Reunion von Oasis: Wie eine Kreuzfahrt

Die britische Gruppe Oasis hat ein Comeback angekündigt. Das sollte aufschrecken. Denn ihre langweilige Rockmusik hat auch den Brexit vorbereitet.

Bruderliebe: Noel (l) und Liam Gallagher, hier 2001, sind wieder Oasis Foto: Sean Dempsey/dpa/Montage:taz

Oasis gehen wieder auf Tour?! So what? Sonst noch Probleme? Müssen jetzt auch noch die Gebrüder Gallagher mit dem schon in den 1990er Jahren völlig schwiemelig-pathetischen Gitarrengenöle, und einem nach abgestandenem Bier ohne Reinheitsgebot müffelnden New-Labour-Klassenbewusstsein nebst aufdringlichen Koteletten die Schläfe runter bis zum Pimmel-Attitude-Pseudomod-Stil ihren Manchesterhosen-Rock-’n’-Roll-Senf dazugeben, weil sie schon mal die Flocken für die späterhin benötigten Treppenlifte einspielen müssen?

Definitiv vielleicht schon. Jetzt also stiften die Gebrüder Gallagher Gemeinsinn und eine schöne Alliteration in diesen von Vereinzelung und Polarisierung gekennzeichneten Zeiten.

Warum ausgerechnet Oasis?

Und es ist ja so, Popmusik gibt allen eine zweite Chance. Auch Oasis und den Gebrüdern Noel und Liam Gallagher. Obwohl: So viele wirklich talentierte Typen von gestern, vorgestern und vorvorgestern hätten ihre Reunion so viel mehr verdient und wirtschaftlich wahrscheinlich auch sehr viel bitterer nötig als Noel und Liam. Warum ausgerechnet Oasis?

Diese mit Billardkugeln im Pub um sich schmeißenden, stinkereich gewordenen Lads waren nun wirklich nur bei einem einzigen Ding vorne dran: Ihre rockistische Form von Britpop war die musikalische Vorwegnahme des Brexits, ein elitäres Wir-sind-eine-Insel-Gewinsel. Musik zum Abgewöhnen.

Und dazu diese endlose Rockstar-Simulation: eine zugespitzte Form von Superstarabgründen. Auf Koks in den Swimmingpool kacken. „Definitely Maybe“, was für ein belangloser und gleichzeitig dummfrecher Albumtitel. „Don’t Look Back in Anger“, ein Allgemeinplatz in der Fußgängerzone des Seins.

Nie vergessen: Oasis, diese Kotelettenband gab es überhaupt nur, weil die guten, die fortschrittlichen Bands des Labels Creation Records, etwa die gigantischen My Bloody Valentine, notorisch erfolglos blieben. Als zähle nichts mehr als nur Erfolg?!

Gitarrenroadie der Inspiral Carpets

Völlig egal, denn dann kamen Oasis: Noel war der Gitarrenroadie der mittelguten Raveband Inspiral Carpets, die aber im Vergleich zu Oasis noch äonenmal CHARISMATISCHER, TALENTIERTER UND LUSTIGER klangen. Egal, denn Noel hatte einen Masterplan: Was wäre, wenn sich Rockmusik einfach nur anfühlt wie eine Kreuzfahrt. Muss nicht wehtun, einfach Traumschiff halt. Und also fragte er seinen Bruder Liam und sie ließen sich diese verdammten Koteletten wachsen und schufen „Don’t Look Back in Anger“, diesen frech bei den Beatles zu „Revolver“-Zeiten abgekupferten Ohrwurm.

Und jetzt, nach jahrzehntelangem Kontaktabbruch, weil zuvor Familienzerwürfnis … kürze hier etwas ab …. die Wiedervereinigung der beiden Super-Koteletten Noel und Liam. Diese Homestory kann sich eigentlich nur ein Majorlabel-Heini ausgedacht haben, der oder dem Musik und Progression völlig wurscht ist und die oder der nach den reihenweise ausverkauften Stadionkonzerten von Rammstein bis Coldplay, den letzten beiden eh schon ultraschlimmen Stadionrockeinöden, immer noch nach mehr Mainstream-Profi-Veranstaltungs-Management-Nivellierungs-Rendite lechzt.

Für diese, nennen wir sie ruhig beim Namen, Generation Samsonite bricht jetzt noch mal ein traumhaftes Dagobert-Duck-Zeitalter an. Jeder Tag bringt ein neues Revival! Bling-Bling, Pilotenkoffer schnapp-schnapp. Liam und Noel, Noel und Liam, die werden die große Rendite-Kreuzfahrt schon schaukeln.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.