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Robert Habeck über die Grünen„Nicht immer gegen was. Für!“

Umfragetief? Rechte Gegner? Seine Partei müsse sich wieder Idealismus trauen. Aber nicht abstrakt, sondern konkret, „so, dass man es versteht“.

Im Wattenmeer ist man von stinkenden Schulklos weit entfernt Foto: dpa

taz: Herr Habeck, zurzeit ist viel von den Abgehängten die Rede. Das Etikett passt im Moment auch sehr gut zu den Grünen …

Robert Habeck: Politischen und sozialen Druck parallel zu setzen, finde ich nicht angemessen. Aber vom gerade frisch eingetretenen Basismitglied bis zur Katrin Göring-Eckhardt und Cem Özdemir würden alle sagen: Im Moment werden wir deutlich unter Wert gehandelt.

Nach dem Mauerfall haben die Grünen den historischen Umbruch falsch eingeschätzt und brachen ein. Meinen Sie, das passiert Ihnen gerade wieder?

Nein. Die Grünen haben den Augenblick sehr wohl erkannt. Jeder spürt ja bis in die Haarspitzen hinein, dass wir in wirklich existenziellen politischen Zeiten leben und wir um die liberale Demokratie kämpfen müssen. Und das tun wir ja auch.

Zuletzt hat die Partei sehr auf Schwarz-Grün geschielt, statt sich als stärkste Kraft gegen den Rechtspopulismus zu positionieren. Liegt da die Schwäche?

Ihre Frage suggeriert, dass Schwarz-Grün eine Tendenz zum Rechtspopulismus habe. Das ist ja Blödsinn. Wir sind das klare Gegengewicht zum Rechtspopulismus. Ich kenne niemanden, der daran zweifelt. Und die Rechtspopulisten haben uns als grün-versifftes Feindbild Nummer eins. Aber die wahre Herausforderung ist nicht das Dagegensein, sondern für unsere Werte – Freiheit, Solidarität, Europa, Rechtstaatlichkeit – Begeisterung auszulösen.

Schwarz-Grün hat sicher an­dere Schattenseiten als rechtspopulistisch abzubiegen. Keine Frage. Aber wie erklären Sie sich, warum die Grünen plötzlich in den Umfragen so abgesackt sind?

Aus ein paar kleinen Dämlichkeiten ist der Eindruck entstanden, die Grünen redeten nur zu sich selbst

Klar, wir haben Fehler gemacht, und das passiert. Aber wir sind von dem Phänomen eingeholt worden, dass kleine Fehler unter der neuen kommunikativen Gewalt riesengroß werden können. Aus vier, fünf kleinen Dämlichkeiten heraus ist so der Eindruck entstanden, die Grünen redeten nur zu sich selbst. Entsprechend ist es aber auch möglich, das zu drehen. Wir müssen Momente schaffen, um wieder eine mitreißende Partei zu werden. Und wir dürfen uns nicht aus Erschrecken vor dem Schulz-Effekt klein machen.

Welche Dämlichkeiten?

Ich habe keine Lust, die jetzt ausführlich zu wiederholen. Aber es ist der Eindruck entstanden, als kümmerten wir uns um lauter Nischenthemen, die zwar alle richtig sind, aber dann doch eben nicht über den gesellschaftlichen Zusammenhalt entscheiden. 


Gibt es zwischen den Rechtspopulisten und dem Linkspopulisten Martin Schulz überhaupt noch einen Platz für eine „mitreißende“ grüne Partei?

Martin Schulz ist kein Linkspopulist.

Bitte?

Er ist ein Politiker, der die Spielregeln, die ich versucht habe, mit dürren Worten zu beschreiben, exzellent beherrscht. Es hat doch keinen Sinn, kulturpessimistisch die digitale Welt zu beklagen. Die Zeit, in der die Leute ihre Handys abschaffen, wird zumindest absehbar nicht kommen. Wir müssen analysieren, warum Martin Schulz so erfolgreich ist.

Bild: dpa
Im Interview: Robert Habeck

48, grüner Minister für Energie, Landwirtschaft und Umwelt in Schleswig-Holstein, war früher Schriftsteller. Habeck verlor im Januar bei der grünen Urwahl der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl äußerst knapp gegen Cem Özdemir.

Was bedeutet das für die Grünen?

Dass wir uns wieder Idealismus trauen. Jeder von uns ist tief in sich Idealist, hat ein Verlangen nach Beteiligung und Bürgersein. Aus diesem Antrieb sind viele bereit, Dinge zu tun, die über Bequemlichkeit und sogar eigene Interessen weit hinausgehen. Und dieser schlummernde Idealismus ist in dieser mäandernden Zeit der Merkel’schen Alternativlosigkeit lange nicht abgerufen worden. Aber irgendwo muss diese Energie hin. Dafür müssen wir ein Angebot machen – hier lohnt es sich, eure Kraft reinzustecken.

Sie bleiben sehr allgemein. Die Herausforderung ist doch die, dass sich immer mehr Menschen von der repräsentativen Demokratie abwenden. Denen kommen Sie nicht mit Bürgersinn. Wo wollen Sie ansetzen?

Ein Teil der Menschen ist in unserer Gesellschaft tatsächlich abgehängt, ein noch größerer Teil fühlt sich verunsichert und in dieser Verunsicherung nicht wahrgenommen. Viele Leute sehen, dass sie unverschuldet Opfer von etwas werden können, das wie eine anonyme Macht daherkommt. All die Bilder von Banken, die über Nacht gerettet wurden – mit Milliardenbeträgen, die später über Steuern und über Niedrigzinsen sozialisiert werden und die Renten vernichten. Aber das dämliche Schulklo ist seit zehn Jahren nicht renoviert und stinkt …

… und deshalb entfernen sich die Menschen vom demokratischen Grundkonsens?

Natürlich denkt keiner, wenn er den Ammoniakgeruch in der Dusche riecht, darüber nach und sagt: „Oh, das ist die ungerechte Globalisierung.“ Aber dass da irgendetwas nicht richtig ist, das ist ein Grund, warum die Gesellschaft so auseinandergeht. Wir brauchen eine andere Politik, damit die Leute, die das immer stärker fühlen, sich nicht von der Politik verabschieden.

Wo ist der grüne Impuls gegen die alternativlose Bankenrettung?

Wir müssen zurück zu einer sozialen Marktwirtschaft statt asozialer Machtwirtschaft. Wir müssen mehr investieren, Banken regulieren, die Teilhabe an öffentlichen Institutionen sichern. Und ins Konkrete, Greifbare übersetzt heißt das: In Schleswig-Holstein hat Monika Heinold, unsere Spitzenkandidatin und Finanzministerin, gerade ein Programm vorgestellt, um die Schulklos zu sanieren. In den nächsten vier Jahren soll es keine stinkenden Schulklos mehr in Schleswig-Holstein geben. Da geht es um Lebenswirklichkeit. Und deswegen hat auch der Vorschlag von Martin Schulz funktioniert, die Menschen nicht so einfach in Hartz IV stürzen zu lassen. Obwohl man gerade einen Job hat, kann es morgen ganz anders kommen. Firmen werden von Hedgefonds aufgekauft, Roboter machen die Arbeit, der Weg in die unverschuldete Arbeitslosigkeit ist kurz. Da anzusetzen, ist richtig.

Wie kommt man von Schultoi­letten und ALG 1 zum neuen Modell der gerechteren Verteilung des Wohlstands?

Dass die Diskussion über das Arbeitslosengeld, die Sozialdiskussion eine viel kompliziertere ist, dass man eigentlich den alleinerziehenden Müttern, den Jugendlichen, die keine Ausbildungsperspektive haben, den Migranten helfen muss, dass man eigentlich eine viel gerechtere Vermögensverteilung braucht; alles richtig. Aber das allein reicht nicht, um die Menschen wieder in die Gesellschaft einzubeziehen. Wir müssen eine Sprache finden, die Nähe und Zugehörigkeit erlaubt: Nicht zu verkopft, keine abstrakten Rechenmodelle, Millionen und Milliarden sind so weit weg vom Alltag. Nicht: „Die Energiewende muss in die ökologische Transformation überführt werden.“ Ja, das muss sie. Aber das ist so abstrakt, dass die Leute sagen: „Viel Spaß, macht das mal.“

Welche konkreten politischen Vorschläge machen Sie?

Ich kann das an unserem Wahlkampf in Schleswig-Holstein festmachen: Wir schieben deinen Nachbarn nicht in den Krieg nach Afghanistan ab. Deine Kinder können früher und länger in der Kita bleiben, haben es dort gut, und das macht dich nicht arm. Wir erlauben keine neue Ölbohrungen im Wattenmeer. Du kannst mit einem Jahres-Ticket in ganz Schleswig-Holstein günstig Bus und Bahn benutzen. Der Maisanbau wird weniger, mehr Kühe gehen wieder auf die Weide …

Dem linksliberalen Milieu – die taz zählt auch dazu – wird derzeit oft Schuld an der sozialen Verschiebung und damit der Demokratiemüdigkeit zugeschrieben. Welche Verantwortung tragen die Grünen?

Die Grünen sind aus einem zutiefst demokratischen Antrieb gegründet worden – das Land besser zu machen. Wir haben die demokratische Kultur in Deutschland bereichert. Die Menschen haben durch uns Alternativen bekommen, durch uns werden sie stärker einbezogen. Was ich sehe, ist, dass Positionen des linksliberalen Spek­trums manchmal abgehoben ankommen. Hier müssen wir ran. Wenn wir für eine Einwanderungsgesellschaft werben, müssen wir das bei den Menschen tun, die dies erst mal prinzipiell nicht richtig finden. Und zwar so, dass man es versteht.

Setzen Sie das selbst um?

Das ist der Kern unserer Politik in Schleswig-Holstein. Von Fischern will ich, dass sie weniger fangen, was kurzfristig ihr Einkommen beschneidet, von Bauern, dass sie weniger Tiere und dafür besser halten, was ein intensives Wirtschaften verhindert. Den Jägern nehme ich die bleihaltige Munition weg, und andere bekommen Windräder und Stromleitungen vor die Tür. Da kann ich mit denen Küstennebel trinken, wie ich will, erst mal bin ich der Typ, der eben mal ihr Leben verändern will. Aber die Art, wie wir miteinander ringen und argumentieren, schafft gesellschaftlich akzeptierte Lösungen.

Ist das Ihre Strategie gegen den Rechtspopulismus?

Vielleicht mal weg von diesem immer „gegen was“. Es geht um das Für. Für eine faire und freie Gesellschaft. Dafür müssen wir die Menschen gewinnen. Und da brauchen wir etwas Grundlegendes: Respekt. Respekt vor dem, was die Menschen umtreibt. Die Suche nach Sicherheit und Halt, die müssen wir ernst nehmen. Das heißt nicht, sich den Ängsten zu beugen und sie zu verstärken, sondern im Gegenteil: Es heißt Antworten zu finden, die helfen. Dafür müssen wir auf grünen Versammlungen nicht über uns nachdenken und debattieren, sondern über alle Menschen außerhalb von Parteitagshallen.

Ist dieses Politikverständnis bei den Grünen mehrheitsfähig?

Ich kann so etwas jetzt natürlich leicht sagen, ich bin auf keiner Kandidatenliste, weder im Bund noch im Land. In Schleswig-Holstein auf jeden Fall ist das mehrheitsfähig und bereits unsere Politik. Und während der Urwahlphase in der Bundespartei habe ich genau mit dieser Ansage auch in den Kreisverbänden überall viel Zustimmung erhalten. Auf Parteitagen – grünen und anderen – ist es viel schwieriger. In der Regel sucht man sich die Mehrheiten mit dem, was die Mehrheit erwartbar richtig findet. Differenzierter zu argumentieren ist immer Arbeit gegen die politische Erwartung. Aber es ist möglicherweise erfolgreich. Es gibt an der Basis genauso so einen Geist, so ein Brennen, das uns nach vorne trägt und nach vorne tragen muss. Wenn wir nicht bei sieben Prozent verrecken wollen, dann liegt genau da eine Chance, solche Momente zu schaffen, wie wir sie beredet haben, als wir über Martin Schulz gesprochen haben.

Das Schulz-Momentum hat das politische Klima in Deutschland positiv verändert. In Frankreich scheint mit Emmanuel Macron eine ähnliche Entwicklung zu laufen. Kann es ein länderübergreifendes Momentum geben?

Das ist ja im Entstehen. Es gehen ja inzwischen unter dem Ruf „Pulse of Europe“ Leute auf die Straße. Ich wünsche mir so eine Art linken europäischen Patriotismus. Das wird aber nicht am Reißbrett geplant, sondern indem Menschen sich engagieren. Wie die Pussy-Hats-Demo gegen Trump. Plötzlich springt das über, und unser Aufbegehren findet eine starke Form, die einem die Tränen in die Augen treibt und man sagt: Ja, endlich, da will ich dabei sein.

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38 Kommentare

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  • 1G
    1326 (Profil gelöscht)

    Von Fischern will ich, dass sie weniger fangen, was kurzfristig ihr Einkommen beschneidet, von Bauern, dass sie weniger Tiere und dafür besser halten, was ein intensives Wirtschaften verhindert.

    ------------------------------

     

    Und das alles bei immer höher werdenden Bevölkerungsdichte?

    Völlig unrealistisch.

     

    Von dem Gedanken der Basisdemokratie der Grünen, mit Rotation der Abgeordneten, Volksbegehren etc ist absolut nichts übriggeblieben.

     

    Der Zug ist irgendwie abgefahren, die Partei wird den Geruch der Verbotspartei und Oberlehrerhaften nicht mehr los.

     

    Dann noch der Witz mit der Wahl, bei der schon Göring-Eckhard gesetzt war - klingt alles irgendwie nach DDR.

  • Robert Habeck beschreibt es in einem Satz, er ist auf keiner Kandidatenliste. Und genau diesem Umstand verdanken die Bündnis90/Die Grünen sinkende Umfragewerte. Habeck ist ein Hoffnungsträger.

  • Zitat: Die Grünen sind aus einem zutiefst demokratischen Antrieb gegründet worden – RICHIG, aber nun stehen die Grünen wieder FÜR etwas, inzwischen sind den Grünen Geschlechteregeln wichtiger als Inhalte. Vielleicht müssen sich grüne Politiker desshalb ja immer wieder so sehr zur Demokratie bekennen, weil sie durchaus merken, dass die Grünen nur noch sehr bedingt eine innere demokratische Struktur haben. Was ich auch nicht so recht verstehen mag ist: Wo sind die Grünen liberal?

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Ich kann mich an kein besseres Interview mit einem Politiker erinnern. Jedenfalls was den Politiker betrifft.

    So, jetzt haben wir leider den Atlantiker-Cem und KGE. Für mich unwählbar.

    Vielleicht kommt nach Wahlernüchterung, Demut und Erneuerung - man muss die Grünen immer im Auge behalten.

  • Die Einwanderungsgesellschaft den Einwanderungsskeptikern (wie mir) schmackhaft machen: viel Glück! Derzeit sehe ich bei diesem Thema bei den Grünen ziemlich wenig "differenziertes Argumentieren", also die Grenzen, Bedingungen und Regeln von Einwanderung festlegen. "Globales Migrationsrecht", das bekomme ich mit, und das ist ein gefundenes Fressen für AfD & Co.

  • "...Wir sind das klare Gegengewicht zum Rechtspopulismus." - Ja, warum habt Ihr Euch denn dann nicht klarer und hör- und sichtbarer positioniert?

     

    Ihr steckt ab, was Euch wichtig erscheint und was nicht und justiert nicht einmal nach, wo nötig! Etwa auf die höhnische Reaktion der Öffentlichkeit auf Renate Künasts Vorschlag eines Veggie-Days habt Ihr nach meiner Beobachtung eher kleinlaut "irgendwas" gemurmelt anstatt laut und deutlich hinter ihr zu stehen und laut und deutlich zu sagen, dass sie sehr wohl das Recht hat Vorschläge zu machen. Diese zu beherzigen oder nicht entscheidet sowieso jeder für sich. Das nur als ein Beispiel unter etlichen.

     

    Mit Verlaub - das stinkt mir, denn da fehlt die Solidarität untereinander - rette sich wer kann... Wo sind wir denn, auch wenn dieses Beispiel - mit Absicht - nicht neu ist?

     

    Und, dass Sie mich richtig verstehen: Das ist nicht Mitgefühl sondern Respekt vor einer mutigen Politikerin. Der einzige Unterschied - solche wie sie gibt es in den anderen Parteien kaum, halt umso mehr bei den Grünen, auch wenn demnächst einige von ihnen von Bord gehen.

     

    Ihnen, Herr Habeck, traue ich dies übrigens auch zu. Verliert Eure Richtung, nicht aus den Augen - grün, demokratisch, ökologisch, sozial.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "... unsere Werte – Freiheit, Solidarität, Europa, Rechtstaatlichkeit ..."

     

    Haben doch fast alle auf der "Agenda". Was fehlt, haben die Vorsitzenden an die erste Stelle des neuen Programms gesetzt: Ökologie.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Ne, Freiheit, Solidarität, Europa und Rechtstaatlichkeit tragen vielleicht alle im Munde, oder auf Wahlplakaten zur Schau, aber auf der Agenda? Ich glaube kaum, dass es bei der CDU überhaupt sowas wie ne Agenda gibt - außer vielleicht an der Macht zu bleiben...

  • Aha!

     

    Und was hat jetzt der 50jährige Arbeitnehmer, der arbeitslos wird und nie mehr irgendwo eingestellt wird, von sanierten Schulklos, länger geöffneten Kitas, weniger Ölbohrungen in der Nordsee und von einer Schleswig-Holstein-Karte, mit der er zwar ein Jahr lanf 25% bei Fahrten in SH sparen kann, aber erstmal 27,50 € mit einem Mal auf den Tisch legen muss? (Der Hartz-Regelsatz sieht zur Zeit 25,77 € für Verkehr vor. Der könnte sich selbst, wenn er dann den ganzen Monat nicht mehr fährt, die Karte nicht leisten.)

    • @Age Krüger:

      Das werden die meisten, die noch mind. 1.500 € netto im Monat als Einzelperson zur Verfügung stehen haben oder entsprechend mehr mit Familie nie verstehen, dass Menschen, die weniger als 1.000 € im Monat haben auch Prozente nichts oder nicht viel nutzen. Die sind zwar okay, aber ein ermäßigter Schwimmbadeintritt kostet immer noch mehr als das Budget hergibt und jeder bekommt mit, dass zum ermäßigten Preis gelöst wurde. Ganz anders ist es mit der Subventionierung der "Hochkultur", sprich Theater und Konzerten etc. Zu den Veranstaltungen geht ein besonderes Publikum, meist mit guter finanzieller Ausstattung und zahlen "Eintrittspreise", die sich viele nicht leisten können (auch wenn sie wollten). ABER, was diese Damen und Herren nicht wissen oder gerne verdrängen, ist, dass die Kosten für Aufführungen durch die Eintrittsgelder nur zu ca. 15-25% gedeckt werden. Der REST, also 75-85% wird durch öffentliche Mittel subventioniert. Es wäre mal schön, wenn das auf jedem Ticket drauf stehen würde, wieviel quasi von anderen Mitbürgern noch für die Veranstaltung drauf gelegt wird. Und in absoluten Zahlen sind das für eine Veranstaltung weitaus höhere Beträge als ein kostenfreies Monatsticket für Menschen mit weniger Geld.

       

      Das mal nur als Beispiel. Gegen die Sanierung von Schulklos hat denke ich niemand was, auch wenn er/sie selbst nicht drauf gehen muss.

      • @Hanne:

        Ich gehe mal davon aus, dass auch in Zukunft die Schulklos in SH nicht mit goldenen Wasserhähnen und Klopapierhaltern in Carraramamor gekachelt sind.

         

        Wenn es nur darum geht, dass Schulklos den Schülern auch in benutzbarer Form zur Verfügung stehen, ist es eine Schande, dass man damit überhaupt in einem Land wie der BRD Wahlkampf machen muss. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Da muss der Mann mal drüber nachdenken, mit welchem Irrsinn damals rotgrün die Steuern gesenkt hat, dass nicht mal mehr für solche Sachen genügend Geld im normalen Erhaltungshaushalt den Schulen zur Verfügung stehen.

         

        Das ist doch traurig!

        • @Age Krüger:

          Ist leider in anderen Bundesländern auch so. Eines meiner Kinder geht seit 10 Jahren nicht in der Schule auf's Klo, andere ebensowenig:

          http://www.zeit.de/2016/53/sanierung-schulen-berlin-kosten-probleme

           

          Und mit dem angebotenen Mittagessen samt Ambiente sieht es auch nicht besser aus.

           

          Aber eigentlich müssten zumindest bei uns in SN auch gleich viele Lehrer/innen mit saniert werden :-)

  • Wenn einem als konkretes Beispiel nichts anderes als ein desolates Klo einfällt, fällt mir eigentlich auch nichts mehr zu dem Herrn ein, auch wenn es deren viele sein sollten.

    Fair Trade als Grundlage des Welthandels hieße Verbot der off-shore-Produktion, Einfuhrzölle auf Waren, die zu schlechteren Reallöhnen produziert wurden als im Importland, Gülleobergrenzen und wenn schon Landwirtschaftssubventionen, dann nur noch per Betrieb und nicht per Hektar, Abbau des Vorschriften- und Gesetzesdschungels - des einzigen Dschungels, der kahl geschlagen gehört...um nur ein paar konkret realisierbare Forderungen zu nennen - und natürlich die Umwandlung der Bundeswehr in eine Organisation zur Einübung des zivilen Widerstandes, sollten uns irgendwelche nichtdeutschen Mächte militärisch besetzen und wenn sie dies schon getan haben, dass sie künftig keine Freude mehr dran haben...

  • "Aber die Art, wie wir miteinander ringen und argumentieren, schafft gesellschaftlich akzeptierte Lösungen". Das finde ich gerade nicht. Die Gesellschaft ist so kleinteilig verschieden, dass es keine von der Mehrheit akzeptierte Lösung gibt. Wer sich durchgesetzt hat, entscheidet ein paar Jahre lang. Wo hatte ich das gelesen? "Wer demokratisch gewählt wurde, denkt tatsächlich, er wäre der Beste."

  • Nun, die Antworten, die Herr Habeck gibt erinnern mich doch in weiten teilen an die - zugegebenermaßen kurze - Periode, als die FDP den "mitfühlenden Liberalismus" ihren Mitgliedern predigte. Dies bestärkt mich immer mehr in der Annahme, dass es sich bei den Grünen um eine anders angemalte FDP handelt.

    So ist auch der selbstverliebte, belehrende Habitus, der in der schick renovierten Altbauwohnung lebenden Studienräte (als Synonym für die besserverdienende Hauptklientel) zu erklären. Schöne Beispiele sind hier Hubert Ulrich und Klaus Kessler, die es als knallharte Machtpolitiker ja auch fertigbrachten grünes Grundverständnis über Bord zu werfen und u.a. Frau Peter rauszumobben. (Hubert heißt ja nicht umsonst auch "der Panzer")

  • Ich denke, Herr Habeck ist der falsche Ansprechpartner für Fragen zu den Grünen, denn Spitzenkandidat der Grünen ist er nicht geworden.

    Und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

    Für mich ist es entscheidend, wie sind die Grünen in ihrer Gesamtheit personell und programmatisch aufgestellt.

    Wollen die Grünen als Gesamtheit : Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung für alle oder nur für die, die es sich leisten können?

    • @Jenaer:

      Sie wissen aber schon, dass es wenige Stimmen waren, die ihm gefehlt hatten. Deswegen ist er doch ein kompetenter Ansprechpartner. Ich möchte nicht ständig das Gerede von KGE und Özdemir hören.

    • @Jenaer:

      Wollen werden die das alle, wenn Sie sie so konkret fragen. Ich habe ein Problem bei den GRÜNEN mit der starken Differenz zwischen dem, was sie sagen und dem, wie sie sich selbst als Mensch und Politiker im Alltag und Beruf verhalten.

       

      Das ist mit Verlaub oft auch asozial, frauenfeindlich und unökologisch.

       

      Die GRÜNEN sind keinesfalls bessere Menschen. Das habe ich in den vergangenen 20 Jahren gelernt.

  • "Wenn wir für eine Einwanderungsgesellschaft werben, müssen wir das bei den Menschen tun, die dies erst mal prinzipiell nicht richtig finden. Und zwar so, dass man es versteht.

     

    Dass man es versteht - oder das man es wohlwollend aktzeptiert?

     

    Und wenn nicht - was dann?

     

    Zurück zu "kleinen Dämlichkeiten"?

  • "liberale Demokratie.... "sagt er.

     

    Seine Analyse ist richtig; nur bei dem aktuellen Grünen Klientel (die netten Besserverdienende) mit dem Fokus Liberal wäre die FDP dann das Original.

     

    Oder anders beleuchtet: Wenn die FDP etwas weniger Anzüge tragen würde ist es einfacher für die FDP den Grünen Wähler abzujagen als den Grünen der FDP unter dem Stichwort "wir sind liberalen Demokraten!.

    • @Tom Farmer:

      Ich denke, wer immer diese FDP-Vergleiche bemüht, weiß nicht wovon er redet oder will die FDP besserstellen. Die FDP ist sicher nicht die Partei, die, wie die Grünen, der Wirtschaft und der Finanzindustrie Einen klaren und deutlichen Rahmen in sozialer und ökologischer Hinsicht setzen will.

    • @Tom Farmer:

      Ich denke, Herr Habeck ist der falsche Ansprechpartner für Fragen zu den Grünen, denn Spitzenkandidat der Grünen ist er nicht geworden.

      Und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

      Für mich ist es entscheidend, wie sind die Grünen in ihrer Gesamtheit personell und programmatisch aufgestellt.

      Wollen die Grünen als Gesamtheit: Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung für alle oder nur für die, die es sich leisten können.

      • @Jenaer:

        "...für die, die es sich leisten können."

        Ja, das sind deren Wähler und daher ist Ihre Frage rein rhetorisch nehme ich an.

         

        Und so wird gewählt in diesem Land:

        Linke: Arme eher Linke und armselige Protestwähler

        Grün: Reiche, eher Linke

        SPD: Dumme, eher Linke

        CDU/CSU: Nichtdenkende Mitte

        AfD: unsäglich

        ...soweit die Weltanschauung in 14 Wörtern.

        • @Tom Farmer:

          Was ist den ihre Wahl?

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @Jenaer:

            @Tom Farmer antwortet nicht.

             

            Grund: Es bleibt ihm ja nur die FDP...

        • @Tom Farmer:

          Was aber ist ihre Wahl?

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @Jenaer:

            Nichtwähler?

  • Einen "linken europäischen Patriotismus " wünscht er sich. Klasse.

    Und er verbindet das mit einer politischen Arbeit"Für" und nicht "Gegen" etwas , hinunter bis zum stinkenden Schulklo.Mehr Habeck und weniger theoretisierend abgehobene Wagenknechts et al, das würde helfen , da findet man sich wieder, da hört man wieder zu, während man bei Bartschs xtem Vorwurf gegen ... einfach nur abschaltet.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Parisien :

      Ja dann bitte mit Pablo Iglesias und Jean-Luc Mélenchon auf europäischer Ebene.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Meinetwegen, obwohl Podemos anscheinend auch längst wieder abgeschlafft zu sein scheint.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Ich war bei der Gründung der Grünen dabei in 1980. Lebe jetzt seit 30 Jahren in Frankreich, wo die Grünen sich selbst aufgegeben haben zu Gunsten von Hamon und Mélenchon, der, aus Saul wurde Paul, jetzt den vollständigen ökologischen Umbau Frankreichs will gegen die Eurobürokraten. Wenn die Deutschen Grünen auf Macron setzen, dann setzen sie auf einen, der Frankreichs Gehard Schröder werden will. Erste Ansätze hat er ja mit seiner Arbeitsmarktreform schon als Hollandes Wirtschaftsminister geschaffen. Was ist von den Grünen der achtziger Jahre übriggeblieben? Nichts, ausser dass sich die Komplementärfarben geändert haben: Gelb und schwarz anstatt rosa und rot. Da verliert man natürlich Wähler, die dann lieber zur SPD mit Schulz zurückgehen oder zu den Linken. Schlimmer noch, das Wiedererstarken der FDP zeigt, dass es für die Grünen bei den jungen smarten Besserverdienern auch nichts mehr zu holen gibt. Bleiben nur noch die intellektuell angehauchten Altermondialisten aus Kreuzköln, bei denen die Poreestange aus dem Gepäckträger hervorragt und die in ihrem veganen Inseldasein vor lauter Blasiertheit gar nicht mehr zur Wahl gehen, aber immer gute Ratschläge für eine gesunde und optimale Lebensführung haben. In Paris haben wir die gleichen, die BoBo, bourgeois bohèmes, die wohnen auch alle im gleichen Kiez.

  • Die - leider nie zur Debatte gestellte - nichtsdetotrotz enorm wichtige Frage ist doch, WAS GENAU linken Populismus ehrenwerter macht, als rechten Populismus?

    Diese Frage sollten sich die GRÜNEN mal stellen........wäre ECHT spannend!

    • @Georg Dallmann:

      Kann ich ihnen sagen: linker Populismus, so doof er auch oft daherkommt, führt i.d.R. nicht dazu, dass Häuser angezündet werden, in denen sich Kinder, Frauen und Männer befinden.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Wünschte wir hätten auch in Süddeutschland so was wie einen Habeck. Die Relevanz dieser Partei wäre drastisch erhöht.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      Schon. Aber wenn Sie BaWü meinen habe ich Zweifel. Nicht umsonst haben es die Salongrünen Salomon, Palmer und Kretschmann dort zu "ebbes brocht".

      Und Özdemir selbst bezeichnet sich ja nicht ohne Stolz als "anatolischer Schwabe".

      • @571 (Profil gelöscht):

        Alles eine Marmelade - hm¿!;)

        Sprich - Koon füü tüüüre - gell! &

        Den Zucker bitte - Puder&A'gwärmt! &

        Fritze Kuhn - Tuich noch Beitun!

        Ha No. Machenix - Woll'nnur - Spielen!

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          "Alles eine Marmelade"

           

          Für die o. G. & Fritz Kuhn "älles oi Gsälz"...

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @571 (Profil gelöscht):

        In den Salons wurden seinerzeit Revolutionen ausgebrütet - per se also keine négligeable Zone.

        Die von Ihnen oben Genannten indes, üben sich freilich, gegebenenfalls das Champagnerglas i.d. Hand, in anderen Disziplinen.