Österreichs Einreisestopp wegen Corona: Grenze zu Italien dicht

Österreich hat die Schengen-Regelung wegen Corona außer Kraft gesetzt. Für alle, die aus Italien einreisen wollen, ist die Grenze geschlossen.

Eine Ärztin führt an einer Kontrollstelle auf der Brennerautobahn Fieberkontrollen durch.

Ärztin an der Brennerautobahn. Die Grenze zu Italien ist jetzt zu Foto: Matthias Balk/dpa

WIEN/ROM rts | Österreich hat wegen der Coronavirus-Epidemie ein Einreiseverbot für Personen aus Italien verhängt und setzt damit die Schengen-Regelung als erster EU-Staat in der Krise aus. „Hier ist das oberste Ziel die Verhinderung des Austausches und somit das Einschleppen der Erkrankung in unsere Gesellschaft“, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag in Wien. Italien geht unterdessen mit drastischen Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Virus und die wirtschaftlichen Folgen vor: Seit Dienstag ist die Bewegungsfreiheit der Bürger*innen im ganzen Land eingeschränkt. Reisen sind nur noch erlaubt, wenn sie beruflich, medizinisch oder durch einen Notfall begründet sind. In Deutschland rief das Robert-Koch-Institut die Krankenhäuser auf, sich auf eine größere Zahl schwer erkrankter Corona-Patient*innen vorzubereiten.

Österreich will auch den Zug- und Luftverkehr mit Italien für Reisende einstellen, sofern sie kein Attest haben. Güter sollen dagegen weiter die Grenze passieren können. „Wir machen Grenzkontrollen an den Grenzübergängen, eine Einreise ist nur mit gültigem Gesundheitszertifikat aus Italien möglich“, sagte Innenminister Karl Nehammer. Eine Durchreise durch Österreich sei aber erlaubt, solange kein Zwischenstopp im Land eingelegt werden müsse. Ausnahmen soll es auch für Menschen geben, die 14 Tage isoliert in einer Unterkunft unterkommen. Österreich hat bisher 157 bestätigte Coronavirus-Fälle, Tote sind bislang nicht gemeldet worden.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier äußerte sich kritisch. „Die Freizügigkeit ist ein hohes Gut“, sagte er in Berlin. Deutschland werde alles tun, um Einschränkungen zu vermeiden. Darüber müsse aber auf europäischer Ebene gesprochen werden. Die EU-Mitgliedstaaten können in Notsituationen für einen bestimmten Zeitraum das Schengen-Abkommen zur Abschaffung der Grenzkontrollen aussetzen. Sie müssen die EU-Kommission über den Grund informieren. Die Kommission entscheidet, ob dies legal ist oder nicht. Auch während der Flüchtlingskrise 2015/16 machten europäische Staaten von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Leere U-Bahnen in Rom

In Rom waren die Straßen am Dienstag wie leergefegt, in der normalerweise überfüllten U-Bahn blieben Sitze frei. In der Nacht hatte Ministerpräsident Giuseppe Conte seine rund 60 Millionen Landsleute aufgerufen, wegen des großen Anstiegs der Infektionen und der Zahl der Toten zu Hause zu bleiben. „Unsere Gewohnheiten müssen sich ändern“, mahnte er. Zum Wohle Italiens müsse auf bestimmte Dinge verzichtet werden. „Wir haben keine Zeit.“ Alle öffentlichen Versammlungen würden daher verboten, Sportveranstaltungen ausgesetzt. Die Schließung von Schulen und Universitäten werde landesweit bis zum 3. April verlängert. Gaststätten müssen bis dahin um 18.00 Uhr schließen.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Italien ist in Europa zum Brennpunkt der in China ausgebrochenen Epidemie geworden. Seit am 21. Februar in der Nähe der Finanzmetropole Mailand erste Infektionen bestätigt wurden, stieg die Zahl der Patienten auf mehr als 9.100. Über 460 Menschen starben. Das deutsche Robert-Koch-Institut stuft inzwischen ganz Italien als Risikogebiet ein.

Das RKI erwartet auch in Deutschland eine Verschärfung der Lage und rief die Krankenhäuser auf, sich wegen der zunehmenden Ausbreitung der Epidemie auf eine größere Zahl schwer erkrankter Patient*innen vorzubereiten. Hospitäler könnten nicht zwingend erforderliche Eingriffe aussetzen, sagte RKI-Chef Lothar Wieler in Berlin. Dadurch würden mehr Betten für schwer erkrankte Patient*innen frei. Zudem könnten weitere Betten zu Intensivbetten aufgerüstet werden, etwa durch die Beschaffung zusätzlicher Beatmungsgeräte. Eine weitere Möglichkeit sei, das Personal anders aufzuteilen. Wenn sich nur bestimmte Mitarbeiter*innen mit besonderer Schutzkleidung um Corona-Patient*innen kümmerten, sinke das Ansteckungsrisiko für andere Ärzt*innen und Pfleger*innen.

Deutlich riet Wieler auch vom Besuch von Fußballspielen ab, um Ansteckungen zu vermeiden und damit die Ausbreitung der Epidemie zu verlangsamen. Für ihn wiege der Schutz älterer Menschen, die durch die Lungenkrankheit Covid-19 besonders gefährdet sind, schwerer als das persönliche Interesse am Besuch eines Fußballspiels. „Es gibt einfach Dinge, auf die man auch verzichten kann. Und aus meiner Sicht kann man eben auch verzichten, zu einem Fußballspiel zu gehen.“

In China, dem Ursprungsland der Epidemie, scheint sich die Lage unterdessen langsam zu entspannen. Das Land meldete nur 19 neue Corona-Erkrankungen, weniger als halb so viele wie einen Tag zuvor. Die Zahl der Todesfälle sank von 22 auf 17. Präsident Xi Jinping besuchte die Millionenstadt Wuhan, wo die Epidemie ausgebrochen war.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.