Protest gegen klimaschädliche Banken: Zu viel Kohle für Kohle
Banken geben sich gerne klimafreundlich, fördern jedoch massiv fossile Brennstoffe. Umweltschützer*innen fordern neue Richtlinien.
„Alle Investitionen müssen ab sofort auf Nachhaltigkeit geprüft werden“, sagt der Geschäftsführer des Dachverbands Kritischer Aktionär*innen, Markus Dufner. Die Forderung richtet sich hauptsächlich an die kundenstärksten deutschen Geldinstitute Deutsche Bank, Commerzbank und die Sparkassen. Sie sollen sich den Pariser Klimazielen verpflichten und noch bis Jahresende einen Plan veröffentlichen, wie sie bis spätestens 2030 aus der Kohleförderung aussteigen. Firmen, die eine zu schlechte CO2-Bilanz aufweisen, sollen von allen Finanzgeschäften ausgeschlossen werden.
Die Finanzinstitute markierten eine Lücke im gesellschaftlichen Konsens für den Klimaschutz, argumentiert Dufner. Schließlich gebe es Entrepeneurs for Future, Psychotherapists for Future, Educators for Future, Sexworkers for Future – aber die Banken fehlen. Dabei komme ihnen eine Schlüsselrolle bei der Förderung fossiler Energien zu: Jedes neue Kohlekraftwerk, jede Mine muss über Kredite, Anleihen oder Darlehen finanziert werden. Zwar haben sich die großen Banken weitgehend aus der direkten Finanzierung von neuen Kohlekraftwerken zurückgezogen. Indem sie aber die Unternehmen finanzieren, die die Kraftwerke betreiben, finanzieren sie sie indirekt weiter.
So ist die Deutsche Bank etwa die größte Geldgeberin von RWE und Uniper, auch zur Finanzierung der umstrittenen Carmichael-Kohlemine des Konzerns Adani in Australien trug sie über Anleihen bei. „Moral scheint für viele Manager der Deutschen Bank keine Kategorie zu sein“, sagt Dufner. Die Kritischen Aktionär*innen wollen vor einer Kölner Innenstadt-Filiale der Deutschen Bank protestieren.
Die Realität sieht anders aus
Die NGO Urgewald kritisiert schon seit Jahren die schlechten Klimabilanzen im Finanzwesen. „Viele Geldinstitute werben mit Nachhaltigkeit und bekennen sich nach außen zum Klimaschutz, aber die Realität sieht anders aus“, sagt die Kampaignerin Kathrin Petz. In der Investmentsparte der Sparkassen etwa finden sich in fast allen Fonds Unternehmen, die Kohle- oder Atomkraftwerke betreiben oder neu bauen wollen. Auch Investitionen in die Rüstungsindustrie prangern die Umweltschützer*innen an.
Die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investments schließt zwar im Rüstungsbereich die Hersteller von Streumunition, Anti-Personen-Minen und Handfeuerwaffen aus – schon seit 2012. „Seitdem hat sich nichts mehr getan“, sagt Petz. In den Fonds seien Anteile der Atomwaffenhersteller Airbus, BAE Systems, Boeing und Unternehmen, die Rünstungsgüter an den Jemen oder nach Saudi Arabien liefern, wie Rheinmetall.
Im internationalen Vergleich hinken deutsche Finanzinstitute beim Klimaschutz und Rüstungsstopp hinterher. Die italienische Großbank Unicredit etwa gab im August bekannt, bis 2028 komplett aus der Kohlefinanzierung aussteigen zu wollen. Bis dahin will sie nur noch Kredite an Unternehmen geben, die sich ebenfalls verpflichten, bis 2028 vollständig auszusteigen. Die französische Großbank BNP Paribas kündigte schon 2017 ihren Ausstieg aus Investitionen in fossile Energien an und gab im vergangenen Jahr bekannt, bis 2030 alle Kohlefinanzierungen in der EU zu beenden und bis 2040 weltweit aus der Kohle auszusteigen.
Eine Bank, die bislang nicht im Fokus der Kritiker*innen steht, ist die Europäische Investitionsbank. Dabei gäbe es hierfür durchaus Anlass: Die Bank, die als europäische Institution den Pariser Zielen verpflichtet ist und sich erst im November neue Richtlinien für eine klimafreundlichere Anleihenpolitik verordnete, finanziert den Bau der Autobahn A4 9 und die dafür notwendige Abholzung des Dannenröder Forstes mit einem Darlehen von 264 Millionen Euro.
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