piwik no script img

Patriot-Zusage Trumps an die UkraineNur ein Business

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Trump will nur neue Raketen liefern, wenn die EU zahlt. Der Westen kann froh sein, dass er überhaupt zu etwas bereit ist.

Die USA liefern, die EU bezahlt? Luftabwehrsystem Patriot, hier ein Modell der Bundeswehr Foto: Timm Ziegenthaler imago/StockTrek/imago

M ehr Ehrlichkeit geht kaum noch. US-Präsident Donald Trump kündigt die Lieferung von Luftabwehrsystemen für die Ukraine an – allerdings wird dieses Business nur dann in die Tat umgesetzt, wenn die EU zahlt. Die Lage in dem von der russischen Invasion gebeutelten Land ist für Trump ein Geschäft. Nicht mehr und nicht weniger.

Das ist auch so ziemlich die einzige Erkenntnis, die aus der Wendung der Trump’schen Politik derzeit zu gewinnen ist. Vor rund zwei Wochen hatten die USA noch wichtige Waffenlieferungen gestoppt. Eine Woche später ruderte Trump wieder zurück, ohne Details zu nennen. Nun liegen also Patriot-Systeme – Waffensysteme, die die Ukraine dringend zur Abwehr russischer Angriffe aus der Luft braucht – auf dem Basar der Möglichkeiten.

Problematisch ist, wer diese bezahlen soll. Dass die Schlussrechnung dann an die Adresse etwa von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geschickt werden wird, ist unwahrscheinlich. Solidarität mit der Ukraine wurde zwar beim letzten EU-Gipfel mit großer Mehrheit abgenickt. Aber wenn es ums Geld geht, sieht es in Europa schon ganz anders aus. Es wird also, wenn Trump sich durchsetzt, zu Geschäftsverträgen mit einzelnen Staaten kommen. Die Bundesregierung hat Angebote gemacht; weitere Länder der sogenannten Koalition der Willigen, werden wohl folgen.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Trump hat einmal mehr klargemacht, dass der Ball bei den Europäern liegt, wenn es um die Unterstützung der Ukraine geht. Dies gilt für Waffenlieferungen, aber auch für Hilfen, die die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Abwehrkräfte des Landes im Krieg stärken sollen. Im Moment ist Trump sauer auf Putin – und enttäuscht. „Er redet nett und dann bombardiert er abends jeden“, sagte der US-Präsident über den russischen Machthaber. Seine „wichtige Erklärung“ zur Russlandpolitik ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen. Schließlich kann sich dieses Gefühl jederzeit ins Gegenteil wenden. Was bleibt, ist die Ahnung, dass Trump im Ukrainekrieg nicht als Verlierer dastehen will.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • Vielleicht war es doch ein Fehler, am Patriot festzuhalten statt MEADS bis zur Einsatzbereitschaft weiterzuentwickeln; selbst mit dem Lockheed-Martin-Anteil.

    • @Slimak:

      jap, läuft alles nicht rund, doch ist ja jetzt genug geld in der portokasse und es wird ja wohl hoffentlich alles auf die 3,5 % gebucht . . .

  • Alles ist Business für den GröPOTUSaZ. Betet und flehet um seine Gnade.

  • Nein, das ist kein guter Deal für Europa. Europa soll zahlen und die US-Industrie verkauft. Dann nimmt man besser das europäische SAMP/T-System. Hilft der Ukraine genauso gut, aber die Wertschöpfung findet in Europa statt. Gut für Europa, schlecht für Trump der sich vor seiner Industrie rechtfertigen muss. Und damit doppelt gut für Europa.



    Man sollte zumindest nach Bestpreis vergeben, damit sich Raytheon und Lockheed keine goldene Nase mehr daran verdienen.



    So ist das der schlechtestmögliche Deal für Europa.

  • Er hat einfach die Mühlsteine nachjustiert, in denen ein freiheitliches. auf Demokratie und Menschenrechten gründendes Europa zermahlen werden soll.

  • Ich weiß nicht genau wie viele Länder durch die America First-Agenda schon zum Opfer wurden, aber neu ist das unter Trump ganz sicher nicht.



    Menschenleben spielten bei der Sicherung der Weltmacht keine große Rolle, wenn ich mich recht erinnere.

  • Das stimmt.



    Wir uns insbesondere die Ukraine können allerdings über die Entwicklung froh sein.



    Die Meldung vor einiger Zeit, dass die USA keine Waffen mehr liefern könnten, da sie sie zur eigenen Verteidigung bräuchten, wird somit relativiert.



    Es scheint derzeit keine Alternative zu Patriots zu geben. Hätte trump hier gemauert, wäre die Ukraine über kurz oder lang schutzlos geworden.



    Es ist kein Geheimnis, dass trump ein Egomane ist.



    Wir werden aber mit ihm leben müssen, da wir insbesondere militärisch von den USA abhängig sind.

  • Danke für diesen kurzgefassten, guten Kommentar. Es ist vollkommen klar, dass Europa für seine Sicherheit aufkommen muss. Das ist Jahrzehnte sträflich vernachlässigt worden und muss nun kurzfristig, sehr teuer nachgeholt werden. Dabei müssen auch eigene Fertigungen und Fähigkeiten erworben werden.

    So teuer und schmerzhaft das ist, daran führt kein Weg vorbei. Die Zeit Putin läuft sehr langsam ab. Ob das nachfolgende besser oder noch schlimmer wird bleibt abzuwarten. Jetzt ist erst einmal riesiger, teurer Nachholbedarf dringend.

  • 'Der Westen' ist in diesem Falle wohl Westeuropa, und die sollten einfach die Einfuhrzölle fürs Patriot System gegen den Kaufpreis aufrechnen. Höhe der Zölle liegt ja nach amerikanischem Vorbild im Hirnfurz derer, die sie erheben.

  • Das System kostet 350 Millionen bis zu einer Milliarde (dlf).



    Jede Rakete kostet vier Millionen.



    Das ist ein echter Coup für den Dealmak(l)er, den POTUS und (selbst)ernannten Top-Laureaten-Kandidaten (Oslo).



    Über Preisnachlässe und Zölle ist vielleicht auch gesprochen worden.



    www.tagesschau.de/...higkeiten-101.html



    Schwerter zu Pflugscharen, das war einmal...

    • @Martin Rees:

      „Der Westen kann froh sein, dass er überhaupt zu etwas bereit ist. " - (Sub-Headline)



      Zu gütig. Mutter Teresa bekam ja auch einen Preis aus Oslo.

    • @Martin Rees:

      Fehlt nur noch die Info, wie hoch seine persönliche Provision ist...

  • Gutes Geschäft für die US Militärindustrie. Sie produzieren und profitieren und stärken ihre weltweite Marktstellung... und die Europäer



    dürfen bezahlen. Na wenn das nicht die Rendite von Rheinmetall und Co sinken lässt. Mit der Freiheit der Ukraine hat das alles nix zu tun. Holzkreuze am Donbass stärken den Profit...

  • Es ist weniger, dass die EU geizig ist, sondern viel mehr, dass man dem Terroristen Trump nicht nachgibt. Es gibt auch andere Länder, die Abwehrsysteme haben. Einfach mal die kaufen. Nichts ist schlimmer als sich dem Tyrannen zu unterwerfen. Ob nun politisch oder wirtschaftlich. Schon schlimm genug, dass er die Ukraine zur Abtretung ihrer Ressourcen gezwungen hat, wie die USA damals auch das Öl des Irak plünderten. Keine Handbreit nachgeben. Den Handel mit allen Waren einstellen...oder 1000% Zoll drauf. Wir brauchen die USA nicht. Niemand braucht diese USA. Sollen sie im eigenen Saft verrotten. Wer Tyrannen nachgibt, ermutigt sie nur ihre Taten zu erweitern.

  • "'M' ehr Ehrlichkeit geht kaum noch. US-Präsident Donald Trump kündigt die Lieferung von Luftabwehrsystemen für die Ukraine an – allerdings wird dieses Business nur dann in die Tat umgesetzt, wenn die EU* zahlt. Ein Geschäft ist die Lage in dem von der russischen Invasion gebeutelten Land für Trump. Nicht mehr und nicht weniger.".



    Nur würde ich die "Ehrlichkeit" nicht als solche bezeichnen, sondern als ein schamloses Pokern um Kohle.



    Da steht nichts mehr dahinter, als Staaten zerstören und widerliche Geschäfte zu machen.



    *Warum nicht die NATO ?



    Letztendlich: was will dieser Trump? Er will dass die europäischen Staaten ihre Bürger zu Gunsten seiner Rüstungsindustrie bluten lassen.



    Den Überschuss schiebt er seinen Multi-Miliards-Freunden in den weich gekneteten Popo.