Proteste gegen Bildungsreformen in Chile: Showdown in Valparaíso
Im Kongress zieht die chilenische Präsidentin ihre Jahresbilanz – draußen toben gewalttätige Demos: Brände, Plünderungen, Festnahmen.
Der Tag sollte ganz anders verlaufen. Am 21. Mai zieht das chilenische Staatsoberhaupt vor dem Kongress in Valparaíso eine Jahresbilanz. Gleichzeitig demonstrieren Aktive der sozialen Bewegungen vor dem Kongressgebäude. Die Proteste wurden in den letzten Jahren zunehmend von gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Polizei überschattet. Entsprechend kontrollierten Sicherheitskräfte die Zugänge zur Stadt.
Vor allem Studierende, Hochschulangestellte und Gewerkschafter versammelten sich gegen 9.30 Uhr auf der Plaza de la Victoria, um zum Kongressgebäude zu marschieren. Ihr Kritikpunkt: die schleppenden Reformen im Bildungsbereich. „Wir erleben wichtige Änderungen im Bildungsbereich“, sagte Andrés Arce von der Dozentenbewegung MUD, „aber alles unter privat- und marktwirtschaftlichem Diktat.“
Zwar wurde seit der Amtsübernahme durch die Sozialistin Michelle Bachelet im Jahr 2014 einiges auf den Weg gebracht, dennoch finden regelmäßig Proteste von SchülerInnen und Studierenden mit Lehrkräften und Eltern vor allem in der Hauptstadt Santiago statt.
Anders dagegen die Bilanz der Präsidentin. „Im Gange ist eine der grundlegendsten Veränderungen im Bildungsbereich der letzten Jahrzehnte“, sagte Bachelet vor dem Kongress. Dass ihre Sympathiewerte von 80 auf 30 Prozent fielen, kommentierte sie so: „Die Entschleunigung unserer Wirtschaft und der Vertrauensverlust in die Politik haben Unsicherheiten gebracht.“
Anders gesagt: Chile leidet unter dem Preisverfall seines wichtigsten Exportproduktes Kupfer. Seit Bachelets Amtsantritt kommt ein Korruptionsskandal nach dem anderen ans Licht. Dies ist umso schlimmer, da die chilenische Nation besser zu sein glaubte, als Brasilien oder Argentinien.
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