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Neues zum Überfall auf AfD-PolitikerKein Kantholz, keine Kopftritte

Die Staatsanwaltschaft hat Angaben über den Angriff auf AfD-Politiker Frank Magnitz in Bremen revidiert.

Tatort in Bremen: Überwachungsvideos zeichnen ein anderes Bild Foto: reuters

Bremen/Berlin taz | Der Bundestagsabgeordnete und Bremer AfD-Landeschef Frank Magnitz hat zwei Tage nach dem Angriff auf ihn das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verlassen. Es gehe ihm „den Umständen entsprechend gut“, sagte Bremens AfD-Vize Thomas Jürgewitz der Nachrichtenagentur dpa.

Indes sucht die Polizei seit Mittwoch mit einem Hinweisportal nach weiteren Spuren. Zeugen sollen dort Bilder und Videos des Vorfalls hochladen. Ermittelt wird wegen gefährlicher Körperverletzung. Nach erster Auswertung von Überwachungsvideos vom Tatort auf dem Gelände des Bremer Theaters haben Polizei und Staatsanwaltschaft zentrale Angaben der AfD zum Tathergang revidiert.

Demnach könne auf den Aufnahmen „der Einsatz eines Schlaggegenstandes nicht festgestellt“ werden. Auch für Tritte gegen den Kopf gebe es keine Hinweise. Die Bremer AfD beteuert am Mittwoch gegenüber der dpa, dass es sich „absolut und selbstverständlich“ um eine politische Tat gehandelt habe. Für die Ermittler liegt ein politischer Hintergrund zwar nahe, die Polizei ermittelt gleichwohl in alle Richtungen. In einem Interview mit der Bild-Zeitung vom Mittwoch erklärte Magnitz: „Es kann auch ein Raubüberfall gewesen sein.“

Die Bremer AfD hatte die Tat am Montagabend als einen „Mordanschlag“ und „Ergebnis rot-grüner Hetze“ bezeichnet und erklärt: „Mit einem Kantholz schlugen sie ihn bewusstlos und traten weiter gegen seinen Kopf, als er bereits am Boden lag.“ Über Facebook veröffentlichte die AfD ein Foto, das Magnitz blutüberströmt und mit tiefer Wunde am Kopf zeigt. Der Angriff hat bundesweit für Empörung gesorgt.

Details offenbar von Parteikollegen verbreitet

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte hingegen am Mittwoch, Magnitz sei von einem von insgesamt drei Männern von hinten angesprungen worden. Daraufhin sei er gestürzt und offenbar ungebremst mit dem Kopf aufgeschlagen. „Wir gehen davon aus, dass die gesamten Verletzungen allein dem Sturz geschuldet sind“, sagte er der dpa.

Die Täter seien nach dem Angriff sofort weggelaufen. Am Dienstagvormittag hatte die Polizei noch erklärt, die Täter hätten Magnitz mit einem „unbekannten Gegenstand gegen den Kopf“ geschlagen. Am Dienstagabend revidierten Polizei und Staatsanwaltschaft diese Information.

Doch wie landeten Kantholz, Gegenstand und Tritte auf einen bereits am Boden liegenden Magnitz überhaupt in den Mitteilungen? Die AfD-Bundespartei, die auch eine entsprechende Erklärung verbreitet hatte, erklärt sich für nicht zuständig und verweist auf den Landesverband. Dort verweigert man der taz jede Auskunft. Laut dpa gehen die Angaben der AfD auf einen Besuch zweier Parteikollegen am Montagabend bei Magnitz im Krankenhaus zurück.

Am Mittwochabend relativierte dann auch die Bremer AfD ihre Darstellung des Angriffs – zumindest gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppen. „Mit dem jetzigen Wissen würden wir die Mitteilung etwas anders formulieren, aber sie entsprach dem Kenntnisstand kurz nach der Tat“, sagte Bremens AfD-Vizechef Jürgewitz. Der Begriff „Kantholz“ stamme von einem der Bauarbeiter, die den verletzten Magnitz gefunden hatten. Dieser Mann sei aber bisher nicht wieder aufgetaucht. Zugleich verteidigte der AfD-Politiker die ursprüngliche Mitteilung seiner Partei: „Ich kann nichts bewusst Falsches an der Darstellung in der Pressemitteilung erkennen.“

Laut dpa wurden die Handwerker, die Magnitz fanden, am Dienstag von der Staatsanwaltschaft vernommen. Dazu wurden aber keine Details bekannt gegeben.

Nicht die erste ungenaue Angaben

Eine Sprecherin der Polizei erklärte, bei den Mitteilungen habe es sich um die jeweils aktuellen polizeilichen Erkenntnisse gehandelt. „Die Ermittlungen sind ja sehr dynamisch.“ Dazu, auf wessen Aussagen der „unbekannte Gegenstand“ zurückgeht, wollte sie nichts sagen.

Die Ungenauigkeit in den Angaben der AfD erinnern in Bremen an eine Störaktion gegen den ehemaligen Parteivorsitzenden Bernd Lucke. Er war 2013 bei einem Auftritt im Bremer Bürgerpark von der Bühne gestoßen worden, wobei er unversehrt blieb. Die AfD hatte danach unter anderem von einem Messerangriff gesprochen. Kurz darauf stellte sich das als unwahr heraus. Die Pressestelle der Polizei hatte die Angaben der Partei damals zunächst ungeprüft übernommen, obwohl sie selbst vor Ort war.

Magnitz steht mit seinem Landesverband für einen besonders rechten Kurs mit Überschneidungen zur rechtsextremen Identitären Bewegung. Er gilt als dem völkisch-nationalistischen „Flügel“ nahestehend. In Bremen lag die AfD in Umfragen zuletzt bei 6 Prozent.

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13 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Die AfD hält das Stöckchen hoch und alle springen darüber. Obwohl nicht klar ist, aus welchem Grund der AfD-Chef in Bremen angegriffen wurde, er immerhin hält laut BLÖD auch einen Raubüberfall für möglich. Politiker wie Medien - auch die taz - beugen sich erstmal der Story mit den Kanthölzern und dem Kopftritt aus der PR-Küche der AfD. Einst kreierten die Nazis vor 33 aus einem Berliner Zuhälterkrieg die Horst Wessel Legende - Geschichte wiederholt sich nicht?!

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @Philippe Ressing:

      Interessant ist hier, dass das Opfer zurückhaltender war, als seine Parteikollegen.

  • Übrigens:



    Was das der Frank Magnitz u.a. so veröffentlichte:



    pbs.twimg.com/medi...XQAAI3yZ.jpg:large

  • Lesen Sie hier auf AfD Watch Bremen wie Frank Magnitz die Partei und das Bundestagsmandat nutzt, um die Identitären und die Naziszene in der Region zu vernetzen - im kontinuierlichen Kontakt mit Björn Höcke.



    afdwatchbremen.com...andesvorsitzender/

  • Die nächste, wie ich meine, naheliegende Frage ergiebt sich aus der möglichen Tatsache eines ungebrmsten Sturzes nach dem heftigen Stoß oder auch Schlag von hinten:



    Bei gesunden Menschen verhindern Schutzreflexe einen solchen ungebremsten Sturz bei enem Stoß von hinten.



    Die AFD hat auch nichts von einer körperlichen Einschränkung erwähnt, welche die normalerweise vorhandenen Schutzreflexe beeinträchtigt haben könnten.



    Das Opfer des Angriffs hatte zuvor an einem "Neujahrsempfang teilgenommen. [...]

    Entfernt, bitte verzichten Sie auf Spekulationen. Danke, die Moderation

    • @Wagenbär:

      Irrelevant. Victim blaming. Tatsache ist, dass die Ursache der Verletzungen ein brutaler Angriff ist. Ob das Opfer betrunken war oder nicht, ob es anders hätte reagieren können oder nicht, ist irrelevant für die Bewertung der Tat. Das Opfer muss sich nicht rechtfertigen, sondern die Täter. Das gilt auch in diesem Fall.

    • @Wagenbär:

      Naja, gesund...

  • Kommentar entfernt wegen Spekulationen. Die Moderation

    • @Laughin Man:

      Kanthölzer und Fusstritte ist eine Weise, auf die feige Arschlöcher ihre Opfer traktieren. Das sind nicht immer Rechte, das sind manchmal auch einfach nur so feige Arschlöcher.

      Wenn drei junge Männer einen mittelalten Mann von hinten angehen, sind das eh immer feige Arschlöcher. Einer allein von vorne hätte sich das wohl so oder so dreimal überlegt, egal bei wem.

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @Mustardman:

        Kein Kantholz. Kein Fußtritt. Und was jetzt?

    • 8G
      87233 (Profil gelöscht)
      @Laughin Man:

      LoL. Stimmt. Da haben die AFDler etwas verwechselt.



      Ich wünsche Magnitz gute Besserung und einen Debakel beim nächsten Wahl - auch in Bremen.

      • @87233 (Profil gelöscht):

        "Da haben die AFDler etwas verwechselt."

        Meinen Sie das ernst? Alles halb so wild, man kann ja mal vor allen Ermittlungen alle möglichen Lügen in die Welt setzen und schnell "die Linken" beschuldigen?

        Ich bin eher gespannt, ob das nicht eine false-flag-Aktion war - oder schlicht ein Racheakt unter Rechten, denn der Magnitz hat sich erst kürzlich bei etlichen Leuten aus den eigenen Reihen sehr unbeliebt gemacht.

      • @87233 (Profil gelöscht):

        Diesen Wünschen schließe ich mich an. Es hat sich wohl gezeigt, dass Antifa nicht so unstrategisch ist, aus dem AfD - Politiker einen Märtyrer zu machen.