Personalnot in Gesundheitsämtern: Völlig überfordert
Ausgerechnet vor der vierten Corona-Wellen fehlen den Ämtern in Hamburg Mitarbeiter*innen. Die Kontaktverfolgung passiert viel zu spät.
Aus der Antwort des Senats geht außerdem hervor, dass die Frist, bis die Gesundheitsämter an Corona Erkrankte kontaktieren, in Eimsbüttel und Wandsbek bei einem Tag liegt, in Hamburg-Mitte und Nord bei zwei Kalendertagen und in Wandsbek es sogar bis zu drei Tage dauern könne. Dabei heißt es in der Senatsantwort, dass dem „Management von Kontaktpersonen“ weiterhin „eine hohe Bedeutung“ zukomme.
Ein weiteres Defizit: Während die Gesundheitsämter im August 2021 noch fast 60 Prozent der Fälle einem Ausbruchsort zuordnen konnten, waren es im Oktober nur noch 16 Prozent. Der Senat selbst verweist in seiner Antwort dazu auf die „derzeit hohe Arbeitsbelastung“. Auf die mag es auch zurückzuführen sein, dass bei Corona-Ausbrüchen bei Geimpften diese selbst ihre Kontaktpersonen informieren sollen. Offiziell ist die Begründung, dass bei Geimpften eine geringere Infektionsgefahr besteht.
Deniz Celik, der gesundheitspolitische Sprecher der Linken, würde „angesichts der hohen Zahl von Impfdurchbrüchen“ allerdings „zu einer anderen Einschätzung kommen“. Mit Verweis auf Prioritäten, die die Gesundheitsämter nun setzen müssten, ist auch die Kontaktverfolgung in Schulen eingestellt worden – erst bei mehreren Ausbrüchen in einer Klasse werden die Mitschüler:innen kontaktiert.
Erstaunlich ist die prekäre Situation in den Gesundheitsämtern auch vor dem Hintergrund, dass laut Celik Hamburg vom Bund für dieses Jahr und die kommenden Jahre insgesamt 121 Millionen Euro für Personalaufbau erhält. Die Frage, ob man in Hamburg plant, wieder mehr Stellen in den Gesundheitsämtern einzurichten, konnte die Sozialbehörde bis Redaktionsschluss nicht beantworten.
Tatsächlich muss man nicht weit schauen, um positive Gegenbeispiele zu finden: In Bremen beträgt der Schwund in den Gesundheitsämtern lediglich 0,5 VZÄ. Während im medizinischen Bereich sogar aufgestockt wurde, gingen bei den Hilfskräften 20 VZÄ verloren. Das liegt laut Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitsbehörde, am Wiederbeginn der Uni. Derzeit suche man Ersatz. Auch bei der Kontaktverfolgung steht man in Bremen besser da: Zwei Drittel werden innerhalb von 24 Stunden erreicht, das übrige Drittel nach 36 Stunden.
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