Nigerianische Journalistin ausgezeichnet: Kämpferin gegen Menschenhandel
Die nigerianische Journalistin Tobore Ovuorie hat unter Todesgefahr recherchiert. Nun erhält sie den Freiheitspreis der Deutschen Welle.
Der nigerianischen Investigativjournalistin Tobore Ovuorie war das zu wenig. 2013 entschied sie sich gemeinsam mit der nigerianischen Onlinezeitung Premium Times und dem niederländischen Magazin ZAM, ein Zuhälter*innennetzwerk zu infiltrieren. Über Monate lebte sie mit neun anderen Frauen, die alle nach Europa verschleppt werden sollten, in einem Camp. Sie wurden gezwungen, Schuldscheine – manche 100.000 US-Dollar hoch – für ihre „Reise nach Europa“ zu unterschreiben, lernten Taschendiebstahl-Tricks und wie Striptease aussehen soll. Im Nachbarland Benin gelang ihr schließlich die Flucht.
Nachzulesen ist das auf dem später verfassten Blog, der zahlreiche Debatten angestoßen hat. Ihre Arbeit diente auch als Vorlage für den Netflix-Film „Òlòtūré“, den der Streamingdienst seit dem vergangenen Jahr zeigt. Gegenüber nigerianischen Medien und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kritisiert Ovuorie jedoch: „Òlòtūré is a copy and paste of my lifestory!“ Das Unternehmen habe ihre Lebensgeschichte einfach kopiert.
Außerhalb der Komfortzone
Möglicherweise hat der Film ihre Arbeit allerdings nur noch bekannter gemacht. Zahlreiche nigerianische Auszeichnungen hat sie bereits erhalten. 2012 bekam sie den Wole-Soyinka-Preis für investigativen Journalismus, sechs Jahre später kam eine weitere Auszeichnung von UN-Aids und der Nationalen Behörde zur Eindämmung von Aids (Naca) hinzu.
Auch zu Gesundheitsthemen wie HIV und Aids sowie zu psychischen Erkrankungen recherchiert sie regelmäßig. Jetzt wird die Investigativjournalistin mit dem Freiheitspreis der Deutschen Welle (DW) ausgezeichnet. Sie bewege sich „weit außerhalb der journalistischen Komfortzone“ und begebe sich für ihre Recherchen selbst in Gefahr, sagte der DW-Intendant Peter Limbourg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?