Neuseelands vielfältiges Kabinett: Außenministerin mit Tattoo

Die indigene Labour-Politikerin Nanaia Mahuta wird Neuseelands Außenministerin. Sie ist die erste Maorifrau auf diesem Regierungsposten.

Frau mit Kinn-Tattoo vor Mikrofon

Neuseelands neue Außenministerin Nanaia Mahuta kurz nach ihrer Berufung am Montag in Wellington Foto: Ben McKay/Reuters

BERLIN taz | „Es ist ein Symbol, wer ich bin, meiner Identität und wohin ich gehöre.“ Das sagt die Politikerin Nanaia Mahuta über ihr moko kauae, wie die traditionelle Tätowierung von Maorifrauen auf dem Kinn in der Sprache von Neuseelands indigener Bevölkerung genannt wird.

Mahuta trägt das Tattoo seit vier Jahren mit Stolz im Gesicht und wird es künftig als Neuseelands Außenministerin in die Welt tragen. Am Montag wurde sie von der sozialdemokratischen Premierministerin Jacinda Ardern ernannt, am Freitag soll Mahuta mit den anderen Mitgliedern des Kabinetts vereidigt werden.

Zwar hatte ihr abgewählter Amtsvorgänger Winston Peters schon einen Maorivater, aber die 50-Jährige ist jetzt die erste Maorifrau auf diesem wichtigen Regierungsposten. 16,5 Prozent der Menschen in Neuseeland sind Maori. Mahuta stammt aus der Metropole Auckland, studierte dort Maori-Unternehmensentwicklung und sitzt schon seit 1996 für die Labour-Partei im Einkammerparlament von Wellington. Nach der Wahl vom 17. Oktober stellen Frauen dort rekordverdächtige 48 Prozent der Abgeordneten.

Mahuta war schon die erste Ministerin für Maorientwicklung und ist immer noch Ministerin für Lokalverwaltung. Sie setzt sich für die Einführung der maorischen Sprache, die seit 1987 eine neuseeländische Amtssprache ist, als obligatorisches Grundschulfach ein.

Berufung ist ein „großes Privileg“

In dem Bewusstsein, dass sie als Frau wie als Maori in vielen Bereichen stets die allererste war, bezeichnete sie jetzt ihre Berufung als Außenministerin ein „großes Privileg“.

Zugleich erinnerte sie an das historische Erbe, dass Neuseeland als erster Staat der Welt Frauen das Wahlrecht gab und viel für die Emanzipation getan habe. Jetzt hoffe sie, dass viele Frauen „mit Maori- oder gemischter Abstammung in ganz Neuseeland“ ihre Berufung „wahrnehmen als weiteres Anheben der Decke über bisher verschlossene Bereiche und ihnen dies neue berufliche Möglichkeiten bietet“.

Ardern erklärte, Mahuta gehöre zu den Menschen, die „sehr, sehr schnell fantastische Beziehungen“ aufbauten, was eine der wichtigsten Voraussetzungen in der Diplomatie sei. Sie halte Mahuta deshalb für sehr geeignet, Neuseeland auf der Weltbühne zu vertreten.

Vielfalt des Kabinetts als Spiegel der Gesellschaft

In dem zwanzigköpfigen Kabinett ist Mahuta eine von acht Frauen. Sie ist zugleich das herausragende Symbol für die große Diversität der neuen Regierung. Die zählt nämlich insgesamt fünf Maori und drei weitere mit Wurzeln in den pazifischen Inseln.

Drei Kabinettsmitglieder zählen zur LGBTQ-Gemeinschaft, einschließlich des schwulen stellvertretenden Premierministers Grant Robertsen. In dem hundertzwanzigköpfigen Parlament lebt ein Zehntel offen als LGBTQ, so viel wie in keinem anderen Land. Erstmals wurden auch Abgeordnete mit Ursprüngen in Afrika, Sri Lanka und Lateinamerika gewählt.

Ministerpräsidentin Ardern nannte ihr Kabinett „unglaublich vielfältig“, so wie es auch die Menschen seien, die gewählt hätten. „Als Land sollten wir darauf stolz sein“, sagte sie. Sie freue sich auch darüber. Zugleich erklärte sie aber, dass Neuseeland mittlerweile in einer Lage sei, wo Herkunft und Orientierung zweitrangig würden. Sie betonte denn auch, dass sie ihr Kabinett allein nach Leistung und Talent zusammengestellt habe.

Obwohl sie es nach den neuen Mehrheitsverhältnissen nicht nötig gehabt hätte, setzte sie die Zusammenarbeit mit den Grünen fort. Diese bekamen zwei Ministerposten außerhalb des Kabinetts: Co-Parteichef James Shaw bekam den Posten für Klimaschutz und Co-Partei­che­fin Marama Davidson, die ebenfalls Maori ist, gegen familiäre und sexuelle Gewalt.

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