Neue Zahlen vom IWF: Schlusslicht Deutschland
Die Wirtschaft wird dieses Jahr stagnieren. Das könnte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Derzeit sind 2,8 Millionen Menschen ohne Job.
Die Chipfabrik sollte auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf gebaut werden. 2 Milliarden Euro wollten Wolfspeed und ZF dafür investieren. Mit diesem Projekt kehre die industrielle Revolution in die Region zurück, frohlockte Kanzler Olaf Scholz (SPD) noch im Februar 2023. Es ist nicht die erste und einzige Chipfabrik, deren Realisierung nun fraglich ist. Bereits im September hat der Intel-Konzern angekündigt, den Bau der Chipfabrik in Magdeburg zu verschieben – trotz 10 Milliarden Euro Subventionen vom Bund. Auch sonst läuft es in der deutschen Wirtschaft alles andere als rund. Sowohl Produktion als auch Investitionen sind rückläufig. Vergangenes Jahr schrumpfte die Wirtschaftsleistung bereits um 0,3 Prozent.
Für dieses Jahr prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) für Deutschland eine Stagnation. Damit ist das Land unter den großen Industriestaaten Schlusslicht. Für die gesamte Eurozone rechnet der IWF mit einem Wachstum von 1,0 Prozent, für die im Wahlkampf befindlichen USA sogar mit 2,8 Prozent.
Die Frage ist, wie stark sich die Konjunkturflaute über kurz oder lang auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar macht. Noch herrscht in vielen Bereichen Fachkräftemangel. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht von mehr als 530.000 qualifizierten Arbeitskräften aus, die bundesweit fehlen. Besonders in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Handwerk ist der Bedarf noch groß. Doch die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andreas Nahles, warnt bereits, dass es bald mehr als 3 Millionen Arbeitslose geben könnte.
Derzeit zählt ihre Behörde 2,8 Millionen Menschen ohne Job. Doch starte die „Herbstbelebung“ nur sehr zögerlich und auch der Bedarf an Kurzarbeit ist „weiterhin erhöht“, gab Nahles bei der Vorstellung der jüngsten Arbeitslosenzahlen bekannt. Damit liegt die Arbeitslosenquote derzeit bei 6,0 Prozent. Mit so viel rechnen wichtige Forschungsinstitute auch für die nächsten beiden Jahre.
Ein weiteres Damoklesschwert über dem Arbeitsmarkt: Im September kündigte das VW-Management die seit über 30 Jahren bestehende Beschäftigungssicherung auf. Betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen drohen damit bei Deutschlands größtem Autobauer. Insgesamt arbeiten in Deutschland 130.000 Menschen bei der Marke Volkswagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Diskussion um US-Raketen
Entscheidung mit kleiner Reichweite