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Protest gegen Abschiebeknast GlückstadtHungerstreik beendet Abschiebehaft

Nach neuntägigem Hungerstreik wurde Hossein N. aus der Abschiebehaft in Glückstadt in Schleswig-Holstein entlassen. Seine Perspektive ist schlecht.

Die Forderung ist eindeutig: Protest gegen den Abschiebeknast in Glückstadt Foto: Kampagne „Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo“

Bremen taz | Einzig sein kritischer gesundheitlicher Zustand hat Hossein N. vor einer Abschiebung bewahrt – vorerst zumindest. Der 52-Jährige wurde am Dienstagabend aus dem Gefängnis in Glückstadt in Schleswig-Holstein entlassen, nachdem er neun Tage im Hungerstreik verbracht hatte (taz berichtete). Reiseunfähigkeit ist laut dem Schreiben, das er bei der Entlassung bekommen hat, der Grund dafür. Die Sprecherin der Stadt Kiel bestätigt dies. „Der Abschiebetermin wurde daraufhin abgesagt und die Abschiebehaft bis auf Weiteres verschoben.“

Derzeit fühle er sich „sehr schwach“. Er brauche Zeit, gesundheitlich wieder zurechtzukommen. Doch die Freude über die wiedererlangte Freiheit ist groß: „Es ist eine schwierige Zeit für mich, aber heute bin ich wieder frei“, sagte er am Tag nach seiner Entlassung. Jetzt müsse er den nächsten Termin bei der Ausländerbehörde abwarten. Was dann passiert, wisse er nicht. „Ich hoffe aber, dass ich endlich ein Bleiberecht bekomme.“

Es ist eine schwierige Zeit, aber ich bin wieder frei

Hossein N., weiter von Abschiebung bedroht

Die Antwort der Kieler Behörde klingt jedoch nicht sehr vielversprechend: Sein Asylantrag sei 2017 abgelehnt worden, der Rechtsweg ausgeschöpft, das Urteil seit 2018 rechtskräftig. Seither bestehe Ausreisepflicht, und das ändere sich auch durch die Entlassung nicht. „Über das weitere Vorgehen wird in den nächsten Wochen beraten.“

Am 11. Mai wurde Hossein N. von der Polizei in die Abschiebehaft gebracht. Denn beim Abschiebeversuch kurz zuvor habe er Widerstand geleistet und die Abschiebung dadurch verhindert, schreibt die Kieler Sprecherin. Kurz darauf tritt er in den Hungerstreik. Seine Abschiebung nach Griechenland, wo er 2003 erstmals einen Asylantrag gestellt hatte, ist zu dem Zeitpunkt für den heutigen Freitag angesetzt.

Die Arbeitserlaubnis fehlte

N. ist Iraner mit kurdischen Wurzeln, floh 1999 über die Türkei nach Griechenland. Nachdem er dort festgehalten wurde, ging es weiter über die Schweiz nach Deutschland. Hier will er bleiben. Seit neun Jahren lebt er in Kiel. Er spricht Deutsch, möchte arbeiten. Doch die Ausländerbehörde weigerte sich bislang, dies zu erlauben – fehlte doch der iranische Pass von N. Aus Angst, dass seine Familienmitglieder im Iran vom dortigen Regime bestraft würden, könne er sich jedoch nicht an die Botschaft wenden, um einen Pass zu beantragen, erklärte er.

Das Abschiebegefängnis in Glückstadt wurde im Sommer vergangenen Jahres in Betrieb genommen. Es dient den Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern und bietet Platz für bis zu 60 Menschen. Von außen sieht die Ex-Kaserne aus wie ein Hochsicherheitsgefängnis. Aber die Sicherung diene dazu, „dass sich die Menschen innerhalb ihrer Bereiche frei bewegen können“, sagte der Sprecher des schleswig-holsteinischen Landesamtes für Zuwanderung und Flüchtlinge damals der taz. Denn das Motto der Einrichtung lautet: „Wohnen minus Freiheit“.

Damit habe das Gefängnis aber wenig zu tun, sagt Ela Hazem, Sprecherin der Kampagne „Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo!“, die Hossein N. unterstützt. Er selbst sagte am Mittwoch wenig zu den Bedingungen vor Ort. Aber: „Wenn man eingesperrt ist, egal ob das Gebäude modern oder alt ist, geht es einem nicht gut. Ein unklares Schicksal wartet auf die Menschen, die dort sind.“

Die Initiative kündigt nun eine Demo in Kiel an. Denn ihre Forderung ist mit der Freilassung von Hossein N. noch lange nicht erfüllt: das Abschiebegefängnis in Glückstadt zu ­schließen.

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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Wer weiß, wer weiß, was geschehen wäre, wenn der "Fall" nicht schon länger öffentlich bekannt wäre...

    Und wer weiß, werweiß, was dann noch so geschehen würde.

    Wäre ja nicht das erste Mal, dass jemand auf ungeklärte Weise im Gewahrsam verstirbt ...

    Aber jetzt, wo der Mann eine gewisse öffentliche Wahrnehmung genisst werden hoffentlich keine "unvorhergesehenen Zwischenfälle" geschehen.

    academic.oup.com/e...517972?login=false

    perspektive-online...oneller-rassismus/

  • @AUSBERLIN

    Ach, hören Sie auf, diese ollen rassistischen Kamellen aus den 1990ern immer wieder aufzuwärmen.

    Sie stinken schon. Nach NPD, DVU, Reps, Glatzen und Stiefeln.

  • Man kann jederzeit die geltenden Gesetze und Regelungen in Deutschland angreifen. Das funktioniert in Dtl. - relativ zu vielen anderen Ländern - ganz gut. Der demokratische Prozess hat seine Schwächen, aber im Grunde wird man durch Wahlen und Parlamente gehört.

    Soweit so gut.

    Was man nicht tun sollte, ist die Ausübung geltenden Rechts zu attackieren. Fahre ich zu schnell, bekomme ich einen Strafzettel. Ist so. Habe ich ein Gehalt, muss ich Steuern zahlen. Ist so. Beides gefällt mir nicht, aber beides entspricht nun mal unseren Gesetzen.

    Und habe ich kein Aufenthaltsrecht, muss ich gehen. Gehe ich nicht freiwillig, muss mich die Gesellschaft zum Einhalten der Gesetze zwingen. Wer dagegen vorgeht, wünscht sich im Grunde genommen Anarchie.

  • Recht gilt für alle - jedenfalls theoretisch.

    "Hier will er bleiben. Seit neun Jahren lebt er in Kiel. Er spricht Deutsch, möchte arbeiten. Doch die Ausländerbehörde weigerte sich bislang, dies zu erlauben."

    Das zeigt natürlich auch, wie unfähig und nicht durchsetzungsfähig die deutschen Behörden sind.



    Trotzdem habe ich großes Verständnis für diesen Mann. Ich habe selbst Iraner kennengelernt, deren Geschwister im Iran ermordet wurden und nicht zurück konnten.

    Deshalb bin ich für den Boykott jedes Terrorregimes. Iran steht ganz oben auf der Liste.

  • Das Ziel der Kampagne „Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo!“ scheint zu sein, jeden unkontrolliert in Deutschland einreisen und leben zu lassen.



    Auch wenn ich mehr Großzügigkeit und Augenmaß im dt. Asylprozess befürworte, frage ich mich, wie lange das, bzgl. unserer Sozialsysteme, gut gehen würde.

    • @AusBerlin:

      Sehe ich leider genauso , und wenn der Rechtsweg ausgeschöpft ist, muss der Rechtsstaat auch konsequent durchgreifen!