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Rechte Demos gegen FlüchtlingeInnenminister sind besorgt

Die Bewegung gegen eine angebliche „Islamisierung des Abendlandes“ bringt tausende Rechte auf die Straßen - aber auch tausende Gegner. Innenminister sind besorgt.

Mehr als 9000 Menschen beteiligten sind an Gegendemonstrationen in Dresden Bild: dpa

DRESDEN/BERLIN dpa | Unter den Innenministern wächst die Besorgnis über die „Pegida“-Bewegung gegen eine angebliche „Islamisierung des Abendlandes“. „Die Initiatoren schüren mit ausländerfeindlicher Hetze und islamfeindlicher Agitation Vorurteile und Ängste“, sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Ralf Jäger (SPD), der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Mit Blick auf die ebenfalls anti-islamisch auftretende Gruppe „Hooligans gegen Salafisten“ („HoGeSa“) kündigte der nordrhein-westfälische Ressortchef eine Untersuchung zur Zusammensetzung und Motivation an. Dieses Thema stehe auch auf dem Programm der Ministerkonferenz in dieser Woche.

Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warnte die Bürger in der Zeitung vor einer Teilnahme an „Pegida“-Demonstrationen. „Man sollte sich nicht für extreme politische Ziele instrumentalisieren lassen, die man selbst nicht teilt.“

„Pegida“ ist die Abkürzung der Bezeichnung „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Das Bündnis tritt unter anderem für eine Verschärfung des Asylrechts ein.

9000 Gegendemonstranten in Dresden

In Dresden beteiligten sich am Montagabend nach Polizeiangaben 10.000 Menschen an der wöchentlichen „Pegida“-Demonstration, so viele wie noch nie. Zugleich gingen aber rund 9000 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus auf die Straße.

Organisator des Sternlaufs der Gegendemonstranten war ein breites Bündnis - daran beteiligt unter anderem die christlichen Kirchen, das Islamische Zentrum, die Jüdische Gemeinde, der Ausländerrat, das Bündnis „Dresden Nazifrei“, die Studierendenschaften und die Technische Universität.

Die Polizei war mit 1200 Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz. Nach Ende der „Pegida“-Kundgebung näherten sich einige der Teilnehmer der Gegendemonstration vor dem Rathaus. Dabei flogen auch Feuerwerkskörper in Richtung Gegendemonstranten. Vereinzelt kam es zu Rangeleien.

In Düsseldorf dagegen beteiligten sich an einer „Pegida“-Kundgebung nur 400 statt der erwarteten 2000 Menschen. Zu Gegendemonstrationen kamen nach Polizeiangaben dagegen fast dreimal so viele: etwa 1100.

Verletzte bei Demo in Berlin

Im Streit um den Bau von Flüchtlingsunterkünften sind im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf am Montagabend erneut Hunderte Demonstranten auf die Straße gegangen. Am Rande kam es zu kleineren Zwischenfällen, wie ein Polizeisprecher sagte. Zwei Teilnehmer der Demonstration gegen die geplanten Wohncontainer für Flüchtlinge wurden demnach von 30 Unbekannten angegriffen und mit Schlagstöcken verletzt. Sie kamen ins Krankenhaus. 17 Polizisten wurden nach Angaben des Sprechers leicht verletzt. Sie blieben aber im Einsatz. Außerdem wurden zwei Gegendemonstranten vorläufig festgenommen.

Am frühen Montagabend war zunächst ein Aufzug von rund 700 Anhängern linker Gruppen an einem Einkaufszentrum nahe dem S-Bahnhof Marzahn gestartet. Die Veranstalter selbst sprachen von 1000 Teilnehmern. Sie trugen Transparente, auf denen etwa „Wir heißen Flüchtlinge willkommen“ und „Berlin steht auf gegen Rassismus“ zu lesen war.

Auf einer anderen Seite des Einkaufszentrums versammelten sich etwa 800 Gegner der Wohncontainer. Darunter waren auch Politiker der rechtsextremen NPD, wie der Polizeisprecher sagte. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit einem Aufgebot von rund 600 Beamten vor Ort, um die beiden Gruppen voneinander getrennt zu halten.

Eine Sprecherin des Bündnisses „Berlin nazifrei“ zeigte sich mit dem Verlauf der Proteste zufrieden: „Wir haben heute gezeigt, dass wir immer mehr werden“, erklärte sie in einer Mitteilung. „Während die Nazis offensichtlich ihr Mobilisierungspotenzial erschöpft haben und sichtlich frustriert waren, werden wir erst warm.“

In den vergangenen Wochen gab es immer wieder in Marzahn sowie in Köpenick Proteste von Anwohnern und Neonazis gegen die Unterbringung von Flüchtlingen. Laut Verfassungsschutz nutzen Neonazis den Unmut von Anwohnern für ihre Zwecke und organisieren Demonstrationen.

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36 Kommentare

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  • Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warnte die Bürger in der Zeitung vor einer Teilnahme an „Pegida“-Demonstrationen. „Man sollte sich nicht für extreme politische Ziele instrumentalisieren lassen, die man selbst nicht teilt.“

     

    Die Amis haben in Europa wieder mal angefangen ihre extrem politischen Ziele abzustecken , und unsere ``Fuck The EU `` Politiker wedeln mit ihren Schwänzen , und folgen ohne wenn und aber .

  • Warum sollen die Menschen nicht für geregelte Zuwanderung demonstrieren ? Und wenn es in der Oberschicht oder Intellektuellenschicht toll ist multikulti zu denken , ist es in der unteren Mittelschicht oder Unterschicht knallharte Realität. In Fabriken und Hauptschulen , auf dem Arbeitsamt . Da geht's ab, Bei gebildeten , reichen Menschen , ist es bestimmt klasse, neugierig und offen aufeinander zuzugehen . Dafür muss es einem aber auch gut gehen , finanziell und im Job und die Kinder auf Privatschulen . Mein Mann ist Fabrikarbeiter , ich geringfügig beschäftigt an einer Grundschulessensausgabe) 80 Prozent Ausländer) , Kleinstadt . Die Menschen bekommen Angst, Leiharbeit, Arbeitslosigkeit, wenig Bildungschancen.

  • "…Das wird man ja noch machen dürfen? Oder müssen?"

     

    Sorry - das mit dem - ? - versteh ich nicht!

     

    Das Fatale ist ja - Kretschmann ist ja "nur" medienfälliger Sud -

    seither wirds ja kaltschnäuzig gemacht -

     

    &Mölln/Hoyerswerda/Rostock/NSU ff -

    da wird von den Öberschten auf Hachwiebetroffen gemacht -

    Aber der gerade in der elendigen Kette vorne stehende Oberpolizist der Nation

    macht als eloquenter Hugenottennachfahr für die

    Galerie auf besonnendufte -

    In Wahrheit aber ist er

    von Merkels Gnaden ein -

    Eiskalter Vollstrecker.

  • Da ist es kein Wunder, daß vor allem ältere Ostdeutsche und andere Modernisierungsverlierer als besonders immigrationsskeptisch gelten.

    Hüten wir uns bei einem so komplexen Thema vor allzu einfachen Parolen - bei Demonstranten und linken Gegendemonstranten.

  • Ich glaube, manche der hier Diskutierenden haben seit den 80er Jahren nicht viel dazugelernt: Einwanderungspolitik wird weitgehend reduziert auf "Kampf" gegen staatliche Kanalisierungs- und "Repressions"-Maßnahmen: Da ist ein Innenminister (egal was er beschließt) der natürliche "Feind". Klar, daß in dieser Auseinandersetzung j e g l i c h e Begrenzung/Kanalisierung von Vorneherein Teufelszeug ist ("Niemand ist illegal"). Hinzu kommt (gut eingepaßt ins Feindbild "gegen Rechts") das in seiner medialen Wirkung lächerliche Sammelsurium von diversen "Abendlandverteidigern".

    Jeder, der mit einer gewissen Ernsthaftigkeit Problemkieze mit ins Auge faßt (z.B.Neukölln oder Görlitzer Park ), wird sich doch ernsthaft die Fragen stellen, die sich der (alles andere als konservative) britische Ökonom und Afrika-Experte Paul Collier (Die unterste Milliarde, 2010) in seinem letzten Buch (Exodus. Warum wir Einwanderung neu regeln müssen, dt.09/2014) gestellt hat.

    - Gibt es Gewinner, gibt es Verlierer in den Einwanderungsgesellschaften bzw.den Auswanderungsländern?

    - Wie ist die langfristige finanzielle und soziale Bilanz (hüben wie "drüben")?

    - Was ist das Optimum an Zuwanderung für die Aufnahmegesellschaft? Wann ist Einwanderung Segen? Wann wird es zur Belastung.

    - Da ja realistischerweise auf längere Sicht nicht alle einwandern können, die das wünschen, welche Kriterien/Qualifikationen sollen verlangt werden?

    Gesellschaften mit langjähriger Erfahrung wie Kanada oder Australien

    haben ein ziemlich striktes Immigrationsmanagement (mit Punktesystem oder sonstigen hohen Hürden, daher auch wenig Armutszuwanderung) - während die EU ziemlich hilflos agiert und keine nachhaltigen Qualitätsanforderungen an Zuwanderung stellt.

    In der Tat dürften laut Collier Sozialtransfer-Empfänger (also Rentner, welfare recipients) auf lange Sicht bei uns zu den Verlierern gehören.

  • Man sollte diese Quatschköppe, dieses kleinbürgerlich-xenophobe Soziotop der Biedermänner nicht unterschätzen und für ein bloßes Randphänomen halten. Das Klientel dafür reicht weit in die Gesellschaft hinein. Man muss sich mit deren Ansichten und Aussagen auseinandersetzen. Was meinen die mit "Islamisierung"? Wer betreibt die angeblich oder wer heißt sie gut? Wie und wogegen grenzen sie das "Abendland" ab? Warum glauben sie "Patrioten" zu sein? In all diesen Fragen stößt man rasch auf einen üblen rechten Kern, diesen muss man aber freilegen. Bisher ersetzt man das zu oft mit dem Umhängen des Nazi-Mantels, das ist nicht dasselbe. Unter diesem Mantel gedeiht der Unrat eher als dass er verdorrt. Die Anführer und Vordenker dieser Bewegung stellen das schon sehr geschickt an, indem sie mit scheinbar harmlosen und konsensfähigen Floskeln hantieren und so weit über den rechten Rand hinausgreifen, an dem sie selbst stehen. Natürlich verwahren sie sich dagegen, rechtsextrem zu sein. Man muss ihnen und vor allem dem angepeilten Klientel in der Mitte der Gesellschaft schon klar machen, warum sie es doch sind. Das vermisse ich in der bisherigen, ja noch kurzen, Auseinandersetzung mit dem Phänomen.

  • "…Innenminister sind besorgt…"

     

    Wie verlogen is das denn!

    Wer Wind säht - wird Sturm ernten -

    so einfach ist das -

    In dieser spätestens

    seit Ende der 80er never ending story!

     

    Es waren doch vorrangig die Innenminster gleich welcher Couleur,

    via "Flüchtlingsstrom-&Asylschwemme-Lüge" -

    Wasser auf die braunen Haßmühlen

    leiteten -

    um eines - der Menschen- und Grundrechte des Grundgesetzes

    zu schleifen!

     

    Schon damals wurden Verwaltungsrichter mit

    Briefen "…an den Türken …usw"

    (gern mit Anleitung zum Selbstmord)

    traktiert -

    &beim Bundesverfassungsgericht

    die Post dahingehend ableitend

    vorsortiert!

     

    Noch Fragen?

    Nein - und nochmals nein -

    Derartige negligable verlogenen Krokodilstränen

    hab ich sowas von satt.

    • @Lowandorder:

      Auch SPD - Sarrazin Protektion in Deutschland - und Merkel "Multikulti ist gescheitert", selbstverständlich Meinungsfreiheitsmedaille für Westergaards Karrikatur im Stürmer-Stil. Seit 25 Jahren wachsender Stream. Wer mag sich da noch wundern, daß nicht nur Pegida, sondern auch NSU und Breivik sich ermutigt fühlten? Das wird man ja noch sagen dürfen - und bald: Das wird man ja noch machen dürfen? Oder müssen?

  • "Zwei Teilnehmer der Demonstration gegen die geplanten Wohncontainer für Flüchtlinge wurden demnach von 30 Unbekannten angegriffen und mit Schlagstöcken verletzt. Sie kamen ins Krankenhaus."

     

    Was soll der Scheiß schon wieder? Es wäre schön, dazu ein paar Hintergründe zu erfahren...

  • CDU/CSU, SPD und Teile der Grünen haben den Boden bereitet, auf dem jetzt Tausende gegen Asylbewerber demonstrieren.

  • In Deutschland kann über Fragen der Zuwanderung schon lange nicht mehr frei und demokratisch diskutiert werden. Und wenn doch Leute friedlich demonstrieren, werden sie denunziert und zeigen staatlich geförderte Gruppen und eingesessene Lobbyisten ihren Einfluss in einem Gegenaufmarsch ihre Macht. Freiheit und Demokratie sehen anders aus.

    • @DerKommentator:

      Sie diskutieren hier doch gerade ganz frei und demokratisch. Widersprechen Sie sich damit nicht selbst?

      • @Dhimitry:

        Dhimitry, die Freiheit ist für Gegner unkontrollierter Zuwanderung durchaus Beschränkungen unterworfen. Gut, bei einigen Onlinemedien kann man sich noch frei äußern (andere zensieren hier bereits massiv), aber das ist eben nicht alles.

         

        Es ist z.B. so, dass Demonstranten bei angemeldeten Demonstrationen blockiert werden und der Staat das duldet. Oder dass Leuten, die sich derart engagieren, das Leben schwer gemacht wird, dass sie von der Antifa in der Nachbarschaft denunziert werden oder wegen ihrer Einstellung für ihren Beruf als "untragbar" dargestellt werden. Dazu kommt, dass der Staat nicht neutral ist, sondern Initiativen "gegen rechts" mit öffentlichen Geldern fördert - was Zuwanderungsgegner natürlich politisch benachteiligt. Hier wird - wenn es um das Werben für die eigene politische Ansicht geht, kein faires Spiel gespielt.

        • @DerKommentator:

          Nunja, das Treiben der Antifa ist tatsächlich in vielen Fällen widerlich.

           

          Allerdings wundere ich mich schon, dass Sie das Gefühl haben über Einwanderung könne mensch gar nicht diskutieren. Schließlich wurde gerade das Asylrecht verschärft und die CSU schließt immer wieder gegen Asylsuchende und Zuwanderer.

           

          Naja, ich bin dafür das mensch alles sagen darf. Aber mensch muss auch bereit sein scharfen Widerspruch zu ertragen.

           

          Friedliche Sitzblockaden von Demonstrationen sind Teil der demokratischen Auseinandersetzung. Gewalt und Denuziation hingegen nicht!

    • @DerKommentator:

      Lieber Kommentator,

      wer aufgrund der bestehenden Asylregelungen einen drohenden "Clash of Cultures" herbeifabuliert, und damit Menschen auf die Strasse bringt um gegen humanistische Errungenschaften zu demonstrieren - den braucht man nicht mehr denunzieren.

      • @Kawabunga:

        Die bestehenden Asylregelungen werden doch gar nicht angewendet. Weder werden Flüchtlinge aus sicheren Drittstaaten abgewiesen, noch werden abgelehnte Asylbewerber und andere illegal einreisende konsequent zurückgeschickt. Deutschland hat de Facto keine funktionierenden Grenzen mehr.

        • @DerKommentator:

          Wieder mal jemand, der unfähig ist, zwischen Zuwanderung und Asyl zu unterscheiden, aber sich dennoch berufen fühlt was dazu zu schreiben? Das scheint System zu haben ingewissen Kreisen.

        • @DerKommentator:

          Natürlich hat Deutschland keine funktionierenden Grenzen mehr. Schon mal was von "Schengen" gehört?

  • Antifa und CDU Seit an Seit - Das ist zum Kotzen faul.

    • @Ernst Tschernich:

      Soweit mir bekannt ist, hat die CDU Dresden und Sachsen ihre Mitglieder etc. nicht zur Teilnahme am Sternlauf aufgefordert, auch war die Partei CDU nicht als Partei bei der Demo "Dresden für alle" dabei ("nur" GRÜNE, SPD und LINKE). Es waren einzelne CDU-Mitglieder, die von selbst auf die Idee gekommen sind, da mit zu laufen!!! Außerdem hatte die CDU-Bürgermeisterin die Bürger/innen auch zur Teilnahme am Sternlauf aufgefordert, ein Novum, nur war sie leider selbst auch nicht dabei...

       

      Und zum "Kotzen faul" finde ich das nicht, es wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Was nutzt es, wenn die CDU Menschenketten in der Altstadt organisiert und ggf. beim tatsächlichen Aufmarsch der Nazis anlässlich des 13. Februars die Brücken sperren lässt, damit die Gegendemonstranten (aus der sog. Neustadt) ja nicht in die Altstadt kommen und den Nazi-Marsch rechtswidrig blockieren? Das führt doch alles zu nichts außer zu sowas wie Pegida und Co.

  • Herr Bosbach sollte seine Zunge hüten. Dass die Dresdner, Hellersdorfer und Würzburger (von denen hier seltsamerweise nicht die Rede ist) jene "extreme[n] politische[n] Ziel" nicht teilen, für die sie sich da "instrumentalisieren lassen" von den PEGIDA-Initiatoren, ist nicht gesagt. Die CDU hat schließlich eifrig vorgesorgt. Sie hat, genau wie andere Parteien, in der Vergangenheit sehr fleißig Vorurteile ausgesät und "Patrioten" unterstützt im Ringen um die Macht. Dass andere nun ernten können, passt ihr zwar nicht in ihren Plan, doch dass die Macht völlig unteilbar ist, war eigentlich nicht anzunehmen. Die CDU hat ja kein Monopol darauf. Wer selbst im Glashaus ruhig leben will, der sollte eben nicht mit Steinen schmeißen.

  • BRD-Dresden und Co.: Wie ist so etwas heute noch möglich?

     

    Eine mögliche Antwort:

     

    Der historische Kapitalfaschismus von 1933 bis 1945 wurde nicht von der deutschen Bevölkerung überwunden. Selbst nach der Niederlage bei Stalingrad, kam es nicht zu einer Wende in der Bewusstseinslage der Bevölkerungsmehrheit.

     

    Eine Ausnahme in der Zeit von 1933 bis 1945 bildeten die deutschen Kommunisten im antifaschistischen Befreiungskampf. Erfolglos!

     

    Endgültig wurden die organisierten Kommunisten 1956 in Westdeutschland politisch liquidiert. Ebenso, bei der antikommunistischen und gesellschaftspolitischen Wende 1989/90 und deren Nachwende im vereinten imperialistischen Deutschland (soziale und politische Ausgrenzung und Berufsverbote für Antifaschisten, Aufklärer und Kommunisten -- durch BND-BfV-Staatssicherheit [bRD-STASI] und deren Gauck-Birther-Jahn-BStU-Hilfswilligenbehörde).

     

    Die Europäische Union hat heute, -- in ungebrochener historischer Folge --, eine moderne (modifizierte) kapital-faschistische und imperialistische Gesellschaftsordnung und Hegemonialmacht in der Bundesrepublik Deutschland 2014 (einschließlich modernen Nationalismus und modifizierten Rassismus in der BRD und EU).

  • Ich erinnere mich daran, dass bei der Einführung der Hartz IV-Gesetze davor gewarnt wurde, dass die daraus resultierende Verarmung vieler Menschen diese den Rechten in die Arme treiben wird. Zehn Jahre später sehen wir jetzt, dass dies geschieht. Die Menschen sind unzufrieden mit ihrer Situation und suchen Sündenböcke. Und dafür eignen sich nun mal alle machtlosen Menschen wie Flüchtlinge, weil sie sich kaum dagegen wehren können.

     

    Es wird Zeit, dass wir Gehaltsexzesse in der freien Wirtschaft eindämmen, sodass die einfachen Arbeiter ein Gehalt erhalten können, von dem sie gut leben können. Wenn sie zufriedener sind mit ihrem eigenen Leben, werden sie sich nicht so leicht von Rechten instrumentalisieren lassen. Es wird Zeit für eine Vermögenssteuer und einen deutlich erhöhten Spitzensteuersatz, sodass auch Programme für diejenigen, die keine Arbeit finden oder aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können, finanzierbar sind. Dann werden auch wieder weniger Menschen zu diesen Demos kommen.

    • @Smaragd:

      Hallo,

      zum ersten Absatz stimme ich Ihnen vollkommen zu.

      Der zweite Absatz allerdings beinhaltet für mich so viele Fragen.

       

      Zuerst einmal reden immer alle von Gerechtigkeit. Wo ist die Gerechtigkeit wenn einer von seinem 15% Steuern zahlt und ein anderer soll 45-55% Steuern zahlen. Sollen alle auf ein Niveau runtergezogen werden? Soll ich also am Anfang eines Monats genau so viel Geld im Portemonnaie haben dürfen wie ein ungelernter Bäckereigehilfe? Das ist also für Sie Gerechtigkeit. Es muß Unterschiede geben, teilweise auch erhebliche, sonst lohnt sich in diesem Land ja gar nichts mehr.

      Der Fehler im System liegt doch ganz woanders: Ein System, daß Wachstum, bzw. Gewinnwachstum als einzige Gottheit ansieht, hält automatisch Leute klein, damit ja keiner Anteil am Wachstum hat.

      Dieser ganze Scheiß, daß die Menschen denken, Geld vermehrt sich selber, ganz ohne Arbeit, sie brauchen nur ein paar Aktien kaufen, der führt doch ins nirgendwo.

      Tatsache ist, daß ich mit ein paar Aktien Konzernen Geld in den Rachen schmeiße, die dann irgendwo auf der Welt (wo ein Menschenleben nichts Wert ist und eine Arbeitskraft nichts kostet) investieren und hier Jobs abbauen. Und dann kommt der deutsche Simpel und schreit der Neger und der Islam sind Schuld.

       

      Jetzt kommen Sie und sagen, daß der der hier einen Job hat und vielleicht auch einen gutbezahlten, geschröpft werden muß.

      Leider bin ich schon zu alt, aber 15 Jahre früher und ohne Kinder hätte ich mein Glück in der weiten Welt gesucht und auf Deutschland einen gepflegten Haufen gesetzt.

      • @Hendrik Buhr:

        "Wo ist die Gerechtigkeit wenn einer von seinem 15% Steuern zahlt und ein anderer soll 45-55% Steuern zahlen. Sollen alle auf ein Niveau runtergezogen werden? Soll ich also am Anfang eines Monats genau so viel Geld im Portemonnaie haben dürfen wie ein ungelernter Bäckereigehilfe?"

         

        Das ist eine hemmungslose Übertreibung. Ein Bekannter von mir arbeitet mehr als 12 Stunden am Tag und bekommt dafür gerade mal 1400 Euro. Wie soll man davon eine Familie ernähren? Andere verdienen Millionen. Das ist nicht fair.

         

        Eine stabile Demokratie verträgt durchaus ein gewisses Maß an Ungleichheit. Wenn die Unterschiede zwischen Reich und Arm aber zu groß werden, legen Nationalisten zu.

        • @Smaragd:

          Gerade heute hat die OSZE gemeldet, dass in Deutschland die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird.

        • @Smaragd:

          Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit etc. hängen stark damit zusammen, ob man das Gefühl hat, seinen "gerechten Anteil" zu erhalten und ob man seine Zukunftsperspektive im Vergleich zur Gegenwart als besser oder schlechter beurteilt (Heitmeyer 2010). Auch Personen mit höherem Einkommen können der Ansicht sein, dass es immer ungerechter zugeht und man in Zukunft finanziell schlechter dastehen wird.

           

          Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit:

           

          http://www.uni-bielefeld.de/ikg/projekte/GMF/FWKrise.html

           

          Soziale Desintegration als Erklärungsansatz:

           

          http://www.uni-bielefeld.de/ikg/projekte/GMF/SozialeDesintegration.html

        • @Smaragd:

          Hallo Smaragd,

          naja, das mit Ihrem Bekannten hat sicherlich andere Gründe als die dieser "gerechten" Steuerpolitik.

          Aber ist die Lösung dafür, daß Leute die mehr verdienen Ihren Bekannten querfinanzieren? Oder ist es eher ein Problem seines Arbeitgebers und dessen Einstellung Arbeitnehmern gegenüber?

           

          Und nur noch ein kurzer Kommentar zu Ihrem dritten Absatz:

          Ja, da gebe ich Ihnen recht. Aber auch das ist eher von daher Problem, das Leute die viel verdienen, Geld haben, um es Konzernen in den Hals zu schmeißen. Wie das in unserem System halt so läuft: 100% an Daimler oder sonstwen; 125% zurück. Die müssen sich den Buckel nicht krumm machen, um über die Runden zu kommen.

          Und ich persönlich sehe keinen Grund den Arbeitgeber Ihres Bekannten querzufinanzieren.

          Zumal: Wenn ich mehr Steuern zahle, ist es in diesem Drecksland leider nicht so, daß Ihr Bekannter dadurch mehr in der Lohntüte hat.

          Dadurch wird nur Griechenland und diverse Banken finanziert.

           

          Wir reden hier nicht über Krankenkassen, nicht über Steuern für kostenlose Schulbildung, Kultur und so weiter.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Hendrik Buhr:

        Das mit den progressiven Steuertarif *ist* die Gerechtigkeit. Flat tax gibt es nur in Island und im ehemaligen Ostblock.

         

        Unterschiede sind wohl nicht das Problem und klar - sie müssen auch sein. Vielmehr wurde in den letzten 20 Jahren eine Lohnpolitik betrieben, die den Spielraum nicht voll ausgeschöpft hatte. Sagen wir mal, dass die Genügsamkeit der AN und Gewerkschaften + Verhandkungsgeschick der AG ein Weniger von 0,5-1% in den letzten 20 Jahren ergeben hätte. Dann sind es heute so 200-400 Euri netto, die jeder AN weniger hat.

         

        Was die Steuerpolitik betrifft, ist schon komisch, dass sich die Leute nicht aufregen, dass z.B. Kapitalertragsteuer nur 25% beträgt und damals praktisch halbiert wurde. Jemand muss es dann auch bezahlen.

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Hallo Herr Majchrzyk,

          "Das mit den progressiven Steuertarif *ist* die Gerechtigkeit."

          Danke Ihnen, besser hätte ich diesen kranken Gerechtigkeitssinn nicht ausdrücken können. :-)

           

          Das mit der Kapitalertragssteuer: Da gebe ich Ihnen recht. Leute, die für Ihr Geld nicht arbeiten, sollten ruhig eine Kompensation dafür zahlen, daß sie nicht arbeiten.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @10236 (Profil gelöscht):

          0,5-1% per anno, selbstverständlich.

    • @Smaragd:

      Komischerweise gibt es in anderen Ländern, in denen es den Menschen wirtschaftlich/finanziell tatsächlich dreckig gibt, keine Xenophobie, Rassismus oder was auch immer

      09122014; 11:10

      • @Martin Fierro:

        Soso. Ich gehe davon aus, das Sie ein Beispiel nennen können für ein Land in dem es keinen Rassismus gibt?

        • @Kaboom:

          Zur Info:

           

          In Sachsen ist es tatsächlich eher normal oder schon "gut", wenn man als gut ausgebildeter Angestellter mit voller Stelle (also 40 und mehr), auch mit Studium und gutem Abschluss mit 1.000 bis 1.500 € nach Hause geht...

           

          Ich sage es gerne immer wieder: Der Großteil der im Westen Deutschlands Lebenden hat keine Vorstellung von den niedrigen Gehältern in den östlichen Bundesländern. (Von den Beamtengehältern mal abgesehen, aber auch davon gibt es ja längst nicht so viele wie "drüben", Beispiel Lehrer!).

          • @Hanne:

            zu: @HANNE

             

            Anm.: Für eine Alters- bzw. Armutsrente um mtl. 700 Euro, bedarf es in der GRV rund 35 Jahre Vollzeitarbeit und mtl. durchschnittlich 2.500 Euro brutto (ca. 15 Euro-Std.). /

             

            In Westdeutschland liegt z. Z. die durchschnittliche Einzahlungszeit für die gesetzliche Rentenversicherung bei ca. 30/31 Jahren und in Ostdeutschland bei ca. 37/38 Jahren.