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Petition der WocheWindeln wiegen schwer

In einer Gemeinde nahe Bergisch-Gladbach werden die Mülltonnen gewogen. Für junge Eltern und Pflegende ist das problematisch.

Sollen vermieden werden: überfüllte Mülltonnen Foto: dpa

Wenige Kilometer von Bergisch-Gladbach entfernt stinkt es dieser Tage gewaltig. Eine jahrelang vor sich hin gärende Diskussion schwappt über den Landkreis hinaus. Der Grund: In der Gemeinde Kürten werden Mülltonnen gewogen. Je leichter der Müll ist, desto weniger muss der Haushalt bezahlen, so die nachhaltige Idee.

Derzeit zahlen alle eine Personengebühr von 13,30 Euro pro Jahr. Für jedes Kilo Restmüll werden 50 Cent addiert, pro Kilogramm Bioabfall 24 Cent. Dieser Preis nach Verbrauch soll dazu führen, dass die Bürger weniger Müll verursachen. Immerhin ist Deutschland Müll-Europameister: mit einem jährlichen Verpackungsmüll von durchschnittlich 212,5 Kilogramm pro Kopf.

Vor Ort in Kürten lässt sich der Spareffekt beobachten. „Man achtet schon sehr darauf, weniger Müll zu hinterlassen“, sagt Bianca Brochhaus-Engels, die in Kürten lebt. Doch so unterstützenswert die Idee ist, so sehr ärgert sie sich über die Umsetzung. „Das ist einfach nicht gerecht. Es besteht ein Ungleichgewicht. Familien mit Kindern oder Pflegebedürftigen werden viel stärker belastet.“

Denn was viele nicht bedenken: Volle Windeln wiegen viel, fallen jeden Tag aufs Neue an und belasten das Müllkonto. Für Brochaus-Engels, die ein kleines Baby hat, ist das ein Ärgernis. Um den in der Nachbarschaft lange diskutierten Müll-Aufstand zu kanalisieren, hat die Kürtenerin deshalb eine Petition gestartet. Sie soll der finanziellen Belastung etwa von Eltern ein Ende bereiten und den absurden Auswirkungen der Regelung entgegenwirken.

Um dem Mülldiktat zu entgehen, sind die Kürtener kreativ. „Viele fahren ihren Abfall ganz rebellisch zu Bekannten in Nachbargemeinschaften. Dort wird die Tonne nicht gewogen“, sagt Brochaus-Engels. Ein Nachbarort von Kürten ist gar zu einer Müll-Enklave geworden. Dort hat die Stadtverwaltung Windelcontainer aufgestellt. Die Folge: Nun pilgern auch die Kürtener mit ihrem Abfall an die Sammelstelle. „Jetzt gibt es dort tatsächlich Polizeikontrollen“, sagt Brochhaus-Engels. Auch sie fährt gelegentlich zu ihrer Mutter, um die schweren Windeln in der Nachbargemeinde zu entsorgen. Damit ist auch sie ein Teil des Mülltourismus.

Selbst die ansässigen Tagespflegeeinrichtungen haben reagiert. Am Ende eines Tages bekommen die Patienten einen Sack mit ihrem Müll ausgehändigt. Entsorgt werden muss dieser zu Hause. „Auch den Trägern steigen die Kosten über Kopf“, sagt Brochhaus-Engels. Ein Ausweg, den immer mehr Kürtener erwägen, ist die illegale Müllentsorgung. Viele werfen ihren Müll in den nahegelegenen Wald. Auch die Wiese von Brochhaus-Engels ist betroffen. „Immer wieder sammelt sich der Abfall auf unserem Grundstück. Darunter oft Speisereste, die Ratten anziehen. Das kann doch keine Lösung sein.“

Der Vertrag mit dem Entsorger läuft noch drei Jahre. „Das Wiegen ist das gerechteste Prinzip“ zitiert der Kölner Stadtanzeiger Bürgermeister Willi Heider. Allerdings gebe es Härtefälle, die viel Last tragen müssten. Um die Last loszuwerden und Alternativen zu suchen, hat Brochhaus-Engels ihren Aufruf gestartet. 705 Menschen haben ihn bisher unterzeichnet – darunter 650 Bürger aus Kürten. Der Windel-Widerstand nimmt konkrete Formen an.

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44 Kommentare

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  • Hm. Für erwachsene Menschen Eineegwindeln erscheint mir sinnvoll. Für Babies sind sie jedoch komplett überflüssig und schädlich (aufgrund der ausgeklügelten chemischen Ausrüstung, die vom Plastik hermetisch abgeriegelt an die zarte Babyhaut gepresst wird). Stoffwindeln sind wirklich keine große Sache, ich spreche aus Erfahrung, habe meine Tochter damit gewickelt als sie Baby war. Zur Erinnerung: es gibt Waschmaschinen!! Klappe auf, Windeln rein, fertig. Ist ja nicht so, daß man dieWindeln auf den Knien liegend am Bach waschen müsste. Und: wenn nicht gerade die Cholera in der Familie rumgeht reichen 40 Grad völlig aus. Der Stuhl eines Stillkinds ist im Grunde nichts weiter als ein kleiner gelber Yoghurt, das wäscht sich problemlos raus. Desinfektionsmittel sollte man, wenn nicht gerade Pest oder Cholera herrschen, tunlichst meiden.

  • Also gut, dann rechnen wir doch mal nach:

    Ein Säugling brauch so ca. 5-6 Windeln am Tag. Das war jedenfalls bei meinen Kindern so.

    Ein Windel wog voll so etwa 250-300 Gramm.

    Das sind dann bei 0,5 €/kg 68 bis 90 Cent am Tag. Das macht im Jahresmittel 300€ (288,35€). Dem gegenüber stehen 2304€ Kindergeld.

    Eine Babywindel kostet in der Großpackung zwischen 16,6 und 27,5 Cent im Discounter. Die Entsorgungskosten liegen zwischen 12,5 und 16,6 Cent pro Windel.

    Die Wegwerfwindel ist also teurer als die Entsorgung.

    Und warum noch mal "müssen" das die Mitbürger bezahlen?

  • Wir haben Umland von Halle die gleiche Diskussion, nachdem die Wiegerei eingeführt wurde. Sie geht an der Realität vorbei, weil die pauschale Entsorgung wegen eines größeren Müllaufkommens für alle teurer wäre. Effektiv für die Müllvermeidung wäre aber die Berechnung der Müllgebühr beim Einkauf und dafür freie Entsorgung. Alles andere sind Hilfslösungen mit geringer Akzeptanz.

  • War doch klar, dass das zu Müll in der Landschaft führen wird. Wer so was einführt, ist mit Verlaub, ein Vollid....

  • Jeder zahlt für seinen Müll - hielte ich für eine gute Idee, wenn es denn funktionierte.

     

    In einer Randgemeinde von Berlin läuft das dann leider so: Altpapiertonne und gelber Sack kosten nichts - also versteckt man den Restmüll soweit möglich darin. Lebensmittelreste landen oft auf dem Komposthaufen - zur Freude der Ratten, Füchse und Waschbären. Und die graue Restmülltonne des Nachbarn ist eine derart große Versuchung, daß Manche sich abschließbare Tonnen besorgt haben. Wald- und Feldränder nicht zu vergessen...

  • Aha, so kreativ läuft das in Deutschland.

    Wenn man zuviel Müll produziert, muss groß rumgeheult werden anstatt nach einer sinnvollen Lösung zu suchen. Es sind ja noch nicht genug Regenwälder abgeholzt, damit man Windeln produzieren und wegwerfen kann.

     

    Nicht weit von Bergisch Gladbach, in Arnhem steht die größte Windel-Recyling-Anlage Europas von Knowaste afaik (http://www.knowaste.com/ )

     

    Früher haben die die alten Windeln auch noch selbst abgeholt. Die Eltern könnten sich also einfach organisieren und Windelcontainer aufstellen und bekommen afair sogar noch Geld dafür.

     

    Aber wie immer in der BRD: Was der Staat nicht organisiert, kann es nicht geben. Eigeninitative nach dem Rumbumsen fürs Kind: Gleich Null.

    • @Age Krüger:

      Bevor man zu solchen Worten greift, sollte man sich erstmal informieren. Denn dann wüssten Sie das bereits Ideen mit Lösingen etc. an die Kommune herangetragen wurde. Bezüglich Ihrem Hinweises des „Rumbumsen“ und dem Geheule, auch da sollte man sich mit der gesamten Thematik mal beschäftigen um einen tatsächlich adäquate Aussage machen zu können. Denn dann könnten dabei auch gleich noch die Einrichtungen wie Altenheime etc mit einbezogen werden. Ebenso könnten man dann ja auch mal die Umweltverschmutzung mit erwähnen. Wie Sie sehen, es geht nicht rein um die Erhaltung der Menschheit und der Folgekosten, sondern ebenso um andere Aspekte.

      • @Bianca Brochhaus-Engels:

        Ihren vorhergehenden Kommentar hat die taz wohl etwas verspätet freigeschaltet. sonst hätte ich evtl. etwas konstruktiver Ihnen da den Vorschlag gemacht.

         

        Ich habe selber einige Jahrzehnte in der Pflege mit behinderten Menschen gearbeitet und ärgere mich immer, dass die vorhandenen Recycling-Möglichkeiten bei gerade bei Windeln kaum genutzt werden. Sie sind oftmals kaum bekannt.

         

        Ich vermute, dass das Patent für das Windel-Recycling bei der Firma liegt und das es teuer ist, das Patent zu erwerben, um mehr derartige Recyclingbetriebe zu errichten. Ansonsten wäre das für Deutschland mit einer zunehmend auch älter werdenden (und inkontinenter) Bevölkerung ein Super-Geschäft. Ich bin leider schon aus einer Kaufmannsfamilie und gut versorgt, aber ich verstehe nicht, wieso nicht mehr in diesem Bereich tätig werden.

  • Hallo zusammen.

    Gerne darf meine Petition hinterfragt werden bzw. sich auch auf Openpetition dazu erkundigt werden.

     

    Viele Antworten is ich hier lese, möchte ich so nicht einfach stehen lassen. Es gibt klar den Anreiz Abfälle ordentlich zu trennen und Müll zu vermeiden. Jedoch kann man dies so nicht immer umsetzen. Wie bspw. soll man einer Tagesmutter erklären das die bei ihr zu betreuenden Kinder weniger Einwegwindeln nutzen mögen und sie statt dessen im Schnitt 2-3 Kinder mit Mehrwegwindeln wickeln soll damit sie die Kosten nicht zu tragen hat? Ich denke es scheint logisch das eine Tagesmutter dies nicht tun wird oder aber entsprechend keine Windelkinder mehr betreuen wird. Wie erklärt man es den Pflegeeinrichtungen das sie für ihre Patienten / Bewohner andere Materialien verwenden sollen? Womit entschuldigt/ entschädigt man sich bei den Bürgern die die Fremdabfälle aus ihren Gärten / Grundstücken/ Wäldern holen und kostenpflichtig entsorgen müssen? Wie erklärt man sich dann das durch wirklich mühsames einsparen der Abfälle die Gemeinde nicht zufrieden ist und einzelne Personen anschreibt das sie ZU WENIG Abfälle produzieren? Dies ist nur ein Teil der fragen die ich persönlich gerne beantwortet hätte. Natürlich wird es keine Lösung geben die einen jeden zufrieden stellt, aber ich bin nicht bereit mehr kosten zu tragen als nötig, da Geld nicht unbedingt leicht verdient ist und ein jeder Haushalt i.d.R. gut hauswirtschaften muss. Daher wäre es schön dieses System modifiziert oder aber abgeschafft zu wissen.

    • @Bianca Brochhaus-Engels:

      So ganz kann ich Ihnen nicht folgen....

      Arbeiten Tagesmütter und Pflegeeinrichtungen in Ihrem Kreis unentgeltlich?

      Falls nicht müssten sie schlicht den erhöhten Aufwand an ihre Kunden weiter geben. Die verlagern die Kosten der Entsorgung doch lediglich.

       

      Um welche Beträge geht es denn überhaupt? Sind die existenzgefährdend hoch und lassen sich so gar nicht kompensieren?

       

      Ist illegale Müllentsorgung normal in Ihrem Kreis und wird die nicht geahndet?

      Finden Sie das Gesetze und Verordnungen kriminelles Verhalten gleich mit einkalkulieren sollen? Soll davon ausgegangen werden, dass Menschen asozial und kriminell handeln?

  • Wahrscheinlich bin ich zu blöde, aber aus dem Artikel werde ich nicht schlau, davon abgesehen, dass ich keinen Link zur Petition finde.

     

    Erwähnt werden:

     

    13,30€ Personengebühr pro Jahr,

     

    0,50€ pro Kilo Restmüll (was ist Restmüll, und was fällt nicht unter Restmüll?),

     

    0.25€ pro Kilo Bioabfall,

     

    212,5 kg durchschnittlicher Anfall von Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr.

     

    Welche Kosten entstehen denn jetzt für einen beliebigen Beispielhaushalt, und wie viel Mehrkosten durch Windeln?

  • Dümmer geht's wohl nicht. Als ob der gewöhnliche Bürger-Verbraucher Müll selbst herstellen würde, um damit seine Tonne zu füllen.

    Hier geht es nur um Überwälzung von Kosten auf diesen Personenkreis.

    Umverpackung im Geschäft zu belassen ist prima, aber reicht das aus?

    Die Unternehmen rechnen sich eine goldene Nase mit umweltschädlichen und/oder gut stapelbaren Verpackungen und die Kunden dürfen mit Tupperschüsseln in den Supermarkt einmarschieren. Letztlich wäre dies aber natürlich auch eine gute Idee. Man müsste dann aber einmal die Grenzen austesten.

    • @Gerhard Krause:

      Es wäre zwar keine gute, aber sehr unterhaltsame Idee volle Windeln zurück in den Supermarkt bringen zu wollen. Das wär gut für wenigstens ein Stündchen First-Class-Stand-Up-Comedy mit großem Publikum. (Kamera-Team mitbringen!)

      Kann mir sogar vorstellen, dass die zweifellos herbeigerufenen Polizisten und der Notarzt ihren Spaß dabei haben würden. Also los!

  • Es gibt eine Studie, die den Verzicht auf Kinder als beste Klimaschutzmaßnahme darstellt.

    Jetzt gilt dies auch für die Müllvermeidung.

  • Also kurz gefasst:

    Die Mamis und Papis wollen, dass die gesamte Kommune oder bei Müll"export" die Nachbarkommune von Oma oder Opa oder bei "dezentraler Entsorgung" die ungeliebten Nachbarn die Entsorgungskosten für die Stoffwechselprodukte des Nachwuchses tragen.

    Weil die Mamis und Papis je einerseits keine höheren Müllgebühren zahlen wollen aber andererseits ja die paktischen Einwegwindeln verwenden wollen (Und ja, ich habe selbst Kinder und die waren auch mal klein).

    Ziemlich unsoziales Verhalten das, oder etwa nicht?

    • @Saccharomyces cerevisiae:

      Wo lesen Sie das denn bitte raus? In sämtlichen Gemeinden, in denen ich bisher gelebt habe, richtete sich die Abfallgebühr nach Größe der Behälter. Wer große Tonnen braucht, zahlt mehr. Wer kleine Tonnen braucht, zahlt weniger. Da wurde nicht extra gewogen, es gab trotzdem eine Anpassung, aber es wurden nicht bestimmte Mülltypen bestaft. Und es geht eben nicht nur um Mamis und Papis, sondern auch um Omis und Opis. Es ist unsozial, wenn die angemessene Pflege von Senioren zusätzliche Müllkosten verursacht. Da kommen wir ganz schnell dahin, dass bei Windeln gespart wird. Das wollen wir als Gesellschaft hoffentlich nicht!

      • @Frida Gold:

        Wenn, wie Sie schreiben, die Abfallgebühr nach Größe der Behälter anfällt und nicht nach Anzahl der Leerungen (volumenabhängig) oder durch Wiegen (gewichtsabhängig) ermittelt wird, werden die Gesamtkosten der Entsorgung auf die Haushalte (bzw. pro Kopf) umgelegt. Damit belasten die, welche nicht nur ihren eignen Müll entsorgen ihre Mitbürger zusätzlich.

        Die angemessene Pflege von Senioren oder Kindern hat primär erst einmal nichts mit den Kosten der Abfallentsorgung zu tun. Was diese Petition jedoch will, ist eine wirre Quersubvention zu Lasten der Mitbürger.

        Wenn die Initiatorin, wie sie selbst angibt, die Windeln "gelegentlich" bei ihrer Mutter in der Nachbargemeinde entsorg, belastet sie damit die Bürgerschaft der Nachbargemeinde mit den höheren Entsorgungskosten. Die werte Frau Mutter muss ja offensichtlich nicht mehr dazu zahlen.

        Und dieses Verhalten soll nicht unsozial sein?

        Vielleicht verstehen Sie dieses Beispiel besser:

        Sie wohnen in einer Hochhaussiedlung in welcher sich ca. 100 Parteien drei große Mülltonnen teilen und jeder pauschal Müllgebühren zu entrichten hat.

        Ein findiger Nachbar kommt nun auf die Idee, seinen Gewerbemüll und Abfälle von Freunden, Verwandten und Bekannten in diesen Tonnen zu entsorgen weil es ja "nichts kostet". Damit steigen spätestens im nächsten Jahr die Müllgebühren der Mieter da die höheren Entsorgungskosten abgedeckt werden müssen. Zudem wird die Nebenkostenabrechung des laufenden Jahres die höheren Müllgebühren beinhalten.

        Und nun sagen sie mir was daran sozial sein soll.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Im Landkreis Ravensburg gibt es für Personen mit Säuglingen oder für Menschen, die einen Pflegefall betreuen, 52 Windelsäcke im Jahr. Gratis.

     

    Die reichen zwar in aller Regel nicht für das ganze Jahr, aber immerhin.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Diese Windelsäcke gibt es hier in Kürten auch. Jedoch muss man diese bezahlen und sie werden ebenfalls mit 50 Cent pro Kilo gewogen. Insofern hätte man hier leider nicht den „Windelbonus“ wie im Landkreis Ravensburg.

  • Das unsere Gesellschaft viel zuviel Müll produziert steht außer Frage.

    Die meisten Menschen sehen aber nur das, was privat anfällt - was zweifellos verringert werden muß.

     

    Wer aber mal gesehen hat, welche riesigen Mengen Müll Tag für Tag in nur einem einzigen Supermarkt oder einer McDonaldsfiliale anfallen, der sieht das etwas entspannter.

    Ich empfehle diesbezüglich mal einen Blick in ein Lager oder über die Mauer in den Hinterhof eines Drive-Ins zu werfen. Die Maschinen, die dort rumstehen sind übrigens Müllpressen. Sonst würden die in ihrem täglichen Müllvolumen regelrecht ersaufen!

     

    Dank der mitlerweile ganz gut funktionierenden Wertstofftrennung und Recyling ist dies aber sicher nicht unser brennendstes Problem.

     

    Es ist immer einfach, etwas zu fordern, was einen selbst nicht betrifft, z.B. Windeln aus der Steinzeit, wenn man selbst keine Kinder hat.

    Das Waschen ist btw auch eine nicht unerhebliche Umweltbelastung (Wasser + Waschmittel + evtl. Desinfektionsspüler + Energie für Kochwäsche). Riesig dürfte die Differenz in der Gesamtökobilanz nicht ausfallen.

     

    Vielleicht haben Stoffwindeln eine etwas bessere Ökobilanz, ich weiß es nicht.

    Aber die Diskussion hier hat für mich stellenweise den Geschmack wie:

    "Kerzen aus Stearin tragen zur Klimaerwärmung bei!"

    Stimmt. Ist sachlich völlig richtig.

    Aber in Anbetracht des "Big Pictures" doch eher als nebensächlich einzustufen.

  • Meine Güte, das Leben ist nun mal ungerecht!

     

    Nicht jeder wird im Alter inkontinent und Kinder benötigen nur eine bestimmte Zeit Windeln.

     

    Ich bin weit davon entfernt hier den Mullwindeln das Wort zu reden, denn die Nachteile in einem möglicherweise sehr hektischen Alltag sind schon nicht zu vernachlässigen.

     

    Aber wenn wir, was wir dringend tun müssen, Müll vermeiden wollen, muss es einen Anreiz geben!

     

    Ich zahle Strom und Wasser sowie Heizung nach Verbrauch aber den unsortierten Müll, den meine Nachbarn (es wohnen nicht alle in Einfamilienhäusern) in den Restmüll werfen muss ich über die pauschale Umlage mit bezahlen, warum?

     

    Eltern bekommen Kindergeld, Menschen mit Behinderungen haben Steuerfreibeträge oder bekommen, wie Pflegebedürftige Pflegegeld. Und zwar pauschal, unabhängig von der Bedürftigkeit! Das könnte sicherlich gern etwas mehr sein, wenn es denn gebraucht wird, klar.

    Aber an dieser Stelle, wo es für diejenigen, die nicht von selbst darauf kommen, ihren Konsum in Richtung Müllvermeidung zu optimieren, einen finanziellen Anreiz geben soll, rumzugammeln ist echt ein "first world problem"!

     

    Es gibt weiß Gott Ungerechtigkeit in diesem Land, und wir sollten schleunigst darangehen, da gegenzusteuern. Dass dies tatsächlich an Müllgebühren hochgezogen wird, erscheint mir mal wieder typisch deutsch......

    • @Life is Life:

      Nun ja, wenn man bedenkt das aus falschem Sparsinn der Müll bei einem auf dem Grundstück entsorgt wird damit man eben Müllgebühren spart, dann sollte es einem schon nicht egal sein. Es sei denn, es macht einem nichts aus für anderer Leuts Abfälle Geld zu bezahlen.

    • @Life is Life:

      Von Pflegegeld scheinen Sie nicht die geringste Ahnung zu haben. Erstens muss man schwer dafür kämpfen und zweitens deckt es nicht annähernd die Ausgaben. Es für die Müllkostendeckung einzusetzen würde sich im übrigen nicht mit dessen Sinn vereinbaren lassen, denn es geht um Pflege in sehr engem Sinn!

       

      Ich empfehle Ihnen auch, sich mit der Petition von Raul Krauthausen und Constantin Grosch auseinanderzusetzen: https://www.change.org/p/recht-auf-sparen-und-f%C3%BCr-ein-gutes-teilhabegesetz-jetzt-sch%C3%A4uble-und-nahles . Es klärt Sie darüber auf, wie schnell sich das mit der Bedürftigkeit - nicht nur für die betroffene Person - ändern kann.

       

      Übrigens muss man, wenn man pflegebedürftig ist und auf sog. Inkontinenzmittel, dazu zählen auch Katheter, angeben, wieviele man tatsächlich verbraucht. Verbraucht man mehr als durchschnittlich errechnet, muss man sich peinliche Fragen gefallen lassen. Menschen wurden auch schon widerrechtlich gebeten, sie sollten doch die vollen Windeln wiegen, damit man daraus einen Bedarf ableiten kann. Die Pflegestufe 3 (ist etwa fünf Jahre her) wurde schon abgelehnt, weil das nächtliche Frischmachen des schwer pflegebedürftigen Ehemannes schliesslich durch eine Vier-Liter-Windel ersetzt werden könne.

       

      Mein Mehrbedarf an Katheter lässt sich Gott sei Dank medizinisch begründen, dennoch musste ich mich fragen lassen, warum ich wie oft auf Toilette gehe und wieso ich nicht mehr Urin in der Blase haben darf. Die Gegenfrage, wie oft denn meine Gesprächspartnerin... wurde sehr sehr entrüstet als Unverschämtheit verstanden. Komisch, sah ich genauso als die Frage an mich ging... .

    • @Life is Life:

      Bis auf den letzten satz.....volle zustimmung.

  • Für produzierten Müll auch bezahlen, selbst wenn der von Babies oder Pflegebedürftigen stammt, mag gerecht sein - aber für die Entsorgung von Urin so viel zu bezahlen wie für Plastik? Ich war zu neugierig und hab das mal ausgewogen - eine relativ volle Windel wiegt so viel wie ca. 8 leere und mehr als ca. 50 mal so viel wie eine kleine Plastiktüte. Also vielleicht doch wieder (Einweg)Windeln zum Trocknen aufhängen, damit der schwere Urin ein bisschen verdunstet?

  • *GRROOARGH*

    Für ein Grundrecht auf Müll!

    Wir fordern 200kg pro Kopf Mindestmüllmenge! Weg mit dem Planeten!

    Werft mehr weg, als ihr essen könnt!

     

    Es geht, jaaaaa, das mein ich ernst, auch ohne Wegwerfwindeln und siebenfach verpackten überflüssigen Scheiss, liebe Anhänger der schönen Worte, schicken Kinnbärte und fehlenden Taten.

    Es wäre für das Weiterbestehen der Gattung möglicherweise wichtiger, statt säckeweise Wegwerfwindeln für die Kinder zu verCO2en und sinnlose Produkte zu mehren, auf genau solch Unsinn einfach mal zu verzichten. Das setzt logischerweise eine realitätsnahe Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle in diesem Schmierentheater voraus. Aber sein Verhalten aus welchem Anlass auch immer zu hinterfragen, könnte ja bedeuten, Konsequenzen umsetzen zu müssen.

    Nadenn. Nee, komm, Schatz, wir kaufen jetzt Biowindeln.

    Frag doch das Baby - in 40 Jahren.

    • @Wolfgang Nowak:

      Viel Spaß dabei, ohne Wegwerfwindeln inkontinente Bettlägerige zu pflegen. Wirklich. Ein Traum. Vor allem, da die Pflegenden in der Regel die ebenfalls älteren Eheleute sind, die natürlich problemlos die Berge an Windeln und Bettzeug täglich waschen können, haben ja sonst nichts zu tun als topfitte Senioren unserer Zeit.

  • Da Müll pauschal zu bezahlen Sozialismus ist, und eine individuelle Abrechnung nach angefallener Menge nur fair und gerecht ist, ist dies in vielen Gemeinden schon längst Ouzo.

     

    Diskussionswürdig ist das Abrechnungssystems.

    In der Schweiz z.B. bezahlt man seinen Müll indem man den Kehrricht in Gebührensäcken in zentralen Sammelcontainern oder am Straßenrand deponiert - Abrechnung nach Volumen.

     

    Das geht in Deutschland natürlich nicht!

    Der Deutsche gibt gerne mehr für dieselbe Leistung aus, wenn es dafür gerecht zugeht (Beispiel ÖPNV).

    Vor allem aber muß Deutschland grundsätzlich das Rad neu erfinden, und es darf auf gar keinen Fall rund werden!

    Bereits bewährte, weil gut funktionierende Systeme aus Nachbarstaaten sind grundsätzlich zu meiden, weil die könnten schnell, einfach und kostengünstig umsetzbar und in der Handhabung anwenderfreundlich und wartungsarm sein.

    Nein, nein!

    Da fallen jedem Deutschen spontan Argumente ein, warum sich etwas in Deutschland nicht umsetzen lässt, was bei den Nachbarn bereits super funktioniert.

    Droht allerdings sich eine solche Lösung als unvermeidbar aufzudrängen, lässt sich notfalls immer noch Deutschlands Garant dafür, daß es nicht so kommt, mit ins Boot holen: Siemens

     

    So werden in Deutschlands Müllllaster Waagen eingebaut - und sofort ist der Deutsche daheim.

    Müllgebühren sparen geht perfekt mit Nachbarn ärgern einher. Das kurbelt die Wirtschaft an. Alle Mülltonnen müssen nun mit möglichst fummeligen Schlössern versehen werden und weil die babyleicht zu knacken sind zudem in eigens dafür zu errichtende, abschließbaren Verschlägen platziert werden.

    Jetzt ist der Deutsche zufrieden.

    Der Aufwand, den Müll zu entsorgen wurde vervielfacht:

    Zwei weitere Schlüssel plus Carambaspray und Schlossenteiser, Mülltonne aus Kabuff wuchten, Müll einwerfen, Tonne zurückwuchten, ein weiteres Endlosthema, über das man sich aufregen kann, und der örtliche Entsorger hat erhöhten Wartungs- und Abrechnungsaufwand.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Sabbelkopp:

      Müssen Sie einen so schonungslos dran erinnern, welch mickrigen Geistes wir sind?

      Schon wieder halb das WE versaut

    • @Sabbelkopp:

      Schön zu lesen :), Widerrede kann ich auch keine anbringen.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Mit so einem Abrechnungsystem fördert man die Müllvermeidung in der Restmülltonne. Ob das dem Umweltschutz dienlich sein kann, ist fraglich. Wieviel Restmüll landet da wohl in den Biotonne oder an Srraßenrand?

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Das sind wohl ehe die Einwegkids, die ihren teuren Mc-Doof Pappbecher am Straßenrand entsorgen.

  • Ist es wirklich ungerecht, wenn über Müllgebühren subventioniert wird? Wenn man Windeln billiger machen wollte, könnte man dort die Mehrwertsteuer verringern. Aber Einwegwindeln sind einfach sehr viel Müll und wer sich ökologisch verhalten will, kann ökologische Alternativen wählen.

    Lieber sollte die Gemeinde ein Kinderzuschuss und Pflegezuschuss zahlen. Dann gäbe es bei den Wickelkindern einen Anreiz sich ökologisch zu verhalten. Aber die Ökologie scheint bei uns die letzte Unterstützung verloren zu haben - selbst in der taz.

    • @Velofisch:

      Einwegwindeln machen tatsächlich viel Müll, da haben Sie recht. Bei Babies würde ich mir auch mehr Eltern wünschen, die zu Alternativen greifen, aber auf der anderen Seite bin ich froh, dass Mütter/Eltern gerade nicht mehr darauf angewiesen sind, alle paar Stunden die verschmutzten Windeln der Kinder auszuwaschen. Erinnern Sie sich vielleicht noch an die Wäscheleinen voller Windeln? Und nicht jede*r kann sich den Waschdienst leisten, dessen Wagen auch nicht emmissionsfrei durch die Gegend fahren... .

       

      Ich kam erst mit sieben aus den Windeln, erst dann konnte ich lernen, meinen Darm zu kontrollieren. Eine perinatale Querschnittlähmung betraf auch meinen Darm. Fragen Sie bitte nicht nach meiner Scham, dass jeder Gast bei uns im Bad sehen konnte, dass ich noch als Schülerin Windeln trug... !

       

      Für erwachsene inkontinente Menschen halte ich es für einen Segen, dass es Einmalwindeln gibt, denn Inkontinenz ist immer noch ein Tabu, wird in der Regel eher mit Frauen identifiziert und dann auch gerne der älteren Generation. Dass auch jüngere Menschen beiderlei Geschlechts betroffen sein können, wird regelmässig ausgeblendet.

       

      Ich stelle es mir sehr schwer vor, arbeiten zu gehen mit Baumwollwindeln und auch nachts ist eine Windel, die die Fähigkeit besitzt, die/den Träger*in nicht wund werden zu lassen, eine gute Sache, für die betroffene Person, wie auch für die/den Partner*in.

       

      Ich sehe den ökologischen Aspekt, aber wenn er dazu führt, dass sich Menschen nicht mehr aus dem Haus trauen, weil niemand den dicken Windelhintern beim Gehen sehen soll, oder sie vielleicht am Arbeitsplatz gemobbt werden, dann sind mir die Plastikalternativen wahrlich lieber.

  • "Das ist einfach nicht gerecht. Es besteht ein Ungleichgewicht. Familien mit Kindern oder Pflegebedürftigen werden viel stärker belastet."

     

    Warum ist es ungerecht, wenn derjenige, der mehr Müll produziert, mehr bezahlen muss? Schaden Windeln der Umwelt weniger als anderer Müll, weil sie dem "guten Zweck" der Kinderproduktion dienen? Da habe ich Neuigkeiten: Kinder gehören zu den größten Umwelt- und Klimakillern überhaupt.

     

    Die Arroganz von Eltern, die Fortpflanzung für eine Leistung halten und immer neue Extrawürste fordern, geht mir auf die Nerven.

    • @Thomas Friedrich:

      Und wenn Sie selbst (im Alter) inkontinent werden würden, was dann? Nässen Sie dann lieber bereitwillig in Ihre Kleidung ein, weil alles andere ja arrogant wäre?

       

      Babies sind in der Regel nach drei Jahren windelfrei, für durch Krankheit/Behinderung inkontinente Menschen jeden Alters gilt dies nicht!

    • @Thomas Friedrich:

      Die Arroganz der Eltern und der Angehörigen schwerkranker Pflegepatienten wird wohl nur durch Ihre eigene Arroganz übertroffen.

      • @Frida Gold:

        Sie haben vollkommen Recht, liebe Frida Gold! Der schreiend Arrogante beklagt sich über die vermeintliche Arroganz anderer.

        Es ist immer wieder erstaunlich wie wenig die Fähigkeit zur Selbstreflexion bei manchen Leuten ausgebildet ist. Manche meinen halt der morgendliche Blick in den Badezimmerspiegel wäre ausreichend.

        Aber auch er wird eines Tages vom hohen Ross plumpsen und dann wieder in die Windeln kacken - soviel ist sicher. Allerdings wird er keinen Dummkopf finden, der ihm das Recht dazu steitig machen wird.

        Die Welt ist halt nun mal ungerecht, gell!

  • Einfache Lösung (zumindest bzgl der Kinder):

    1. Zuschuss von Seiten der Stadt für eine Anfangsausstattung mit Stoffwindeln;

    2. Anerkennen, dass man mit Kindern höhere Kosten tragen muss (bei Strom, Wasser, etc ja auch) und entsprechend die Kosten auf die Gemeinschaft verteilen (= Kindergeld erhöhen)

     

    Anreize zu schaffen Müll zu vermeiden ist sonst doch sinnvoll...

  • sammelt die Dinger in ner extra Tonne, dann kann man diese Umweltsünden zumindest noch thermisch verwerten... und wahrscheinlich sogar kostenfrei, da man die freigesetzte Energie ja am Markt verkaufen kann.

     

    PS: habe mal gelesen ein westliches Kleinkind verbraucht im ersten Jahr mehr Energie als ne traditionelle indische Bauernfamilie im ganzen Leben.

    Darüber sollte man mal nachdenken, ob man nicht ohne Plastikwindeln auskommt.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @danny schneider:

      Sie haben wohl keine eigenen Kinder.

  • Bei uns muss man schon lange für das Gewicht bezahlen. Ppaier gibt dagegen Guthaben pro Kilo. Außerdem gibt es Stoffwindeln und den Anreiz, das Kind trocken zu kriegen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Energiefuchs:

      Stimmt.

      Eine Petition für die Akzeptanz des Normalsten wäre mal angesagt.

  • Was für eine bescheuerte Idee. Man bestraft hier die Verbraucher, anstatt die Industrie dazu anzuhalten, weniger Verpackung zu verwenden. Letzteres bekommt man offenbar nicht auf die Reihe.

     

    Andererseits, wenn Müllgebühren jetzt nach tatsächlichem Verbrauch berechnet werden, dann vielleicht auch die Rundfunkgebühren und die Krankenkassenbeiträge?! Da ich nicht fernsehe, müßte ich dann weniger Gebühren zahlen... bzw. diejenigen, die täglich 12 Stunden gucken, entsprechend mehr... und Rentner hätten dann höhere KK-Beiträge... auch die Busfahrkarte würde nach Gewicht abgerechnet und für Kinder billiger... Pech, wenn man übergewichtig ist... ach, wär das schön.

     

    Aber beim Müll kann man's offenbar machen. Typisch Kommunalpolitiker.