Prinz Harry über Tod von Taliban: Der eiskalte Prinz
In seiner Autobiografie brüstet sich Harry damit, in Afghanistan 25 Taliban getötet zu haben. Er vergleicht sie mit „Schachfiguren“.
Er hätte im Eifer des Gefechts nicht über diese 25 Menschen nachgedacht. „Du kannst niemandem wehtun, wenn du sie als Menschen siehst“, heißt es im Buch. Die Erschossenen bezeichnet er dabei als Schachfiguren, die vom Spielbrett geworfen wurden: Er habe „bad guys“ eliminiert, bevor sie „good guys“ ermorden konnten. Diese Darstellung habe seiner militärischen Ausbildung entsprochen. Nach dem Einsatz habe er sich die Videoaufnahmen der Erschießungen nochmal angesehen – darüber sei er weder beglückt noch beschämt gewesen. Militärische Bürokratie hätte ihn daran gehindert, gegen 30 weitere Taliban vorzugehen.
Es sind mit die düstersten Einzelheiten aus dem Buch, in dem Harry auch weitere Einzelheiten zur Kluft zwischen ihm und seinem Bruder, Thronfolger William, preisgibt. Vor vier Jahren soll ihn William zu Boden geschlagen haben. Harry spricht hier auch darüber, wie er den Tod seiner Mutter Lady Diana erlebte und welche Meinung er zur Ehe von Charles und Camilla hat. Auch über seinen eigenen Drogenkonsum offenbart er Details, den er als therapeutisch beschreibt: Nur so habe er sich Alternativen zu dem ihm vorgegebenen Leben vorstellen können.
Anas Haqqani, ein Mitarbeiter des gegenwärtigen afghanischen Innenministeriums, schrieb in einem an Prinz Harry gerichteten Tweet, dass die Erschossenen keine Schachfiguren, sondern Menschen mit Familien gewesen seien. Harrys Angaben seien ein rares Geständnis von Kriegsverbrechen. Prinz Harry rechtfertigt seinen Einsatz durch die Attacken auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001, die er als eines der größten Verbrechen der Menschheit bezeichnet.
Kämpfen wie auf der Playstation
Als nicht mehr im Dienst der königlichen Familie stehendes Mitglied der Royals stehen Harry keine von der britischen Regierung oder vom Königshaus getragenen Sicherheitsmaßnahmen zu. Dagegen hat Harry geklagt. Doch seine Aussagen über die Tötung von Taliban verbessern die Sicherheitslage des Prinzen und seiner Familie nicht gerade. Auch Veteranen kritisierten Prinz Harry, zuvor respektiert als Gründer der „Invictus Games“, internationaler Sportwettkämpfe für im Militäreinsatz verletzte Veteranen. Weder das Verteidigungsministerium noch die Sprecher der königlichen Familie wollten sich bislang zum Buch äußern.
Der Prinz diente zweimal in Afghanistan: 2007 bis 2008 in der Luftverkehrskontrolle und 2012 bis 2013 als Kampfhubschrauberpilot. Damit hatte sich Harry gegen offizielle Bedenken durchgesetzt – und den Einsatz mit dem Spielen auf Playstation und Xbox verglichen.
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