Robert-Koch-Institut: Höhere Impfquote erforderlich
Um einen neuen Anstieg der Infektionen zu verhindern, sollten nach RKI-Berechnungen auch bei Jüngeren 85 Prozent geimpft werden.
Um im Herbst einen erneuten starken Anstieg bei der Zahl der Corona-Neuinfektionen und -Intensivpatient*innen zu verhindern, müssen sich wohl mehr Menschen impfen lassen, als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt das Robert-Koch-Institut in einer neuen Prognoserechnung. Ziel müsse sein, dass 90 Prozent der Menschen über 60 und 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen geimpft werden, schreibt die Behörde.
Nur in diesem Fall bliebe die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwoher*innen und Woche, sicher unter 100 und die Zahl der Corona-Patient*innen auf Intensivstationen unter 1.000. Liegt die Impfquote bei den 12- bis 59-Jährigen dagegen nur bei 65 Prozent, erwartet das RKI im Dezember eine Inzidenz von 400 und rund 6.000 Corona-Intensivpatient*innen.
Bisherige Berechnungen waren davon ausgegangen, dass schon eine Impfquote von 70 bis 80 Prozent in der Gesamtbevölkerung guten Schutz vor einer erneuten Coronawelle bietet. Dass der Wert nun höher ist, liegt an der Ausbreitung der Deltavariante, die deutlich stärker ansteckend ist als die zuvor verbreitete Alphavariante.
Eine Studie macht Hoffnung
Ob diese Impfquote erreicht werden kann, ist unklar. Bei den über 60-Jährigen sind bisher gut 83 Prozent mindestens einmal geimpft. Bei den 18- bis 59-Jährigen liegt der Anteil bei gut 55 Prozent. Und das Impftempo hat zuletzt deutlich nachgelassen: Wurden vor zwei Wochen im Schnitt noch 850.000 Menschen pro Tag geimpft, waren es zuletzt weniger als 700.000 – und das, obwohl mehr Impfstoff geliefert wurde, als je zuvor.
Denkbar ist aber, dass das geringere Impftempo vor allem an den Sommerferien liegt, die in vielen Bundesländern begonnen haben – oder auch daran, dass nach den vielen Berichten über Impfstoffknappheit noch nicht alle mitbekommen haben, dass Termine jetzt vielerorts kurzfristig verfügbar sind. Das RKI ist in einer Prognose jedenfalls weiterhin optimistisch: Repräsentative Umfragen zeigten, dass sich knapp 95 Prozent der über 60-Jährigen und knapp 84 Prozent der 18- bis 59-Jährigen gegen Corona impfen lassen wollen, heißt es.
Neue Reiseerleichterungen in Kraft
Neben gutem Schutz gegen schwere Covid-19-Erkrankungen bringt die Impfung auch Erleichterungen bei der Einreise aus dem Ausland – und zwar ab sofort auch aus Portugal, Großbritannien und anderen Staaten, die wegen des hohen Anteils der Deltavariante bisher als „Virusvariantengebiet“ eingestuft waren. Weil Delta inzwischen auch in Deutschland dominiert, entfällt diese Einstufung.
Stattdessen gelten die Länder jetzt als „Hochinzidenzgebiet“. Nach der Einreise aus solchen Staaten gilt grundsätzlich eine 14-tägige Quarantäne. Allerdings entfällt sie für vollständig Geimpfte und Genesene komplett; für alle anderen kann sie durch einen negativen Coronatest auf fünf Tage verkürzt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!