Observatorium für künstliche Intelligenz: Bundesregierung überwacht KI
Das Arbeitsministerium plant ein „KI-Observatorium“, um künstliche Intelligenz zu regulieren. Wie das genau gehen soll, weiß sie selbst noch nicht.
Um die Auswirkungen der Technologie auf die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu untersuchen, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) die ersten acht Stellen eines „KI-Observatoriums“ in der Denkfabrik „Digitale Arbeitsgesellschaft“ im BMAS besetzt. Losgehen soll es noch dieses Jahr.
An sich sind KI-Anwendungen im Alltag nichts Neues, für das BMAS anscheinend aber schon. Es schlägt vor, zunächst einen „Ordnungsrahmen für KI zu entwickeln“, wie es eine Sprecherin ausdrückt. Geklärt werden soll unter anderem, wie der Datenschutz der Beschäftigten sichergestellt und Menschen weitergebildet werden können. Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung Recht und Sicherheit vom Branchenverband Bitkom, sieht es grundsätzlich positiv, den Einsatz von KI in der Praxis zu beobachten.
„Allerdings dürfen wir KI-Anwendungen nicht unter Generalverdacht stellen und ihnen pauschal unterstellen, dass sie Menschen ihre Jobs wegnehmen werden“, sagt Dehmel. Bis Mitte 2035 könnten laut BMAS 4 Millionen Arbeitsplätze wegfallen, durch die Zusammenarbeit von Mensch und KI aber auch rund 3,3 Millionen neu hinzukommen. Wissenschaftler von der Universität Stanford haben etwa dazu geforscht, wie Maschinen durch KI leichter bedient werden können und so neue Jobs schaffen.
Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein
Das BMAS plant einen sogenannten KI-TÜV, also die Klassifizierung und Zulassung von einzelnen Anwendungen im Wirtschafts- und Arbeitsleben, darunter im Einzelhandel und im Finanzwesen. Näheres dazu soll künftig ein „Bundesinstitut für KI“ regeln, das aus dem geplanten „KI-Observatorium“ hervorgeht. Wie man aber KI-Anwendungen von Firmen, die dazu noch im Ausland sitzen, analysieren und bewerten will, weiß auch das BMAS noch nicht. Man müsse das „erst noch ausarbeiten“.
Jörg Bienert vom KI-Bundesverband findet die Grundidee, entsprechende Anwendungen und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu beobachten, ebenfalls sinnvoll. Doch „von einer generellen Regulierung halte ich nichts, da wir bereits über umfangreiche Regelwerke verfügen, etwa die Datenschutzgrundverordnung“, sagt er. Eine übergreifende Beobachtung von KI solle auch nicht nur im BMAS angesiedelt sein. „Wie soll dort bitte qualifiziert über die Qualität etwa von Algorithmen im Bereich autonomes Fahren entschieden werden?“, fragt Bienert. „Was uns in Deutschland fehlt, ist eine geordnete Maßnahmenplanung zur KI-Strategie, die idealerweise in einem Digitalministerium gebündelt wird.“
Genau das fehlt auf Bundesebene bisher. Die im November 2018 vorgestellte „KI-Strategie“, zu der auch das „Observatorium“ gehört, will Deutschland in einen „führenden KI-Standort“ ausbauen. Dafür sind bis 2025 insgesamt 3 Milliarden Euro vorgesehen, und die Fördermittel für 12 Kompetenzzentren wurden auf 135 Millionen Euro aufgestockt.
Im internationalen Vergleich sind die Investitionen nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Allein das chinesische Unternehmen Alibaba will in den kommenden drei Jahren 15 Milliarden Euro in Forschung und KI investieren. In den USA promovieren laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung jährlich rund 3.000 Menschen über KI, in Deutschland sind es gerade mal 170. Und von 100 geplanten KI-Professuren in Deutschland wurden bislang nur 30 für Experten aus dem Ausland eingerichtet, die darüber hinaus auf nur fünf Jahre befristet sind. Viele deutsche KI-Forscher wandern in das kalifornische Silicon Valley ab.
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