Prorussische Biker:innen: Besuch der Nachtwölfe scheitert
Der deutsche Ableger der prorussischen Motorrad-Gruppe wollte am 8. Mai Gedenkstätten instrumentalisieren. Doch die waren vorbereitet.
In der Gedenkstätte Buchenwald sind die Rocker:innen gar nicht erst aufgetaucht. Lediglich einen Kranz hätten sie auf einem sowjetischen Friedhof in Weimar niedergelegt, berichtet Rikola-Gunnar Lüttgenau, Sprecher der Gedenkstätte: „Unsere klare Kante hat gefruchtet“, sagte Lüttgenau der taz. Die Polizei sei bereit gewesen, die Gedenkstättenordnung durchzusetzen.
Bereits am Freitag hatte Lüttgenau angekündigt, man werde nicht zulassen, dass die Nachtwölfe die Gedenkstätten missbrauchen, um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu rechtfertigen. Die russische Propaganda stellt den Krieg immer wieder als Kampf gegen „Nazis“ dar.
Mit Kutte kein Zutritt
Auch in der Gedenkstätte Sachsenhausen blieb am Montag ein großer Aufmarsch aus. Der Sprecher der Gedenkstätte, Horst Seferens, erzählt, der Großteil der Gruppe habe sich am sowjetischen Ehrenmal in Oranienburg versammelt. Lediglich acht Personen versuchten demnach auf das Gelände der Gedenkstätte zu kommen.
Die Polizei habe die Rocker:innen dort auf die Gedenkstättenordnung hingewiesen. Zum Betreten des ehemaligen Konzentrationslagers hätten sie etwa ihre Kutten ablegen oder bedecken müssen. „Da sie dazu augenscheinlich nicht bereit waren, zog die Gruppe unverrichteter Dinge ab“, so Seferens.
Nach den gescheiterten Versuchen, die Gedenkstätten zu instrumentalisieren, werden die „Nachtwölfe“ am Dienstag von der Polizei in Berlin erwartet. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums versicherte der taz, die Gruppe sei schon länger im Blick der Sicherheitsbehörden. Man sei darauf vorbereitet, bei etwaigen Vergehen polizeiliche und strafrechtliche Maßnahmen einzuleiten. Dazu zählt etwa das Zeigen des Buchstaben „Z“, das Unterstützung für den russischen Angriffskrieg signalisiert. Auch russische Fahnen sind verboten.
Ukrainische Geflüchtete in Gefahr?
Laut eigener Ankündigung sind die „Nachtwölfe“ vom 7. bis zum 9. Mai in einer Ferienanlage im Brandenburger Landkreis Dahme-Spreewald untergebracht. Die Märkische Allgemeine Zeitung berichtete, dass in der gleichen Anlage wohl auch ukrainische Geflüchtete wohnen. Der Campingplatzbetreiber habe dies bestätigt.
Auf taz-Anfrage will sich der Betreiber nicht dazu äußern. Die örtliche Gemeinde wiederum erklärte, man wisse „melderechtlich“ nichts von ukrainischen Geflüchteten in der Unterkunft. Das Innenministerium äußerte sich bislang nicht zu einem möglichen Aufeinandertreffen von prorussischen Rocker:innen und ukrainischen Geflüchteten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut