Personalaufstockung in der Pflege: Bloß nicht beim Alten bleiben
Der Personalzuwachs in den Heimen darf nicht an zu hohen bürokratischen Vorgaben scheitern. Denn das Schlimmste wäre, wenn alles bleibt, wie es ist.
W er wissen will, wie schwierig Sozialpolitik ist, wenn man versucht, einen Mangel zu lindern, und damit neue Gerechtigkeitsfragen aufwirft, der muss sich nur die Pflege anschauen. Ein Gesetzentwurf aus dem Hause Spahn will 20.000 zusätzliche Hilfskräfte in Heimen finanzieren, übrigens ohne dass deswegen die Eigenanteile für die BewohnerInnen steigen. Das ist wenig, aber immerhin.
Die Hilfskräfte, sofern sie noch keinen Berufsabschluss haben, sollen innerhalb von zwei Jahren zu „PflegeassistentInnen“ qualifiziert werden. Ja, es stimmt, dass im Gesetzentwurf unklar ist, was genau diese „Qualifizierung“ bedeutet.
Aber an den noch ungelösten Fragen der HelferInnenausbildung darf eine Personalaufstockung nicht scheitern. Zumal ein Berufseinstieg über eine HelferInnenausbildung für Leute mit wenig Sprachkenntnissen oft die einzige Möglichkeit ist, in den Job reinzukommen. Eine reguläre dreijährige Pflegeausbildung mit Examen ist wegen der Sprachprobleme oft nicht zu schaffen, aber man kann später eine solche Ausbildung draufsatteln.
Es ist also sinnvoll, beim Wort „Hilfskräfte“ oder „Assistenzkräfte“ nicht gleich zu lamentieren, hier handele es sich doch wieder nur um eine Aufstockung mit billigem, angelerntem Personal, das die Qualität im Heim garantiert verschlechtere. Was genau machen denn die Angehörigen, die in 1,7 Millionen Haushalten Pflegebedürftige allein versorgen? Das sind Autodidakten. Um deren Qualifikation beim „Ausscheidungsmanagement“ (Pflegejargon) sorgt sich niemand.
Die Wohlfahrtsverbände fordern bundeseinheitliche Kriterien für die Assistenzausbildung, und das ist ein richtiger Weg. Ansonsten aber ist Flexibilität gefragt. Schafft eine Hilfskraft die Nachqualifizierung in Kursen und on the job nicht, muss die Refinanzierung für die Heime trotzdem gesichert sein. Der Personalzuwachs in den Heimen darf nicht an zu hohen bürokratischen Vorgaben scheitern. Sonst bleibt alles beim Alten. Und das wäre das Schlimmste.
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