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Offshore-Windanlagen in der NordseeRichtige Antwort auf die Krisen

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Neun europäische Länder wollen bei der Windenergie kooperieren – gut so. Das erleichtert auch den Umgang mit dem Artenschutz im Meer.

Ein Offshore-Windpark nördlich von Borkum Foto: Paul Langrock

D as ist mal eine richtig gute Nachricht: Die Nordsee soll mithilfe dort errichteter Windparks bis zum Jahr 2050 zum größten Energielieferanten in Europa werden. Eine entsprechende Vereinbarung haben neun Re­gie­rungs­ver­tre­te­r:in­nen beim Nordsee-Gipfel in Ostende beschlossen. Mit dem produzierten Strom können nach Angaben der belgischen Regierung 300 Millionen Haushalte versorgt werden.

Für den Ausbau der sogenannten Offshore-Windkraft werden voraussichtlich 800 Milliarden Euro investiert werden müssen – und jeder ist gut angelegt. Denn dieses Projekt ist die richtige Antwort auf die Energie- und die Klimakrise. Der Bedarf an Öko-Strom wird enorm steigen. Die Produktion muss gigantische Mengen erreichen, wenn die EU bis 2050 klimaneutral werden will. Es ist deshalb erforderlich, in großen Maßstäben zu denken und zu planen. Und was dem Ausstieg aus fossilen Energien und aus der in anderen europäischen Staaten verbreiteten Atomkraft dient, ist ohnehin sinnvoll.

Aber nicht nur das macht die Sache so reizvoll. Sieben EU-Länder sowie Norwegen und Großbritannien stoßen dieses zukunftsweisende Projekt gemeinsam an. Deutschland und die anderen wollen eine gemeinsame Infrastruktur aufbauen. Das ist die Abkehr von Kleinstaaterei. Für eine gute und saubere Energieversorgung zu sorgen, ist nicht Sache eines einzigen Landes.

Regeln und Standards müssen angeglichen werden, das beschleunigt länder­über­greifende Projekte erheblich. Diejenigen, die wie das Atomland Frankreich wenig Erfahrungen mit erneuerbaren Energien und Offshore-Windkraft haben, können auf die derjenigen zurückgreifen, die in diesem Feld weit fortgeschritten sind wie Großbritannien.

Sicher wird es bei dem Megaprojekt früher oder später ökologische Probleme geben, etwa beim Artenschutz. Das liegt leider in der Natur der Sache. Auch hier sollten die neun Länder europäisch denken und gemeinsame Regeln schaffen, die das Dilemma zwischen Natur- und Klimaschutz auflösen.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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5 Kommentare

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  • Schwachsinn, Riesige Betonfundamente sollen nachhaltig sein ? Dezentrale Energieversorgung ohne Konzernkapital sind besser für Mensch und Natur

  • "Es ist deshalb erforderlich, in großen Maßstäben zu denken und zu planen."



    Das bleibt die ewige Frage, es ist eine these die die ökobewegung seit mindestens 100 Jahren zu großen Teilen anzweifelt - die Gegenthese hierzu ist "small is beautiful" mit DIY und unabhängigen, recht autarken Dörfern, Regionen die ihr wissen teilen. Es stellt sich die Frage in welcher Utopie wir leben wollen.

    Der



    Schlussabsatz ist naiv;



    "Sicher wird es bei dem Megaprojekt früher oder später ökologische Probleme geben, etwa beim Artenschutz.( ... )Auch hier sollten die neun Länder europäisch denken und gemeinsame Regeln schaffen, die das Dilemma zwischen Natur- und Klimaschutz auflösen."



    Zu welchen Nachteil dieses Dilemma aufgelöst wird haben die Regierungschefs in Ostende doch bereits gesagt:



    Bürokratische Hindernisse sollen abgebaut werden , es soll keine jahrelangen Genehmigungsprozesse geben - kurz gesagt es wird angefangen , durchgezogen ohne Rücksicht auf den ökologischen Preis den die Nordsee hierfür zahlt.



    Es wird keine UVP geben die dem Projekt, sollte es zu gravierende ökologische Auswirkungen haben, notfalls einen Riegel vorschiebt.

  • Das ist wirklich eine gute Nachricht!!!

  • Der letzte Absatz des Kommentars ist meines Erachtens gefährlich, denn er hört sich so an, als wäre Artenschutz weniger wichtig als Klimaschutz. Noch dazu erkennt er nicht an, dass Naturschutz Klimaschutz ist. Natürlicher Klimaschutz, der absolut notwendig ist, um nicht weiter in eine unaufhaltsame Erderwärmung zu rutschen, sollte dem technischen Klimaschutz nicht nur gleichgestellt, sondern eher als wichtiger erachtet werden. Wenn wir Arten und Ökosysteme nicht umfangreich schützen, nützt uns der Ausbau erneuerbarer Energien auch nicht viel. Wir brauchen saubere Luft, Wasser und Böden, und die bekommen wir in erster Linie durch Schutz der Ökosysteme. Die Nordsee ist als Lebensraum extrem kostbar - hier darf der Schutz nicht der Energiergewinnung untergeordnet werden.

    • @Frau Sperling:

      Sie drücken sich aber um die Frage, wie das passieren soll. Der Klimawandel und die industrielle Landwirtschaft sind die größten Bedrohungen der Arten, auch des Menschen. D. h. der CO2-Ausstoß muss asap gegen Null gehen und die Landwirtschaft muss endlich aufhören Unmengen an Energie (Kunstdünger) und Pestizide einzusetzen. Sonst wird das nix. Mit der heutigen Landwirtschaft wird das nicht gehen. Naturschutzgebiete müssen endlich so ausgewiesen werden, dass wir unseren Verpflichtungen auch nachkommen. Und wir brauchen natürlich auch 700 TWh/Jahr EE. Deswegen brauchen wir auch WA auf See und im Wald. Da führt kein Weg dran vorbei.