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Parteibasis stimmt für KoalitionsvertragGrünes Licht für die Ampel

Jetzt haben auch die Grünen „Ja“ zum Koalitionsvertrag gesagt. Bereits am Mittwoch soll Olaf Scholz zum neuen Kanzler gewählt werden.

Freude bei Baerbock und Habeck, hier nach den Sondierungsgesprächen im Oktober Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin dpa | Nach SPD und FDP haben nun auch die Grünen dem Koalitionsvertrag für eine gemeinsame Bundesregierung zugestimmt. Mit rund 86 Prozent der 71.150 gültigen Stimmen sprachen sich die Grünen-Mitglieder für das gemeinsame Regierungsprogramm und die vom Parteivorstand beschlossene Besetzung der Grünen-Kabinettsposten aus, wie die Parteiführung am Montag in Berlin mitteilte. Die designierte Außenministerin Annalena Baerbock sprach von einem „starken Rückenwind“.

Der künftige Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sagte, er fühle „Dankbarkeit und Demut“. Sein Ziel sei es, auch außerhalb der Öko-Blase Unterstützung zu suchen. Özdemirs Benennung hatte den Parteilinken Anton Hofreiter am Ende einen Kabinettsposten gekostet, was bei dessen Unterstützern heftige Irritationen ausgelöst hatte. Özdemir ist langjähriger Vegetarier, betonte aber: „Andere machen's anders, und das ist genauso gut.“ Wichtig sei aber, im Falle des Falles Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren zu essen.

An der Urabstimmung hatten sich laut dem Politischen Bundesgeschäftsführer Michael Kellner 57 Prozent der Parteimitglieder beteiligt. Kellner sagte, das sei keine schlechte Quote. Im Vergleich zur Abstimmung der SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag von SPD und Union 2018 war die Beteiligung allerdings schwach. Damals hatten 78,39 Prozent der Sozialdemokraten bei der Abstimmung mitgemacht.

Mit „Ja“ stimmten demnach 61.174 Grüne, mit „Nein“ 8275 Parteimitglieder, 1701 weitere enthielten sich. Es wurden 64 ungültige Stimmen abgegeben. Nötig war eine einfache Mehrheit. Es beteiligten sich laut Kellner 71.214 Parteimitglieder, ein Quorum gab es nicht.

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Damit sind die Grünen künftig erstmals seit 2005 wieder an einer Bundesregierung beteiligt. Am Wochenende hatten bereits Parteitage von SPD und FDP dem Koalitionsvertrag zugestimmt.

Die Partei schrieb insgesamt 125 126 Grünen-Mitglieder für die Urabstimmung an. Die Frage, über die sie zu entscheiden hatten, lautete: „Stimmst Du dem von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mit der SPD und der FDP in 2021 verhandelten Koalitionsvertrag und dem von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN benannten Personaltableau für die Bildung einer gemeinsamen Bundesregierung zu?“

Das Personaltableau umfasst den designierten Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, der auch Vizekanzler werden soll. Baerbock ist als Außenministerin vorgesehen, Anne Spiegel als Familienministerin und Steffi Lemke als Umweltministerin. Landwirtschaftsminister soll Özdemir werden, Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth.

Es gehe jetzt darum, auch außerhalb der bisherigen Anhängerschaft Unterstützung zu finden für das „vielfältige, progressive, veränderungslustige Deutschland“, das sich die Grünen wünschten, sagte Habeck. Bei der Besetzung ihrer Kabinettsposten habe seine Partei „das vielfältige Deutschland vorbildlich abgebildet“, sagte Habeck. Roth kündigte an, es gehe ihr auch darum, „die Demokratie zu stärken, sie zu verteidigen“. Sie wolle daher der Erinnerungskultur einen großen Stellenwert einräumen.

Die künftige Umweltministerin Lemke, die aus Dessau kommt, bedauerte, dass es neben ihr nur eine weitere Ostdeutsche im Kabinett gebe. Ihre inhaltliche Zuständigkeit stehe allerdings über der biografischen Herkunft. Sie warnte aber mit Blick auf den ökologischen Umbau der Gesellschaft: „Wir stehen vor einem gewaltigen Transformationsprozess. Und der darf nicht so ablaufen wie in den 90er Jahren in Ostdeutschland.“

Die Urabstimmung begann am 26. November und endete am Montag um 13 Uhr. Die Mitglieder stimmten online ab, konnten sich aber ersatzweise auch per Brief beteiligen – diese Möglichkeit nutzten 407 Grüne.

Schon an diesem Dienstag soll der Koalitionsvertrag unterschrieben werden. Am Mittwoch soll Olaf Scholz (SPD) vom Bundestag zum neuen Kanzler gewählt und das neue Kabinett ernannt und vereidigt werden.

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7 Kommentare

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  • 61174/125126~~48,9%



    Frei nach C.Lindner, und dessen Meinung gilt ja scheinbar was bei den Grünen, haben gut 51,1% Bündnisgrüne nicht für die Koalition gestimmt.

    Hoffentlich kommt wenigstens das Kiffen bald. Das könnte helfen das Elend auszuhalten.

  • Dann kann es ja losgehen.

    Aber ob es gut geht?

    Lothar Galow-Bergemann sieht eher schwarz für die Grünen:

    "Fast alle Parteien versprechen mittlerweile einen grünen Kapitalismus, sie nennen das vorzugsweise „ökologische Marktwirtschaft“. Das ist schon lange kein Alleinstellungsmerkmal der Grünen mehr. Trotzdem werden sie weitaus mehr als jede andere politische Kraft mit diesem Versprechen identifiziert. Das ist ein ganz besonderes Pech für die Partei. Denn wenn die Illusionen über den grünen Kapitalismus platzen – und das werden sie – bleibt das an niemandem so sehr hängen wie an den Grünen."

    emafrie.de/gruene-...KXTyb9TBwGsBkQyLFE

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Schade, ich hätte mir ein schlechteres Ergebnis als Warnschuß für RH und AB gewünscht ...



    Es war allerdings schon immer frustrierend, auf die Abstimmungen der grünen Basis als Korrektiv zu hoffen.



    Die engagieren Visionäre aus GAL-Zeiten haben die Partei schließlich schon lange verlassen; geblieben sind nur Realos und ein paar Hoffende ...



    Leider darf der Parteivorstand sich durch das Ergebnis bestätigt fühlen - so traurig dies auch ist.

  • Nicht 86 % der 125.000 Parteimitglieder haben dem Koalitionsvertrag zugestimmt, sondern der 71.150 Mitglieder, die sich mit einer gültigen Stimme an der Wahl beteiligt haben. Das macht einen Unterschied....

    • @HRM:

      ...was etwa 56 % der Parteimitglieder sind... nicht gerade überwältigend.

      • @Gottfried Scherer:

        SPD und FDP haben ihre Mitglieder nicht mal gefragt. Das ist auch nicht gerade überwältigend und schon gar nicht demokratisch.

  • Es fehlt hier die wichtige Angabe ,wieviele Mitglieder der Grünen ueberhaupt abgestimmt haben!!

    Gerade im Tv die Angabe gehört: 52 Prozent habe teilgenommen.!! Nur!!

    Dies ist ein Unding und würde meines Erachtens die formale Pro abstimmung eigentlich obsolet machen,denn bei derart wichtiger Entscheidung müsste eine Hürde von sagen wir mindestens 66 Prozent Wahlbeteiligung gelten müssen!