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Russland beim G20-GipfelEin Blick in seine Augen

Lässt sich der moskau-freundliche US-Präsident nicht doch als nützlicher Partner einspannen? Putin hofft, dass das auf dem G20-Gipfel gelingt.

Weiß, wohin er will: Russlands Präsident Wladimir Putin Foto: ap

MOSKAU taz | Die russische Öffentlichkeit interessiert vor allem eins: Kommen sich Trump und Putin in Hamburg näher? Sollte vielleicht sogar eine Wiederholung des George-W.-Bush-Erlebnisses möglich sein? 2001 hatte der Expräsident beim ersten Zusammentreffen mit dem jungen Kremlchef in Slowenien eine Eingebung: Tiefes Vertrauen stellte sich ein nach einem langen Blick in Putins Augen. Der Klimaschutz des G20-Gipfels wird in Moskau denn auch noch etwas breiter ausgelegt. Könnte die Abkühlung des russisch-amerikanischen Verhältnisses nicht doch noch aufzuhalten sein? Und lässt sich der moskaufreundliche Trump nicht doch als nützlicher Partner des Kreml einspannen?

Jede Annäherung steht durch den russischen Eingriff bei den US-Wahlen und Kontakten des Trump-Teams zu russischen Stellen automatisch im Verdacht, der US-Präsident und Moskau verfolgten eine geheime Agenda. Was Trump als neues außenpolitisches Ziel vorgab – die Konfrontation mit Russland zu entschärfen –, lässt sich zurzeit nicht mehr umsetzen. Beide Staatschefs wollten eigentlich die Beziehungen verbessern, erreichten jedoch das Gegenteil. Das Verhältnis ist zerrütteter denn je. Putin und Trump erwiesen sich als kurzsichtige Taktiker, nicht als weitsichtige Strategen.

Als die Washington Post vor Kurzem offenlegte, dass Putin den Eingriff in die US-Wahlen angeblich persönlich angeordnet hatte, verschärfte sich die Auseinandersetzung. Doch die Zeit ist vorbei, als TV-Zuschauer noch über jeden Winkelzug amerikanischer Innenpolitik und die Trump-Mannschaft auf dem Laufenden gehalten wurden. Dennoch: Moskau hofft, Trump ins Boot nehmen und den G20-Gipfel dafür nutzen zu können.

Alexei Puschkow, Leiter des Informationskomitees im Föderationsrat der Duma, beklagte unterdessen, dass wieder Kräfte in den USA im Vormarsch seien, die für ihr Land „Einzigartigkeit“ beanspruchten und es zum „Meister des Universums“ erhöben. Eine Haltung, die auch in Russland nicht fremd ist. Im Gegensatz dazu wolle Trump Russland nicht als Gegner. Dafür stempelten Gegenspieler ihn jedoch zu Moskaus Einfluss­agenten, meint Puschkow. Dem angeschlagenen Trump baut der Kreml immer wieder Brücken. Die Hoffnung auf ein gemeinsames Geschäft ist in Russland noch lebendig. Auch das Wissen darüber, für die schwindenden Chancen verantwortlich zu sein.

Putin ist im Vorteil

Laut Trumps Sicherheitsberater McMaster fehlt dem US-Präsidenten für das Tête-à-tête mit Putin in Hamburg noch ein detaillierter Fahrplan. Für Russland wäre das von Vorteil. Wladimir Putin wuchs als ehemaliger KGB-Geheimdienstler mit dem Gegner USA auf. Die Agenten sogen den Gegner bis in die letzten Fibern in sich auf. Bis heute sind die USA Russlands zweite Haut und bestimmen als Gegner und heimliches Vorbild immer noch Moskaus politische Agenda. Kurzum: Die USA sind Moskaus Obsession, die sich überdies auch in der ausführlichen Berichterstattung niederschlägt.

Putin ist Trump gegenüber daher im Vorteil. Der Kremlchef wird bestens vorbereitet sein und versuchen, den US-Präsidenten für sich zu gewinnen. So, wie es ihm mit George W. Bush in Slowenien gelungen war. Trump ist sprunghaft, Putin geht nach Plan und Kalkül vor. Diese Aussichten beunruhigen nicht nur US-Außenpolitiker. Für das heimische Publikum wird der Russe Moskaus vermeintlich neue Größe inszenieren. Anders der Amerikaner, der mit Rückzug aus internationalem Engagement an der heimischen Arbeitsfront punkten will.

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