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Eine Gruppe von Männer demonstriert mit schwarzen Fahnen und Bannern
Foto: dpa

Podcast „Lokalrunde“ Von Ossi zu Wessi

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Erik und Katharina wagen zum Mauerfall-Jubiläum ihren persönlichen Rückblick auf die Nachwendezeit in Ost- und Westdeutschland.

„Für mich hat der Mauerfall keine persönliche Bedeutung“, sagt Katharina Schipkwoski. Die taz-Nord-Redakteurin ist in Hamburg geboren. „Ich habe keinen emotionalen Bezug zur DDR, sondern eine historische“, erzählt sie in der Podcast-Sondersendung zum 30. Jubiläum des Mauerfalls. Erik Peter (taz Berlin) ist „gebürtiger Ossi, Ostdeutscher“, wie er sich selbst bezeichnet, aufgewachsen in der DDR. Aus seinem Kinderzimmer in Berlin konnte er auf die Mauer schauen.

Seine Eltern waren Jour­na­lis­t*in­nen und während der DDR Kor­re­spon­den­t*in­nen in Moskau. So verbrachte Erik den Großteil seiner Kindheit bis zum Mauerfall in Moskau. Beide Redakteure sind fast gleich alt, aber sie sind im geteilten Deutschland in zwei unterschiedlichen Lebenswelten aufgewachsen. Katharina und Erik tauschen sich über ihre Erfahrung als Kinder und Jugendliche aus: so wusste etwa Katharina bis vor kurzem nicht, dass das Sandmännchen ein „Ossi“ ist.

Mit zunehmenden Alter wurde für Erik die Identitätsfrage zwischen West- und Ostdeutschland immer wichtiger: „Ich habe ein Bewusstsein entwickelt, dass ich mich als ein Ossi, ein Ostberliner gesehen habe.“ So war für Erik auch früh klar: „Die DDR galt für mich als linker Staat und die BRD nicht.“ Andersherum hatte für Katharina die DDR wenig mit linkem Denken zu tun: „Für mein Bewusstsein als Linke, war die DDR nie ein Bezugspunkt.“

Eriks Eltern waren zwar keine Parteimitglieder, aber den Wunsch nach einer Wiedervereinigung hatten sie auch nicht, erklärt der taz-Berlin-Redakteur: „Sie haben sich eine souveräne, aber offene DDR gewünscht, aber zur BRD gehören wollten sie nicht.“ Für Eriks Familie war es schwer, sich in dem wiedervereinten Berlin zurechtzufinden: Erik beschreibt den Mauerfall als einen Moment, der keine Euphorie ausgelöst hat, sondern Existenzangst.

Für Erik gab es eine Phase nach der Wiedervereinigung, bei der die ostdeutsche Perspektive keine Rolle gespielt hat. „Der Westen hat alleine die Geschichte geschrieben und bestimmt“, sagt er. Die Wirtschaft bricht nach der Wende in Ostdeutschland zusammen: Tausende Ostdeutsche verlieren ihre Jobs und fühlen sich im Stich gelassen. Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall ist die Kluft zwischen Ost und West noch groß: Ostdeutschland liegt bei der Wirtschaftskraft immer noch um mehr als 30 Prozent hinter der westdeutschen.

Vor allem in Ostdeutschland bekommen nationalistische und rechtsextreme Parteien, wie die AfD in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen immer mehr Zuspruch. Unter dem Hashtag #baseballschlägerjahre initiiert vom ZEIT ONLINE-Redakteur und Autor Christian Bangel teilen Menschen auf Twitter ihre persönliche Geschichte und Erfahrungen in Ostdeutschland in den Nachwendejahren, geprägt von Rassismus, Gewalt und rechtsextremen Strukturen.

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