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Neuer Außenminister im Nahost-KonfliktIhn schickt der Himmel

Heiko Maas fliegt zum Antrittsbesuch nach Israel. Eine Nationalistin freut sich auf ihren „Freund“. 2017 machten die Beiden einen besonderen Rundflug.

Heiko Maas (hier nicht im Heli über der Westbank, sondern im Flugzeug über Polen) Foto: dpa

Berlin taz | Am Sonntag fliegt der neue Außenminister Heiko Maas zum Antrittsbesuch nach Israel. Dass ihm das Land wichtig ist, betont er oft. Wie ernsthaft er diplomatisch an der immer unwahrscheinlicheren Zwei-Staaten-Lösung arbeiten wird, ist aber fraglich – zumindest mit Blick auf seine bisher letzte Israel-Reise im Februar 2017.

Damals besuchte Maas als Justizminister seine Amtskollegin Ajelet Schaked von der nationalistischen Siedlerpartei Jüdisches Heim, die ihn einen „persönlichen Freund“ nennt. Gemeinsam flogen sie im Hubschrauber über Israel – und laut israelischen Medienberichten auch über die besetzten Gebiete.

In den Berichten heißt es, der Helikopter sei auch über Samaria geflogen, wie ein Teil des palästinensischen Westjordanlands in der Bibel genannt wird. Das wäre ungewöhnlich: Deutsche Minister besuchen mit ihren israelischen Kollegen nicht die besetzten Gebiete, um den israelischen Anspruch nicht zu legitimieren. Selbst Donald Trump verzichtete auf die Begleitung durch Benjamin Netanjahu, als er die Klagemauer besuchte, da diese völkerrechtlich nicht in Israel liegt.

Das Bundesjustizministerium dementiert den Flug über die besetzten Gebiete nicht, sondern antwortet auf Anfrage der taz: „Selbstverständlich gehen wir davon aus, dass dabei die grüne Linie eingehalten wurde.“ Eine Anfrage an das israelische Justizministerium blieb unbeantwortet.

Aber nicht nur die mutmaßliche Flugroute, sondern auch der Termin war unglücklich gewählt: Am Abend zuvor hatte Israel mit einem Gesetz illegale Siedlungen rückwirkend legalisiert, was international verurteilt wurde. Am Tag des Flugs kritisierte das deutsche Außenministerium das Gesetz: „Das Vertrauen, das wir in das Bekenntnis der israelischen Regierung zur Zweistaatenlösung haben mochten, ist nachhaltig erschüttert“.

Gegen Flüchtlinge und NGOs

Schaked gilt selbst in Netanjahus Regierung als besonders rechts. Sie gehört zur nationalistischen Partei Jüdisches Heim, die Zweistaatenlösung lehnt sie ab. Flüchtlinge bezeichnete sie in der Vergangenheit als „Eindringlinge“ und auf Facebook veröffentlichte sie den hetzerischen Aufruf eines Autors gegen Palästinenser: „Sie sind feindselige Kämpfer gegen uns, und sie werden dafür bluten. Dazu zählen nun auch die Mütter der Märtyrer. (…) Sie müssen verschwinden, und ebenso die Häuser, in denen sie diese Schlangen großziehen.“

2015 brachte Schaked ein Gesetz ins Parlament ein, das NGOs zwingen sollte, ihre Finanzierung aus dem Ausland, etwa durch deutsche Stiftungen, offenzulegen. Das wurde von der Opposition als Angriff auf die Zivilgesellschaft kritisiert. Maas dagegen sprach während seines Besuchs im vergangenen Jahr von einer „vertrauensvollen, guten Zusammenarbeit“.

Der Hubschrauberflug war für die israelische Rechte ein diplomatischer Erfolg. „Der deutsche Justizminister sah die palästinensische Bedrohung mit eigenen Augen“, hieß es auf einer Nachrichtenseite. Schaked habe Maas zeigen wollen, dass die Zweistaatenlösung eine Bedrohung für die Israelis sei. Sie selbst veröffentlichte bei Facebook ein Foto aus dem Helikopter, das sie und Heiko Maas zeigt.

Gabriel war anders

In den letzten Jahren war der Ton in den diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland schärfer geworden, was mit dem Rechtsruck in Israel, aber auch mit der Person Sigmar Gabriel zusammen hängt. Dieser hatte bei einem Besuch als SPD-Chef die Situation in der besetzten palästinensischen Stadt Hebron als „Apartheid-Regime“ bezeichnet. Später kam es zu einem Eklat, als Gabriel als Außenminister regierungskritische NGOs treffen wollte und Israels Premier Netanjahu daraufhin ein geplantes Treffen absagte.

Von Heiko Maas ist Ähnliches nicht zu erwarten. Ayelet Shaked ließ bereits wissen, sie freue sich über die Berufung ihres „Freundes“.

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23 Kommentare

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  • Maas könnte ein deutscher Aussenminister werden, der es während seines Staatsbesuchs tatsächlich schafft mit dem Regierungschef des Gastlandes zu sprechen, wie im Vorfeld geplant und vorbereitet. Das ist schon was!

  • Wann wird er über Wasser gehen? Der tausendsassa

  • Oh Leute! Das ist kein seriöser Journalismus! Vor EINEM JAHR eriegnete sich der Flug. SIE nannte Maas danach ihren Freund, wollte ihn also für ihre Zwecke vereinnahmen. Kersten Augustin geht der Dame ein Jahr später auf den Leim (!?) und bastelt sich daraus seine Vermutungen über Maas' Verhalten als Außenminister. - Ehrlich: das ist... ja, was? Käse? Mist? Oder der Populismus in Richtung der vermuteten Leserschaft...

  • Interessant, wie sich heute Deutsche automatisch das Recht zuschreiben/anmaßen, trotz Holocaust, immer noch zu wissen, was für Israel gut und schlecht ist. Mit dem Selbstverständnis, alles besser zu wissen und auch moralisch auf der richtigen Seite zu stehen, werden Positionen pro Palästinenser niedergemacht. So, als wenn das quasi eine deutsche Selbstverpflichtung wäre. Denn am deutschen Wesen muss die Welt genesen.

    Die einen hielten Gabriel für unerträglich, weil er auch an die Lebensbedingungen der Palästinenser dachte, die anderen Maas für unerträglich, weil er offensichtlich auf der Seite israelischer Ultranationalistischer steht.

    Hätten wir einen Außenminister, der intellektuell in der Lage wäre, die berechtigten Interessen beider Seiten zu verarbeiten, dann könnten wir von einem Glücksfall reden.

     

    Von Maas erwarte ich, dass er die Bestätigung dafür ist, dass die SPD meilenweit von einer Erneuerung entfernt ist und den verdienten Weg Richtung 10% mit verursacht.

  • der autor sollte sich mal die netten youtube videos von der palästinensischen kindererziehung an der waffe anschauen...oder die raketen basen in den gazaschulen und unwra gebäuden! ein paar abbas zitate über die vernichtung israels würden das ganze abrunden! darüber lohnt es sich zu berichten und nicht dieser pillepalle hier!

  • Neuer Außenminister im Nahost-Konflikt - Ihn schickt der Himmel

     

    Was für ein Titel....

  • mailt sich etwa so

     

    Schon wieder einer auf dem langen Lauf in sich selbst.

     

    "Ach, ist der Rasen schön grün!

    [....]

    Wo laufen die denn? Wo laufen die denn hin?"

     

    "Jetzt finishen sie."

     

    "Ach, sind Sie ordinär"

     

    (Wilhelm Bendow) "

     

    kurz - Der Konfirmand -

    Überhubschrappt noch jedes Land.

    &

    Volkers Mund - tut Wahrheit kund.

    "Die Pälzer inne Palz.

    Saarländer inne Saar!"

    &

    "Stupidia - Dummheit - after the 2. Examen - Schadet nicht!"

    Newahr. Ganz slim.

  • Diesen spezifischen Nationalismus gab es schon zu Kolonialzeiten vor dem 3.Reich.

    Und ich glaube auch nicht daran , daß irgendjemand ein Recht auf Nationalismus hat . Nationalismus bedeutet und impliziert immer eine Erhöhung der eigenen Nation über andere . Die Aufklärung steht dagegen mit : Alle Menschen/Ethnien sind gleichwertig .

    Was ist daran falsch ?Also bitteschön , Nationalismus ist doch keine vernünftige Haltung .

  • Er ist m.E. kein Opportunist , sondern Überzeugungstäter . Siehe "Netzwerkdurchsetzungsgesetz" , das schon zu "vorsichtshalber" Zensur führt.

    Er wird den Deckel kostenpflichtig drauf machen . Meine Meinung und Erwartung.

  • Als Justizminister war Maas überfordert. Als Außenminister wirkt er wie ein schlechter Darsteller. Ein Leichtgewicht für die Ultrarechten, weil er ein Opportunist ist.

  • Aber vielleicht ist von Heiko Maas ja ein Treffen mit palästinensischen Feministinnen oder Homosexuellen zu erwarten, die nicht von Israel sondern von ihren Familienmitgliedern, Nachbarn und Hamas-Blockwarten unterdrückt werden? Ich wäre gespannt auf die TAZ-Berichterstattung ...

    • @WoogsRenegat:

      Auf die bin ich nicht so gespannt , aber was sagt ein jüdisch-arabischer Homosexueller dazu ? https://www.youtube.comwatch?v=ilPC6ha2xDQ

      Leider ist er verstorben.

      Und warum lebte Goytisolo als Homosexueller in einem arabischen Land ? Und warum jetzt Edathy ? Nicht nur weil er vielleicht einen guten Job als Ausschußvorsitzender gemacht hat.Fragen über Fragen.

    • @WoogsRenegat:

      Was hat das mit irgendwas zu tun?

  • einer der sich diesen "Siedlern", Nationalfaschisten, Mördern und Dieben (ja das ganzen Zuflüsse an Grundwasser stammen aus den Besetzten Gebieten!) anbiedert, der spricht nicht in meinem Namen!

    • @danny schneider:

      "einer der sich diesen "Siedlern", Nationalfaschisten, Mördern und Dieben ..."

       

      Haben Sie in Ihrer Aufzählung nicht noch "Parasiten, Untermenschen und Minderrassige" vergessen?

    • @danny schneider:

      Ganz stimmt nicht , aber wer was zu "Entwicklungshilfe" und Wasser lernen will empfehle ich die ARTE-Dokumentation , "Milliarden für den Stillstand" https://www.youtube.com/watch?v=3Q7piBiWENk (ab 22:00 mit Clemens Messerschmidt ,deutscher Hydrogeologe , seit 20 Jahren dort arbeitend , zu Beginn auch für GTZ).

      Perverse "Entwicklungshilfe"/ politische Destruktion , z.B. noch genauer als bei ARTE dargestellt der Fall "Fatima" Teil 1 https://www.youtube.com/watch?v=HQPRLRL_1Qc

      und Teil 2 , schlimmer geht immer , auch wenn man es nicht mehr für möglich hält . Das Ganze mit Zahlen/Tabellen des israelischen metereologischen Dienstes: https://www.youtube.com/watch?v=qq0MS7b1v2c

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Ich denke Israelis haben jedes Recht auf Nationalismus. Den Deutschen sei dank.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Immerhin besser als der letzte BDS-Außenminister

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Maas Verhalten ist schon jetzt unerträglicher . Setzt er sich doch mit einer "Politikerin "in den Hubschrauber , die einen Genozid befürwortet. Ihre Position : Weit rechts der AFD (Tom Segev). Viele rechtsgerichtete Populisten sind Israel-Fans (z.B.Geert Wilders).

      BDS-Fans sind Alice Walker , Judith Butler , Desmond Tutu ,Slavoj Zizek, Ken Loach, Mairead Maguirre, sogar Zionisten , ganze Kirchen in den USA , die Quäker . Und Stephen Hawkings beteiligte sich. Kam in keinem Nachruf . Ähnlich bei Rupert Neudecks Engagement. (Nicht für BDS,aber für alles andere).

      Na ja , rechts und rechts sowie links und links gehen halt gerne zusammen.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Sehe ich ähnlich.

       

      Gabriels Verhalten war für einen deutschen Außenminister unerträglich.

      Allerdings sollte das nun auch nicht dazu führen, dass jede rechtsgerichtete israelische Bewegung von deutschen Politikern auch noch gepusht wird.

      • @Age Krüger:

        Wenn die israelische Politik nicht kritisiert werden darf, dann stimmt etwas nicht.

         

        Auch für Israel gelten Vlökerrecht und Menschenrechte. Wir leben in 2018 und nicht mehr in 1945.

        • @J_CGN:

          Das muss ja schrecklich sein, wenn ein Deutscher mal irgendetwas nicht darf.

           

          Ich habe volles Verständnis dafür, wenn manche Staaten, deren Verhältnis nicht nur zur jüdischen Bevölkerung in den letzten hundert Jahren weitestgehend korrekt war, sich auch erlauben, massive Kritik an anderen Staaten zu üben.

          Aber für Sie scheint es einfach unerträglich zu sein, mal einfach sich ein Minimum an Benehmen anzueignen, weil eben EIN DEUTSCHER ALLES DÜRFEN MUSS, was jemand aus einem Staat, der von den Vorvätern überfallen wurde, auch darf.

           

          Sagen Sie einfach immer dabei, was Sie seit 1945 unternommen haben, damit die deutschen Kriegsverbrecher und Mörder nicht ihr Leben bis zu ihren Tod jahrzehntelang später in Saus und Braus leben konnten. Die Nazis haben 1945 nicht mehr regiert, aber Sie und viele andere haben zugeschaut und nix gemacht, damit sie weiter in Freiheit ohne Reue leben konnten!!!!

  • Wen wundert`s , daß die Wahl auf Maas fiel ? Soll einer behaupten er hätte nicht gewußt mit wem er sich da trifft und herumfliegt : https://www.youtube.com/watch?v=-czVsco7FaI

    Da ist Geert Wilders ja noch moderat. Ein großer Israel-Fan , wie Maas. Beachte auch die dortige Asyl- und Flüchtlingspolitik.

     

    Welche Bedrohung hat Maas denn konkret vom Hubschrauber aus gesehen ? Selten absurde Propaganda. Vielleicht eine wie diese ? https://www.youtube.com/watch?v=xRoL5InbHus

    Oder Menschenrechtsorganisationen wie Breaking the Silence oder B`etselem ? Oder eappi , St.Yves , AI , medico , UNICEF und locker hundert weitere ? Besuchen wird er diese "Bedrohungen" bestimmt nicht.

    Die Berichte israelischer Soldaten (Breaking the Silence), die anderen werden ja gar nicht als ewige "Terroristen" und Unmenschen gefragt , sind natürlich eine

    Bedrohung . So wie Chomsky (10 Jahre Einreiseverbot), Hedy Epstein , Judith Butler , Slavoj Zizek , Alice Walker , Mairead Maguirre und viele mehr.

    Im Übrigen : Die Behauptung der Ton sei schärfer geworden ist lächerlich und durch nichts belegbar.

    Ziemlich seltsame Betrachtungsweise , wenn man für Menschenrechte , links und gegen Rechts sein will.