Nordkorea im Ukraine-Krieg: Der antiwestliche Block festigt sich
Nordkorea schickt Truppen nach Russland, damit diese gegen die Ukraine kämpfen. Beide Regime haben einen Beistandspakt geschlossen.
E in Dementi aus Russland gibt es bisher nicht und das aus Nordkorea, dessen Regime ein massives Glaubwürdigkeitsproblem hat, überzeugt kaum. So könnten die Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes, der sich auch nicht unbedingt der Wahrheit verpflichtet fühlt, durchaus zutreffen. Ganz abgesehen davon, dass ukrainische Informationen Ähnliches besagen: Demnach wird Nordkorea mit der Entsendung von zunächst 1.500 Soldaten, die wohl schon in Russland vorbereitet werden, direkt im Ukraine-Krieg mitkämpfen. Weitere Nordkoreaner könnten folgen.
Gab es im Sommer schon Hinweise, dass Pjöngjang Russland Artilleriegranaten und womöglich Raketen geliefert hat und beide Regime bei Putins Besuch einen Beistandspakt abschlossen, ist dies jetzt wenig überraschend. Die Angriffe der Ukraine auf die Region Kursk wären dafür jetzt ein passender Vorwand.
Nordkoreas Militärhilfe zeigt die globalen Folgen des Ukraine-Kriegs. Nordkoreas mutmaßliche Intervention deutet auf Russlands Schwäche hin, das offenbar jede Hilfe nötig hat. Doch wird auch die Festigung eines antiwestlichen Blocks deutlich, in den selbst ein bisheriger Paria wie Nordkorea integriert wird und wozu jetzt auch Peking schweigt. Nordkorea hat schon öfter China und Russland gegeneinander ausgespielt. So dürfte Peking nicht begeistert sein, seinen Einfluss in Pjöngjang auf Kosten Russlands reduziert zu sehen. Aber China ist es wichtiger, dass „der Westen“ in der Ukraine nicht triumphiert, sondern dort dessen globale Dominanz weiter geschwächt wird.
Nordkoreas Regime hat bisher lieber Hunderttausende Landsleute verhungern lassen als das Land für Hilfe im großen Stil zu öffnen. Jetzt nutzt es den Krieg, um auf Kosten seiner Soldaten seine Überlebenschancen zu stärken. Sein Militär soll Kampferfahrung in einem modernen Krieg sammeln und mutmaßlich Hilfen für das Regime mobilisieren. Das entpuppt sich erneut als skrupelloser Überlebenskünstler am Rande des Abgrunds. Der Preis könnte eine Unterstützung Südkoreas für die Ukraine sein und damit eine weitere Verfestigung militärisch-ideologischer Blöcke.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste