Not in Südafrika: Erst das Virus, dann das Feuer
Im Township Masiphumelele bei Kapstadt macht ein Großbrand Tausende obdachlos. Wer schützt sie jetzt vor der Coronapandemie?
Auf der panischen Flucht vor den Flammen wurden viele Familien getrennt. Alte Menschen, die stürzten, wurden von jüngeren mitgetragen. Es gab Verletzte, jedoch wie durch ein Wunder keine Toten. Erst nach Mitternacht schafften es mehr als vierzig Feuerwehrleute, unterstützt von einem Hubschrauber aus Kapstadt, die Brände einigermaßen unter Kontrolle zu bringen.
Bei Tageslicht wird das Ausmaß der Katastrophe sichtbar: Von mehr als 1.000 Hütten ist nur Asche und Schrott übrig. Rund 4.000 Menschen sind obdachlos geworden. Einige haben am Straßenrand in Decken gehüllt den Morgen erwartet.
Andere sind bereits zurück und stochern in der Asche nach Resten. Eine Mutter mit einem Baby auf dem Rücken ruft weinend nach ihrer Tochter: „Sie ist erst vier … wir wurden auf der Flucht auseinandergerissen.“ Ein Junge sitzt auf den Resten eines Kühlschranks: „Da war unsere Hütte. Ich muss aufpassen, damit uns niemand den Platz klaut.“ Ein älterer Mann in der Nähe durchwühlt einen Schrotthaufen: „Hier muss irgendwo mein Pass sein … in einer Blechschachtel. Ich komme aus Simbabwe, ohne Pass bin ich nichts.“
Hilfe kommt von den Nachbarn
In den Abendnachrichten erklärt Dan Plato, Kapstadts Bürgermeister: „Uns wurden von der nationalen Regierung alle Katastrophengelder gestrichen. Wir müssen jetzt erst einen Notantrag stellen. Es wird einige Tage dauern, bis wir den Opfern des Feuers werden helfen können.“ Viele Nachbarn im Township, auch aus den Vorstädten in der Nähe des Townships, leisten erste Nothilfe – mit Nahrung und Kleidung, zuerst für Kinder und Frauen. Einige Notunterkünfte werden in Kirchen zur Verfügung gestellt. Die von der Stadt verwaltete Gemeinschaftshalle im Township bleibt geschlossen – wegen Coronavorschriften.
Ach ja, Corona. In der Nacht konnte von den Opfern oder Helfern kaum jemand darauf Rücksicht nehmen. Zu Beginn der Woche hatte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa bereits neue Lockdown-Regeln verkündet, da eine zweite Coronawelle nun auch Südafrika erreicht hätte. Die Zahlen der Neuinfektionen sind von weniger als 1.000 auf nun bereits wieder über 10.000 pro Tag gestiegen. Bislang sind mehr als 24.500 Menschen verstorben.
Am Abend nach dem Feuer kommt eine neue Hiobsbotschaft von Gesundheitsminister Zweli Mkhize: „Wir haben wissenschaftliche Beweise, dass es eine Mutation des Coronavirus in Südafrika gibt. Sie ist wesentlich ansteckender als die erste und scheint auch mehr junge Leute erkranken zu lassen.“
Dabei waren die Hoffnungen groß seit Mitte September in Südafrika, als die Zahlen der Neuinfektionen deutlich nach unten gegangen waren und die bevorstehende hiesige Sommerzeit Menschen erlauben würde, sich wieder mehr draußen aufzuhalten. Ab 1. Oktober wurde für viele Länder der internationale Flugverkehr mit nur wenigen Einschränkungen wieder zugelassen, gerade rechtzeitig für die Urlaubssaison.
Die zweite Welle und ein mutiertes Virus
Doch braute sich etwas zusammen: Nach einer Party von überwiegend Abiturienten mit über 1.300 jungen Leuten wurden 984 positiv auf Corona getestet. Nun kommt die neue Mutation des Virus unter der Bezeichnung 501.V2 hinzu, die als hauptverantwortlich für die zweite Welle angesehen wird: „Hochansteckend, auch mehr junge Menschen betreffend und mit ernsterem Verlauf von Lungenerkrankungen.“
Unklar ist noch, wie weit Südafrika jetzt erneut internationale Reisebestimmungen ändern wird. Im Land wurden bereits Strände für die jetzigen Sommerferien geschlossen.
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