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Luftangriffe auf die Ukraine am 8. MaiKiew wird wieder zur Zielscheibe

Die ukrainische Hauptstadt erlebt in der Nacht zum 8. Mai den schwersten russischen Angriff seit Kriegsbeginn. Der 9. Mai wird künftig „Europatag“.

Diese Kiewer Wohnung wurde von einer russischen Drohne getroffen Foto: Aleksandr Gusev/imago

Es waren die schlimmsten Drohnenangriffe auf Kiew seit Februar 2022, sagte Kiews Bürgermeister Vitalij Klitschko. In der Nacht vom 7. auf den 8. Mai wurden die ukrainische Hauptstadt Kiew und weitere ukrainische Städte von russischen Drohnen angegriffen. Insgesamt 60 Drohnen, so Klitschko, seien in der Nacht auf die Ukraine abgefeuert worden, 36 davon alleine auf Kiew. Alle 36, so Klitschko, seien von der Luftabwehr abgeschossen worden.

Ukrainische Medien zeigen Bilder von einem Krater im Stadtteil Solomenskij, der von einer Drohne stammt, die in den Hof von vier zehnstöckigen Gebäuden gestürzt ist. Auch Fahrzeuge kamen zu Schaden. In einem anderen Stadtteil, Swjatoschinskij, wurde ein Wohnhaus von herabfallenden Trümmerteilen getroffen, und fünf Menschen wurden verletzt. Die Druckwelle zerstörte mehr als 60 Fensterscheiben des Gymnasiums № 154. Unterdessen ist am Montag in Cherson eine 54-jährige Frau ihren Verletzungen von dem russischen Angriff auf Сherson vom 3. Mai erlegen. Damit steigt die Zahl der Todesopfer des Angriffs auf Cherson vom 3. Mai auf 24.

In der Nacht zum 8. Mai hat das russische Militär nun sechs Raketen auf das Industriegebiet von Kramatorsk abgefeuert. Dies berichtete der Leiter der zivil-militärischen Verwaltung des Gebiets Donezk, Pawel Kirilenko, in seinem Telegrammkanal. Verletzte, so Kirilenko, habe es nicht gegeben. Auch in Kurachove im Gebiet Donezk ist ein Haus beschädigt worden. Beschossen worden sind auch Marinka, sowie Nachbarorte der Stadt und Kostyantynivka.

Im Bezirk Saporischschja geriet am Montagvormittag ein einstöckiges Gebäude nach einem Beschuss in Brand. Der 80 Quadratmeter große Brand, so berichtet die Feuerwehr des Gebietes Saporischschja auf ihrem Telegram-Kanal, konnte gelöscht werden. Dabei habe man eine Leiche geborgen. Eine weitere Person sei verletzt worden.

In Odessa wurde das Lagerhaus eines Lebensmittelunternehmens von einer X-22-Rakete getroffen. Dabei wurden Hilfsgüter des Roten Kreuzes vernichtet. Ein Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes kam dabei ums Leben, drei weitere Personen wurden verletzt.

In Transnistrien in der Region Moldau will Moskau seine Truppen erhöhen

Auch in der Region Mykolajiw wurden Einrichtungen des Roten Kreuzes zerstört: Schaden genommen hat bei den nächtlichen Angriffen das mobile Krankenhaus, berichtet der Telegram-Kanal von strana.news. Durch den Angriff seien medizinische Geräte, technische Einrichtungen und Möbel so sehr beschädigt, dass sie nicht mehr zu benutzen seien.

In Transnistrien, einer nicht anerkannten, von Russland kontrollierten Republik, die zu Moldau gehört und 60 Kilometer westlich von Odessa liegt, haben die Machthaber Moskau um eine Aufstockung der dort stationierten russischen Truppen gebeten. Dies berichtet der Telegram-Kanal von strana.news unter Berufung auf russische Medien. Derzeit seien 450 russische Soldaten in Transnistrien stationiert, so Leonid Manakow, der Vertreter von Transnistrien in Russland. Nun gelte es, „angesichts der aktuellen Sicherheitsrisiken“, diese Zahl auf 3.100 Personen zu erhöhen, so Manakow.

Unterdessen hat Oleg Zarew, ehemaliger ukrainischer Abgeordneter der Partei der Regionen, der mit Russland gegen die Ukraine kämpft, erklärt, warum Russland die ukrainische Zivilbevölkerung beschießt: An die Entscheidungsträger, so Zarew, komme man nicht ran. „Die sitzen in Bunkern und dort kriegen wir sie nicht. Und so sind es die Bürger von Kiew, Dnepropetrowsk und Uman, die die Antwort bekommen“, zitiert das ukrainische Nachrichtenportal censor.net den Politiker und belegt dessen Aussage mit einem Video.

Auch die Krim ist in der Nacht angegriffen worden, offensichtlich von ukrainischen Drohnen. Dabei, so das russische Verteidigungsministerium, habe man alle 22 Drohnen abgeschossen. Im russischen Rostow-am-Don, so der Telegram-Kanal von strana.news, fänden sich an einem Militärkrankenhaus Spuren von fünf Explosionen.

Im russischen Gebiet von Swerdlowsk, so der Telegram-Kanal Trucha, plane man derweil wegen Bränden in einem Munitionslager die Evakuierung des 400 Einwohner zählenden Dorfes Perwomaisk. Der Brand drohe auf 18 anliegende Munitionslager überzugreifen, so Trucha.

In Russland wird am 9. Mai traditionell der „Tag des Sieges“ gefeiert. In der Ukraine soll dieser Tag nun der „Europatag“ werden. Präsident Selenski hat am Montag ein entsprechendes Gesetz unterschrieben.

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