Neue Studie zur Krankenversicherung: Mythos Privatkasse
Private Krankenkassen gelten oft als Luxusclub. Würden alle Privatversicherten in die gesetzliche Kasse wechseln, müssten alle weniger zahlen.
D er Mythos der Privatkrankenkasse: nicht totzukriegen. Sie gelten immer noch als eine Art Luxusclub für Reiche, die bei den besten Ärzten die schnellsten Termine und die sorgsamste Behandlung bekommen, da sollte man doch neidisch werden.
Muss man aber nicht. Privatkassen sind Wirtschaftsunternehmen, sie locken in jungen Jahren mit niedrigen Prämien, die Prämien werden höher im Alter, kostenlos mitversicherte Familienangehörige gibt es nicht. Ärzte nutzen die großzügige Gebührenordnung mitunter mit überflüssigen Untersuchungen aus. Tausende von älteren Privatversicherten wünschen sich nichts sehnlicher, als von einer gesetzlichen Krankenkasse aufgenommen zu werden, was aber jenseits des 55. Lebensjahres so gut wie unmöglich ist.
Trotzdem gelten die Privatkassen vielen Menschen als Privileg, deren Auflösung viele Ungerechtigkeiten beseitigen würde. Eine neue Bertelsmann-Studie hat ausgerechnet, dass pro gesetzlich Versichertem vier Euro im Monat gespart würden, müssten die meist besserverdienenden Privatversicherten in eine gesetzliche Kasse. Würde man die Privatkassen auflösen, eine Bürgerversicherung einführen und den Ärzten die Honorarverluste ausgleichen, die durch den Wegfall der Privatpatienten entstünden, käme man auf diese vier Euro pro Versichertem.
Vielleicht lohnt es sich derzeit gar nicht, für eine solche Einheitsversicherung, eine „Bürgerversicherung“, politisch zu kämpfen. Eine Maximalforderung verstellt oft den Blick auf konkrete Missstände. Mit einer Absenkung der Mindestbeiträge für Geringverdiener zum Beispiel sind gesetzliche Kassen auch für Kleinselbstständige interessant geworden. Durch Terminservicestellen soll der Facharzt-Zugang für gesetzlich Versicherte verbessert werden. Die Kassenverbände müssen für eine faire Arztdichte in den Regionen sorgen. Die Diskriminierung von gesetzlich Versicherten, wo es sie gibt, muss unterbunden werden. Das ist der nächstliegende gangbare Weg.
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