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Präsidentschaftswahl in BelarusZehntausende gegen Lukaschenko

Rund 34.000 Menschen kommen vor der Wahl in Weißrussland zu einer Kundgebung. Es ist die größte Versammlung der Opposition seit Jahren.

Wahlkampfveranstaltung von Swetlana Tichanowskaja in Minsk – die größte seit Jahren Foto: Sergei Grits/AP

MINSK dpa | Weiße Ballons, viele T-Shirts mit der Aufschrift „Belarus“: Rund eine Woche vor der Präsidentenwahl in Weißrussland sind Zehntausende Menschen zu einer Kundgebung der Opposition in Minsk gekommen. Die politisch unerfahrene Kandidatin Swetlana Tichanowskaja habe am Donnerstagabend rund 34.000 Menschen mobilisiert, teilte die Menschenrechtsorganisation Wesna mit.

Es ist die größte Aktion der Opposition in der Ex-Sowjetrepublik seit Jahren. Tichanowskaja will am 9. August den autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko herausfordern. Auf die 37 Jahre alte Ehefrau des prominenten inhaftierten Bloggers Sergej Tichanowski richten sich alle Hoffnungen der Lukaschenko-Gegner.

Lukaschenko, der als „letzter Diktator“ Europas gilt, will sich für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Er regiert die ehemalige Sowjetrepublik seit 26 Jahren mit harter Hand. Um bessere Chancen bei der Abstimmung zu haben, schloss sich Tichanowskaja mit den Teams der von der Wahl ausgeschlossenen Bewerber Viktor Babariko und Waleri Zepkalo zu einem Bündnis zusammen.

Lukaschenko wirft den Oppositionellen immer wieder vor, Unruhen provozieren zu wollen und mit dem Ausland Umsturzversuche zu planen. Tichanowskaja wies die Vorwürfe bei der Kundgebung vehement zurück. Zuletzt wurden auch mutmaßliche russische Söldner in der Nähe von Minsk festgenommen. Welchen Einfluss dies auf die Wahl haben wird, war bislang nicht absehbar.

„Ich bin es müde, zu schweigen“

Tichanowskaja will im Fall eines Sieges Neuwahlen ansetzen und alle politischen Gefangenen freilassen, darunter auch ihren Mann Sergej, wie sie bei der Veranstaltung sagte. „Ich bin es müde, alles hinzunehmen, ich bin es müde, zu schweigen, und ich bin es müde, Angst zu haben.“ Sie wolle das System ändern, aber nicht selbst an die Macht kommen.

Expert*innen gehen davon aus, dass es im Fall eines Sieges von Lukaschenko zu neuen Protesten kommt. Bisher wurden Präsidentenwahlen in Belarus nicht als demokratisch anerkannt.

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