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Parkgebühren in DeutschlandParken bleibt billig

In 73 Städten kann für einen Euro oder weniger geparkt werden, zeigt eine Abfrage der Deutschen Umwelthilfe. Sie fordert deshalb Preiserhöhungen.

Das wird allerdings teuer: Ein Falschparker hat schon einige Knöllchen gesammelt Foto: Jürgen Ritter/imago

Berlin taz | Nach wie vor ist Parken in deutschen Städten spottbillig. In 73 Städten ist es möglich, für 1 Euro oder weniger in der Stunde zu parken. Das ergab eine bundesweite Umfrage, die am Montag von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) veröffentlicht wurde. Der Umweltverband erhob die Parkgebühren in 104 Städten, darunter Großstädte. Die DUH fordert, dass die Parkgebühren mindestens so hoch sind wie ein Einzelticket für den öffentlichen Personennahverkehr.

In Koblenz und Frankfurt (Oder) darf ab nur 25 Cent pro Stunde geparkt werden. In Chemnitz, Cottbus, Duisburg, Magdeburg, Neubrandenburg und Stralsund ist der öffentliche Raum in vielen Gebieten lediglich 50 Cent die Stunde wert. In 27 Städten darf man für kurze Zeit sogar kostenlos in bewirtschafteten Parkzonen halten. Überall kostenlos mit dem Auto stehen darf man in der saarländischen Stadt Sankt Ingbert.

4,60 Euro pro Stunde kassiert Stuttgart – allerdings nur in der Innenstadt. Heidelberg und Osnabrück verlangen 3 Euro pro Stunde in allen kostenpflichtigen Parkzonen.

„Wer durchschnittlich zwölf Quadratmeter öffentlichen Raum in Anspruch nimmt, sollte dafür auch eine angemessene Gebühr entrichten“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch in einer Pressemitteilung. Dafür fordert die DUH flächendeckende Parkraumbewirtschaftung in allen Städten und Gemeinden sowie ein Ende des kostenlosen Parkens im öffentlichen Raum. Die Einnahmen sollen in den Ausbau von Bus und Bahn sowie Rad- und Gehwegen fließen.

Mehr überwachen, weniger anheben

„Die Höhe der Parkgebühren sollte sich primär nach dem vorherrschenden Parkdruck richten. Gebührenanhebungen – sofern nötig – sollten maßvoll und sozialverträglich sein“, schrieb dagegen der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) der taz. Die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung sollten „zweckgebunden“ verwendet werden.

Vor Erhebung von Parkgebühren sollte nach Ansicht des ADAC stets geprüft werden, inwieweit andere Instrumente der Parkraumbewirtschaftung geeignet sind, die örtlichen Probleme zu lösen. Die Autofahrerlobby nannte als mögliche Lösungen zum Beispiel Parkzeitlimitierung, Parküberwachung und Bewohnerparken.

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14 Kommentare

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  • Wenn man sich mal vor Augenführt, wieviel Parkplätze für ein Auto nötig sind, dann kommt man auf mindestens drei, nämlich der zu Hause, der am Arbeitsplatz und ein "flexibler" z.B. für's Einkaufen, für Freizeitaktivitäten etc. Da ja auch immer etwas Reserve vorhanden sein muss, um das System am Laufen zu halten, ist also nicht nur ein "flexibler" Parkplatz sondern sind eher zwei oder auch drei nötig. Kommt man pro Auto gut und gerne auf die Fläche einer durchschnittlichen Zweiraumwohnung. Was die so an Miete kostet, kann sich ja jeder mal selbst ausrechnen. 2,50 Euro pro Stunde für 'nen "flexiblen" Parkplatz sind dann also mindestens angesagt, egal ob öffentlich oder privat.

    • @hechtmaus:

      Dass es bei den Parkgebühren zwischen Stuttgart (4,60 EUR) und Duisburg (0,50 EUR) extreme Unterschiede gibt, hat gute Gründe. Man sieht wieder mal, dass die Umwelthilfe und ihre Unterstützer Lobbyisten der Reichen ohne jedes Gefühl und Verständnis für Sozialverträglichkeit sind. Die meinen halt, wer Hartz4 bekommt, braucht sowieso kein Auto. Sowas regt mich auf. Die Leute müssen auch essen.

      • @Günter Picart:

        Was hat Essen mit Parkplätzen zu tun? Möglicherweise wollen Sie darauf hinweisen, dass zum Einkaufen ein Auto benötigt wird?



        Wie auch immer, zum Einkaufen ist nicht zwingend ein Auto erforderlich, wenn das Wohnumfeld stimmt. Damit meine ich, dass wir aufhören müssen, unser Umfeld an Autos anzupassen, bzw. unser Umfeld so zu bauen, dass ein Auto nötig wird.

        • @hechtmaus:

          Übrigens ist auch zum Erreichen seines Arbeitsplatzes nicht zwingenderweise ein Auto nötig. Hier gilt das Gleiche, was ich bezüglich des Einkaufens erwähnte.



          Unsere Probleme sind selbstgemacht.

  • Da legt und die DUH ja mal wieder ein Windei erster Güte ins Nest.

    Außerhalb der Tourismusgebiete sind die Innenstädte oftmals attraktiv wie Hundehaufen und laden zum gemütlichen Einkauf ein wie Friedhöfe. Nein, der Vergleich hinkt. Auf Friedhöfen gibt es in der Regel reichlich Bänke um auszuruhen, auch Toiletten sind stets zu finden. Und nahegelegene Parkplätze gibt es auch; zumeist kostenlos.



    Selbst der ÖPNV ist auch nicht weit: Haltestelle direkt am Tor - obwohl ja kaum jemand Blümchen, Gießkanne und Harke im Bus transportieren mag.



    Friedhöfe sind mithin attraktive Orte, an denen allerdings kein Umsatz generiert wird und zu denen man auch nicht wirklich mit Begeisterung hingeht.

    Die geringe Attraktivität der Innenstädte ist doch eigendlich ein Wunder.



    Möchte man doch Kunden hinlocken, Waren verkaufen und Umsatz machen.



    Dabei ist die Konkurrenz im Internet allgegenwärtig und, um nicht zu sagen, übermächtig.



    Und die DUH hat nichts Besseres zu tun, als die Attraktivität der Innennstädte noch weiter zu demontieren.



    Anstatt niedrige Preise und schnellere Takte für den ÖPNV zu fordern.

    Als traditioneller Einzelhändler muss man sich doch fragen, ob man nicht besser auf Kränze oder Grabmale umsteigt.



    Natürlich nicht in der Innenstadt. Sondern nah beim Kunden.

    • @Bolzkopf:

      Naja, die Innenstädt geben oft nicht viel mehr her als ein paar Versicherungsbüros, weil die Einkaufs- und Freizeitwelten auf der grünen Wiese irgendwo abseits der Zentren errichtet wurden, gerne mit viel Fördermitteln, z.B. bei der Anlage der Infrastruktur solcher Gebiete. Bei der Erreichbarkeit lag der Fokus einzig und allein auf dem Auto. Vor allem in den 90er Jahren wurde man oft als armesch Schwein betrachtet, wenn man mal mit dem Fahrrad zum Supermarkt fuhr. Parkplätze gab's genug, Fahrradständer keine. Zumindest das hat sich inzwischen teilweise geändert. Onlineshopping ist allerdings durchaus als gute Alternative zu sehen, da ja dann nicht jeder einzeln in seinem Auto zum Laden fährt, sondern nur wenige Zustellfahrzeuge im Ort unterwegs sind. Mehr Packstationen würde ich mir allerdings wünschen, da ja zu den üblichen Zustellzeiten eher selten jemand zu Hause anzutreffen ist.

  • Wo in Koblenz findet man denn für 25 Cent auch einen freien Parkplatz?



    Auch die angeblich öffentlichen Parkplätze in der Innenstadt sind eigentlich Anwohnerparkzonen. Die Parkautomaten stehen dort nur, um die Anwohner zu ärgern, weil ab und an doch mal ein Besucher der Stadt dort anhalten kann.



    Oder die Stellen sind auf eine Stunde Maximalparkdauer beschränkt, was bei den dann notwendigen Wegen kaum ausreicht, um mehr als eine einzige kleine Besorgung zu erledigen.



    Wer in die Stadt unbedingt mit dem Auto kommen will und nicht dort wohnt, ist in Koblenz auf die deutlich teureren (wenn auch immer noch nicht überteuerten) Parkhäuser angewiesen.

  • Die Städte haben es selber in der Hand, was sie verlangen wollen und können. Da braucht es keinen Rat von außen.

    Zudem ist es auch immer die ortsabhängige Situation entscheidend. Gibt es ein dichtes Stadtzentrum? Liegt alles weit verstreut? Wie kommen die Bewohner leicht und günstig aus den umliegenden Gebieten in den Innenstadtbereich? Und dies nicht nur Mo-Fr zwischen 7 und 18 Uhr.

    Die größeren Supermärkte liegen meist etwas außerhalb. Da fährt keiner mit dem Bus hin. Abends in ein Restaurant in die Innenstadt? Wenn das Sicherheitsgefühl nicht stimmt, dann fahren ältere Menschen auch dort mit dem Auto hin.

  • Wieder ein Grund mehr, auf Versandhändler zu setzen. Kein Stress bei der Parkplatz suche, und größere Auswahl.

  • Koblenz ist schon eine sehr KfZ-freundliche Stadt. Ich hab mir immer ein Strafticket für Parken ohne Parkschein geben lassen. War auf meine Arbeitszeit gerechnet billiger als einen Parkschein ziehen.

  • 12m² Parkfläche * 24h * 30 Tage * 2€/h = 17280€ rechnerische Monatsmiete.



    Finde ich jetzt nicht gerade ein Schnäppchen.

    Städte sollten viel mehr P+R Möglichkeiten schaffen und Innenstädte mehr zu Fußgängerzonen machen.

    • @Rudi Hamm:

      Korrektur:



      12m² kosten pro Monat 24h * 30 Tage * 2€/h = 1440€

      • @Rudi Hamm:

        Parkgebühren werden normalerweise nicht 24 Stunden lang erhoben. Nachts parken ist überall kostenlos. In manchen Innenstädten (Düsseldorf) musstu bis 22 Uhr blechen, in den meisten Städten des Ruhrgebiets aber nur bis 18 Uhr. Nachts sind die Städte ja leer und Parkplätze im Überfluss vorhanden. Dafür Geld zu nehmen, wäre grobe Abzocke.

      • @Rudi Hamm:

        Für eine flexible Miete immer noch sehr günstig. Muss man ja betrachten wie ein Hotelzimmer und nicht wie dauerhaft benutzter Wohnraum.