Problematische Weihnachtsbäume: Vom Winde verweht
Unsere Autorin ärgert sich über die BSR, die es seit Wochen nicht schafft, in Pankow die Weihnachtsbäume von den Straßen einzusammeln.
Es ist jedes Jahr ein Problem. Aber dieses Mal ist es anders. Krasser irgendwie. Dabei hatte es in den letzten Jahren schon Fortschritte gegeben.
Worum es geht: Jedes Jahr Anfang Januar legen wir unsere Weihnachtsbäume vors Haus. An den darauf folgenden zwei Donnerstagen sollen die Bäume dann planmäßig abgeholt werden.
Ich wohne in dieser ruhigen Seitenstraße schon 13 Jahre, oft hat das nicht so geklappt. Dann lagen die Bäume auch noch nach dem zweiten Donnerstag vorm Haus. Über ein spezielles Weihnachtsbaum-Online-Formular konnte ich sie bei der BSR als „Nachzügler“ melden. Und maximal 48 Stunden später kam ein großes orangefarbenes Auto und holte sie ab. In den letzten zwei, drei Jahren war dieses Prozedere nicht mehr nötig. Da wurden sie pünktlich eingesammelt.
Äh, Mariä Lichtmess?
Es gibt Traditionen in Deutschland, die sich nach dem Kirchenkalender richten. Auch, wenn viele diesen Zusammenhang gar nicht mehr kennen. Der Weihnachtsbaum wird bei den meisten erst am 24. Dezember aufgestellt. Klar, Heiligabend. Und am 6. Januar kommt er raus. Da ist Heilige Drei Könige. Und dann gibt es noch einen dritten Tag, in Berlin eher unbekannt. Das ist Mariä Lichtmess. Vierzig Tage nach Weihnachten, am 2. Februar, endete damit bis zur Liturgiereform 1969 in der katholischen Kirche offiziell die Weihnachtszeit. Spätestens an diesem Tag wurden Krippen und Weihnachtsbäume weggeräumt.
Aber all das ist im atheistischen Berlin natürlich völlig ohne Belang. Während der evangelische Pastor im Haus gegenüber immer am 2. Februar seinen Herrnhuther Stern abhängt, liegen die Weihnachtsbäume nach wie vor auf dem Bürgersteig. Allein in unserer Straße mindestens 15 Stück.
Öfter habe ich das ab Mitte Januar der BSR gemeldet. Jetzt schildere ich das Problem telefonisch. „Sie können das über unsere Online-Plattform melden“, sagt mir eine freundliche Dame und ist ganz erstaunt, dass das bislang so erfolglos war. „Na ja, die normale Müllabfuhr kann die auch mitnehmen, aber nur, wenn sie Kapazitäten haben.“ Die haben sie aber offenbar nicht. Und mit einem „Da können Sie jetzt leider gar nichts machen außer warten“ beendet sie unser Gespräch. Der Wind weht die Bäume auf die Straße. Jugendliche werfen sie in unseren Vorgarten. Ich stapele sie wieder auf dem Fußweg. Mehrmals wöchentlich.
Der nächste wichtige Tag im Kirchenkalender ist Aschermittwoch. Der fällt dieses Jahr auf den 26. Februar. Wir sehen dem mit Spannung entgegen.
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