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Personalnot in GesundheitsämternVöllig überfordert

Ausgerechnet vor der vierten Corona-Wellen fehlen den Ämtern in Hamburg Mitarbeiter*innen. Die Kontaktverfolgung passiert viel zu spät.

Schwierig: Kontaktverfolgung positiv Getesteter in Hamburg, hier ein Schüler beim Selbsttest Foto: dpa

Hamburg taz | Die Hamburger Gesundheitsbehörde hat Personalprobleme: Eine Anfrage der Linken hat ergeben, dass derzeit im Vergleich zum Mai in den Hamburger Gesundheitsämtern 275 VZÄ-Stellen (VZÄ steht für Vollzeitäquivalent) abgebaut worden sind. Dieser Abbau bezieht sich auf alle Bereiche: vom ärztlichen über das Verwaltungspersonal bis hin zu den Hilfskräften.

Aus der Antwort des Senats geht außerdem hervor, dass die Frist, bis die Gesundheitsämter an Corona Erkrankte kontaktieren, in Eimsbüttel und Wandsbek bei einem Tag liegt, in Hamburg-Mitte und Nord bei zwei Kalendertagen und in Wandsbek es sogar bis zu drei Tage dauern könne. Dabei heißt es in der Senatsantwort, dass dem „Management von Kontaktpersonen“ weiterhin „eine hohe Bedeutung“ zukomme.

Ein weiteres Defizit: Während die Gesundheitsämter im August 2021 noch fast 60 Prozent der Fälle einem Ausbruchsort zuordnen konnten, waren es im Oktober nur noch 16 Prozent. Der Senat selbst verweist in seiner Antwort dazu auf die „derzeit hohe Arbeitsbelastung“. Auf die mag es auch zurückzuführen sein, dass bei Corona-Ausbrüchen bei Geimpften diese selbst ihre Kontaktpersonen informieren sollen. Offiziell ist die Begründung, dass bei Geimpften eine geringere Infektionsgefahr besteht.

Deniz Celik, der gesundheitspolitische Sprecher der Linken, würde „angesichts der hohen Zahl von Impfdurchbrüchen“ allerdings „zu einer anderen Einschätzung kommen“. Mit Verweis auf Prioritäten, die die Gesundheitsämter nun setzen müssten, ist auch die Kontaktverfolgung in Schulen eingestellt worden – erst bei mehreren Ausbrüchen in einer Klasse werden die Mit­schü­le­r:in­nen kontaktiert.

Erstaunlich ist die prekäre Situation in den Gesundheitsämtern auch vor dem Hintergrund, dass laut Celik Hamburg vom Bund für dieses Jahr und die kommenden Jahre insgesamt 121 Millionen Euro für Personalaufbau erhält. Die Frage, ob man in Hamburg plant, wieder mehr Stellen in den Gesundheitsämtern einzurichten, konnte die Sozialbehörde bis Redaktionsschluss nicht beantworten.

Tatsächlich muss man nicht weit schauen, um positive Gegenbeispiele zu finden: In Bremen beträgt der Schwund in den Gesundheitsämtern lediglich 0,5 VZÄ. Während im medizinischen Bereich sogar aufgestockt wurde, gingen bei den Hilfskräften 20 VZÄ verloren. Das liegt laut Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitsbehörde, am Wiederbeginn der Uni. Derzeit suche man Ersatz. Auch bei der Kontaktverfolgung steht man in Bremen besser da: Zwei Drittel werden innerhalb von 24 Stunden erreicht, das übrige Drittel nach 36 Stunden.

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12 Kommentare

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  • "Personalnot in Gesundheitsämtern ... Ausgerechnet vor der vierten Corona-Wellen fehlen den Ämtern in Hamburg Mitarbeiter*innen."



    Nanu? Das sind ja neue Nachrichten! Ach, und an aktueller Ausrüstung mangelt es auch? Zum Glück gibt es die Pandemie noch nicht so lange, sonst hätte mensch da schon etwas mehr Abilfe schaffen können. ;-/ Wer redet da immer noch von Digitalisierung?

  • Auch 15 Monate nach Einführung der Corona-App findet die "Nachverfolgung" vermutlich immer noch per Telefon und Fax statt?! Da kann man sich das Personal auch wirklich sparen, denn damit ist sowieso nichts zu reißen.

    Wenn man die App mal ihren Dienst tun lassen würde - also die Daten an die Gesundheitsämter übermittel - und die Leute sie dann auch wieder einsetzen würden, dann könnte man vermutlich mehr erreichen.

    • @Jalella:

      "also die Daten an die Gesundheitsämter übermittel - und die Leute sie dann auch wieder einsetzen"



      Da steckt aber ein Widerspruch drin. Die App wird eh schon (zu) wenig eingesetzt, gleichzeitig wurde sie überhaupt nur deshalb akzeptiert weil sie unter Einhaltung höchster Datenschutzstandards implementiert wurde. Wenn man da nun einen direkten Rückkanal zu den Behörden einbaut und die Leute den Eindruck bekommen sich mit der Software eine Art Bundestrojaner auf ihr Gerät zu laden dürfte das der Verbreitung nicht wirklich förderlich sein.

  • Na, wenn das in Hamburg mit den Gesundheitsämtern so gut klappt, ist doch der Erste Bürgermeister Herr Tschentscher ein geeignerter Kandidat für das Amt des Bundesgesundheitsmininsters. Schließlich war Olaf Scholz ja auch ein überaus erfolgreicher Erster Bürgermeister in Hamburg, siehe G20-Gipfel, Umgang mit der Warburg-Bank. Und Scholz mit der Expertise voraussichtlich nächsten Mittwoch Bundeskanzlerin.

  • Als ich COVID hatte hab ich selbst alle Leute angerufen zu denen ich Kontakt hatte…wieso sollen sowas die Gesundheitsämter machen? Sind das Telefonzentralen? Und was ist der Mehrwert wenn ich den Gesundheitsamt meine Freunde und Kollegen mitteilen damit die statt ich selbst anrufe?

    • @Wombat:

      Der angedachte Mehrwert besteht darin, dass man Infektionsketten systematisch erfassen, unterbrechen und nachverfolgen möchte. Dass das in einem Szenario mit verhältnismäßig wenigen Fällen vielversprechend ist, scheint mir einleuchtend. Ob das aber in einer Lage in der das Virus längst in der Breite der Bevölkerung verteilt ist und überall massenhaft Infektionen auftreten Aussicht auf Erfolg haben kann, vemag ich nicht zu beurteilen.



      Und ja, eigentlich sollte man bei wenigestens halbwegs mündigen und intelligenten Mitbürger*innen meinen, dass es die Regierung zur Pandemiebekämpfung allenfals am Rande brauchen sollte und die Leute schon von Allein dazu im Stande sein sollten, Kontakte zu meiden, Maske zu tragen, Risikokontakte zu informieren, sich im eigenen Interesse und dem aller Anderen impfen zu lassen, ... Nur scheint das in der Praxis leider nicht wirklcih zu funktionieren.

  • Eine Nachverfolgung, die länger als 24 Stunden dauert, kann man sich doch getrost sparen. Schon in den ersten Wellen erreichten nicht selten Quarantäneanordnungen die Kontaktpersonen erst 14 Tage nachdem diese selbst ein positives Testergebnis hatten. Allein die Post braucht hier innerhalb von Hamburg mitunter eine Woche bis zur Zustellung. Briefe in andere Bundesländer kommen dagegen meist am nächsten Tag an.

    Der neue Krisenstab hat jetzt wieder vieles für die Bürger einfacher gemacht, als es normalerweise überhaupt sein könnte. Wer sich immer noch zu neuen Viren hingezogen fühlt und auf den perönlichen Austausch mit Ungeimpften nicht verzichten möchte, der braucht jetzt gar nicht mehr lange suchen und muss eigentlich nur in den Supermarkt, die Drogerie oder die Apotheke gehen.

  • Nach drei Tagen? Fantastisch! Ich warte hier (Ostseeküste MV) schon seit fast zwei Wochen darauf, mal was Substanzielles vom Gesundheitsamt zu hören. Außer Verhängung der Isolation passiert überhauptnichts - keine Information wie man wieder herauskommt oder was als nächstes passieren soll, keine Perspektive. Und wenn man jemanden am Telefon hat dann ist es ein schlecht geschulter Bundeswehrsoldat in den frühen Zwanzigern, der außer seinem Fragenkatalog nichts sagen kann und keine Ahnung hat. Kein Wunder, dass die Pandemie außer Kontrolle ist…

  • Warum hält man auch so stur an der manuellen Kontakzverfolgung fest? Es geht anders und es geht besser. Wie viele Länder zeigen. Und bei unseren Infektionszahlen ist jeder Versuch doch zwecklos!

  • "Auch bei der Kontaktverfolgung steht man in Bremen besser da"

    Besser? Fast schon sensationell. Bremen und Schleswig-Holstein, anderswo in Deutschland klappt die Kontaktverfolgung nicht mehr.

    Hamburg ist da gutes Mittelmaß - immerhin müssen dort nur Geimpfte ihre Kontakte selber informieren, und nicht wie in den meisten deutschen Bundesländern mittlerweile *alle* Infizierten. Bei den Geimpften kann man nämlich immerhin halbwegs sicher davon ausgehen, dass sie das auch tun.

  • Ob bei uns im Süden Personalnot herrscht, kann ich nicht sagen. Im Ergebnis ist es hier allerdings kein bisschen besser. Infektionswege werden nicht nachverfolgt, Infizierte informieren ihre Kontaktpersonen doch bitte selber oder halt nicht und halten sich auch selbständig an Quarantäneauflagen.



    Telefonisch ist so gut wie nie jemand zu erreichen, Mails werden aus Überlastung nicht bearbeitet und es stellt sich immer mal wieder die Frage nach der Sinnhaftigkeit der ganzen Einrichtung.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Fezi:

      So ist es!