anfassen, da sie derart langweilig sind . Da hilft dann gelegentlich der Opa oder die Oma. Nach dem Lesewettbewerb wars das mit Plattdeutsch. Zum Glück für eine zweite Sprachkompetenz.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    "Ich finde, die geistige Enge der Gegend spiegelt sich in dem Dialekt wider"

     

    DIE GEISTIGE ENGE DER GEGEND !!!

  • Das Streben nach Machterhalt bei aufkommender Konkurrenz hat eine Reihenfolge bei den verwendeten Strategien, die wie ein Naturgesetz wirken:

     

    Zuerst wird ignoriert, und wenn es nicht hilft, dann wird bekämpft. Wenn auch das nicht hilft, dann wird korrumpiert, und wenn auch das abprallt, dann wird nachgeahmt.

     

    Erst wenn das alles versagt hat, beginnt die Phase des Einschleimens und Unterwanderns, meistens begleitet von faulen Kompromissen, die Bedingung für eine spätere mögliche Koalition sind.

     

    Auch das Endergebnis unterliegt einer Gesetzmäßigkeit. Es ist dann wie eine prächtige Torte, auf die sich ein großer Hund entleert hat.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Der emsige Herr Brodkorb war auch Herausgeber des Buches:

     

    »Singuläres Auschwitz? Ernst Nolte, Jürgen Habermas und 25 Jahre Historikerstreit«

     

    In diesem schriebt neben Nolte auch der Historiker Egon Flaig, der über die Singularität des Holocaust folgendes zu berichten wusste:

     

    " Wer wird bestreiten, daß das Warschauer Ghetto ‚singulär‘ war? Aber jede einzelne Krankheit meines Großvaters war es ebenso. Sogar der Rotz in meinem Taschentuch ist singulär.“

  • Der sieht doch schon aus wie eine Satire-Figur.

  • An sich eine schöne und völlig richtige Initiative. Man hätte aber jemanden damit betrauen sollen, der sich wirklich mit der Materie auskennt (und zwar sowohl auf Seiten der taz eine/n Journalist/in mit Sachkenntnis als auch auf Regierungsseite in MV).

    Ein Dialekt ist vieles, aber keine "Abweichung von der Hochsprache". "Mundart" ist kein Synonym von "Regionalsprache" und auch sonst keine klar fassbare Kategorie. Dass Sprachen bzw. Dialekte "Mentalitäten" ausdrücken, ist völliger Blödsinn - jede Sprache kann jede Mentalität ausdrücken. Das sieht man schon daran, dass von der Neurechten à la AfD bis hin zu sogenannten "Gutmenschen" alle Deutsch sprechen, bei komplett gegensätzlicher Mentalität.

    Die Charta der Regional- und Minderheitensprachen ist nicht von der EU, sondern vom Europarat.

    Das hätte natürlich auch dem Interviewer alles auffallen können, wenn er wüsste, wovon er redet anstatt plumpe Platitüden über Dialekte darzugeben, die vermeintlich provokant sein sollen.

  • Kenne das Brodkorbsche Programm nicht im Einzelnen und weiß auch nicht, ob Niederdeutsch in der Schule nun der perfekte Ansatz zum Gelingen ist. - Eins aber weiß ich: Eine Heimat hat jede und jeder. Es ist die Gegend, wo wir Kinder waren, groß geworden sind. Etwas sehr Persönliches. Über den Dialekt (und sonstige Gepflogenheiten) auch wieder Verbindendes - nämlich mit allen, die ebenfalls von dorther stammen. Jeder wird mit seiner Heimat Positives wie Negatives verbinden, Letzteres mag sogar überwiegen - dennoch ist solcherart "Heimatgefühl", dem Zugehörigkeitsgefühl zum Elternhaus abgeschwächt ähnlich - authentisch, ein wichtiger Teil unseres Selbst. Viele Linke sind dagegen allergisch, weil es die Rechten (schon vor den Nazis) usurpiert haben. Und die haben es dann mit etwas fundamental Anderem amalgamiert - mit dem "Vaterland", für das es sich natürlich zu sterben lohne usw. usf. Aber solcher Afterideologie müßte ja keiner folgen, der seine Heimat mag. Es gab und gibt viele linke Versuche, "Heimat" links zu definieren - das gelingt im Kleinen mitunter ganz gut: Erinnerungen an regionale Handwerks- und Industriekulturen, Hungersnöte, Streiks, Arbeiterbewegung, Alltagsleben - und natürlich an echte Volkslieder jenseits der faschistischen Volksmusikindustrie ("Wildecker Herzbuben"). Nur Mut! Der schwankende Kosmopolitismus des Interviewers ist ganz unangebracht - Kindheit, Jugend, Heimat: hat jede und jeder. Die Linken dürfen sich das nicht wegnehmen lassen.

  • Integration vor Konfrontation - wieso nicht auch sprachlich?

     

    Ein Linker, der beim Blick in seinen Spiegel einen seitenverkehrten Rechten sehen muss, um sich zu erkennen, ist ein ziemlich armseliger Linker, finde ich. Das Gegenteil von Konservativ ist schließlich nicht konservativ, sondern progressiv.

     

    Progressiv ist das Fremdwort für fortschrittlich, und was fortschrittlich an einem Entweder-Oder-Denken sein soll, müsste man mir erst erklären. Wie es ausschaut, können ziemlich viele Leute in Mecklenburg-Vorpommern jedes Stück Selbstbewusstsein gebrauchen, das irgendwer ihnen gönnt. Und wenn es nicht die Linken sind, die über die Sprache Selbstwert schaffen, dann werden es die Rechten sein, die behaupten, dass Baseballschläger dafür taugen.

  • 3G
    34970 (Profil gelöscht)

    Der Brodkorb hat ganz andere Sachen auf dem Kerbholz. Das er Plattdeutsch verteidigt ist aber gut. Es lohnt allerdings wenig das nur in Schulen zu lehren wenn es Zuhause nicht gesprochen wird. Da wo das Plattdeutsche eigentlich einst verwurzelt war. Konsequent wäre das als Amts Sprache einzuführen und dann erst das Schuldeutsch. So wie walisisch oder schotisch in GroßBritannien. Sonst hat das alles nur kosmetischen Charakter von wegen wir tun ja was. Aber eben lange noch nicht genug um dahin zu kommen was man als Ziel propagiert. Aber das seh ich nicht kommen. Auch nicht mit Herrn Brodkorb.

  • Die SPD - immer flexibel wie anno ´33.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Geht's auch ohne Hitler.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Nicht, bis auch die letzte Lektion gelernt ist.

  • funktionalistische verengung des humanen - besser geht es vielleicht nicht in aller kürze und strenge zu sagen.

     

    das ist die schnittstelle von rechts und links und mitte - die gemeinsame schnittmenge und die ist groß wie der atlantik!

     

    wo sitzen die ursprünge von rassismus, chauvinismus, sexismus und so fort?

    in einem verengten weltbild.

     

    herrliche frage - tolle antwort.

    ein interessanter mensch mehr als politiker, der erkennt, dass es zwischen rechts, links und mitte und so weiter nur viel gerede ist, dass unterscheidet.

    eine alte sprache zu neuem leben wecken für menschen, die es interessiert. wunderbare idee! vielfalt schaffen!

     

    und links muss sich fragen, ob es weiter "links" vom großen rechtsteil-kuchen sein will oder die bezeichnung links nicht endlich aufgeben und selbständig konzepte und ideen entwickeln will, die ohne die funktionalen verengungen des humanen daherkommen.

     

    beleza!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "25 Jahre nach der Wende gibt es außerdem eine Identitätssuche der Menschen. Ein starkes Interesse daran, sich der eigenen Wurzeln zu besinnen. Das wird natürlich durch die Flüchtlingsthematik verstärkt. Man kann es sich so lange leisten, sich nicht zu fragen, wer man ist, wie man eine Selbstverständigung darüber nicht nötig hat."

     

    Und diese Selbstverständigung dient dann dazu, dass man sagen kann wer man ist und dass der oder die "Andere" das eben nicht ist, eben nicht dazu gehört.

  • So viel MV in der letzten Woche in der TAZ wie sonst in 3 Jahren ... weswegen? Auch wegen der AfD?

  • "Niederdeutsch nutzt ihm gar nichts, wenn er irgendwann nach Berlin umzieht."

    Man muss den Leuten ja nicht immer das schlechteste wünschen.

     

    Inwiefern das ganze Programm sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen, aber mal ehrlich... ich muss schäme mich ja schon für mich höchst selten und für andere schon garnicht, aber diese "Ich bin ein hochdeutscher nicht-icke-sagender Berliner"-Fragen sind wirklich zum fremdschämen...

    • @sart:

      Solche Leute wie der Interviewer fallen gerne dann im dialektstarken Süddeutschland, Österreich oder vor allem der Schweiz besonders negativ auf und bedienen das gängige Vorurteile vom Saupreissn, Piefke etc.

  • Schon krass. Es scheint wirklich Pseudolinke zu geben, die bei der Sprache - auch Regionalsprachen sind Sprachen - die Hoheit bei AfD und NPD sehen und ihnen diese irgendwie "naturgemäß" auch noch zugestehen. Besser kann man nicht vor Rechtspopulisten kapitulieren

  • Reehs Geringschätzung von regionalen Wissensformen ist einfach nur anmaßend. Erlernen von Dialekt/Regionalsprache und Hochdeutsch bedeutet auch Sprachkompetenz. Reeh beschäftigt sich hier mit einem Scheinproblem. Anbiederungen an die extreme Rechte finden ganz anders statt. Die Argumente von Reeh erinnern eher an eine Technokratie. Kritik der instrumentellen Vernunft scheint nich mehr die Stärke von selbsternannten Linken zu sein, eher der Schulterschluss mit ihr.

  • "Wenn in Australien im Busch ein unberührtes Naturvolk gefunden wird, steht die gesamte Linke auf, um es vor dem Imperialismus zu beschützen. Die dürfen nicht Coca-Cola trinken und müssen weiter im Lendenschurz laufen. Auch wenn der Vergleich jetzt etwas hinkt: Wenn in Deutschland Trachtenvereine ihre kulturellen Traditionen pflegen wollen, gelten sie aus linker Sicht plötzlich als rückständig."

     

    merke, für die linke ist das fremde immer höherwertiger als das eigene.

    ein gewisser selbsthass sozusagen.

     

    das ein dialekt die geistige enge der provinz ausdrückt, so wie es der autor empfindet ist eine rein subjektive wahrnehmung. eine sprache ist per se neutral, es ist ein vehikel um sich universal auszudrücken zu können, geistige haltungen sind individuell und spiegeln den charakter des sprechers nicht der sprache. das ist ein riesen unterschied!

    • @nutzer:

      Es hat sich bspw bei Aborigines noch nicht so fatales ereignet, dass in Verbindung mit ihrer "Traditionspflege" gebracht werden könnte, außer das, was denen selbst angetan wurde. Ein Beschi...äh, bescheidener Vergleich

      • @lions:

        Die deutschen Katastrophen begannen auch erst mit der Konstituierung einer sog. Deutschen Nation und der dazugehörigen Nationalsprache.

        Nicht eben in den Zeiten des bunten, vielfältigen - vielleicht manchmal provinziellen - Kleinkleins.

         

        Daher muss sich jeder Linke ein heterogenes Deutschland wünschen. Um in diesem für Gerechtigkeit - nicht Gleichmacherei - zu kämpfen!!

    • @nutzer:

      "merke, für die linke ist das fremde immer höherwertiger als das eigene.

      ein gewisser selbsthass sozusagen."

       

      Nicht gerade logisch. Denn: Kein aufrechter Linker läßt sich für irgendwelche von irgendwelchen Leuten als besonders deutsch empfundenen "Traditionen" vereinahmen. Daher sind sie ihm nicht weniger fremd als die Kultur eines unberührten Naturvolkes. Insofern: Wenn er etwas verachtet, womit er sich gar nicht identifiziert, kann es auch kein Selbsthass sein.

       

      Wenn SIE sich mit rückständiger Deutschtümelei identifizieren wollen: Bitte sehr! Aber projizieren Sie dieses "Volksempfinden" (pruuust!) nicht auf andere Leute.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Eine natürlich gewachsene (Regional) Sprache hat mit "Tümelei" nichts zu tun.

        Eine fränkischer Bierbrauer redet halt so wie ihm der Schnabel gewachsen ist...

         

        "Deutschtümelei" bestand hingegen immer darin, die Mär einer dt. Nationalsprache zu hegen und pflegen. Die Erfindung einer "deutschen Nationalsprache" als altem Kulturartefakt.